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Pressemitteilung 14/2007

Geplante Nordspange durch den Reichswald zum Flughafen Nürnberg

Massive Kritik zur Eröffnung des Planfeststellungsverfahrens und Auftakt zur Sammlung von Einwendungen

Das Planfeststellungsverfahren für die Flughafenanbindung durch den Bannwald hat am 5. November 2007 begonnen.

Ein breites Aktionsbündnis aus Bürger- und Umweltgruppen startet eine Unterschriftenaktion für Einwendungen im laufenden Planfeststellungsverfahren, um den Reichswald vor einer weiteren Zerschneidung zu bewahren. "Die geplante Nordspange von der Autobahn A 3 bei Nürnberg-Buchenbühl zum Flughafen Nürnberg würde einen hohen Flächenverbrauch und massive Eingriffe in den auch nach EU-Recht geschützten Sebalder Reichswald bedeuten. Das Projekt wäre ein Anschlag auf den Klimaschutz und in völligem Widerspruch zu den Zielen der Staatsregierung beim Flächenschutz, der Förderung des öffentlichen Verkehrs und der Verbesserung der Luftsituation im Ballungsraum. Es ist das aktuell zweite Projekt neben der sog. Südumfahrung Buckenhof-Uttenreuth-Weiher, mit dem der Sebalder Reichswald zerstückelt würde. Wir bitten alle Waldfreundinnen und Waldfreunde der Region um Unterstützung", so der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner.

'Sehr hohes Umweltrisiko, Unwirtschaftlichkeit und geringe Entlastung' – das waren noch 2003 das Gutachterergebnis des Bundesverkehrsministeriums zur geplanten Nordspange. "Trotzdem hat nun die Regierung von Mittelfranken für die teure, und ökologisch problematische Waldtrasse mit Tunnelvariante das Planfeststellungsverfahren eingeleitet. Wir begreifen das als Affront und werden alle Möglichkeiten ausschöpfen, die Waldzerstörung zu verhindern," meint dazu der Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Nürnberg-Stadt, Günther Raß und weiß nicht nur die benachbarte BN-Kreisgruppe Erlangen hinter sich, sondern auch das "Aktionsbündnis Lebenswertes Ziegelstein", den "Siedlerbund Buchenbühl" und viele Bürgerinnen und Bürger. Noch bis 18. Dezember können sich alle Bürger gegen den gewaltigen Eingriff in den Bannwald aussprechen.

Das Bündnis kritisiert massiv die mangelhafte Informationspolitik der Stadt Nürnberg. Obwohl tausende von BürgerInnen in Ziegelstein und Buchenbühl sowie unzählige Naherholungssuchende von dem Eingriff betroffen sind, wurde das Verfahren nur im Amtsblatt angekündigt. „Eine öffentliche Veranstaltung zu Beginn des Verfahrens wäre in den Ortsteilen dringend nötig,“ so Marion Grau, 1. Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Ziegelstein/Buchenbühl. „Offensichtlich scheuen die Befürworter aus SPD und CSU hier die Konfrontation mit der Bevölkerung und wollen die Trasse möglichst schnell durchpeitschen.“

Auf einer Streckenlänge von etwa 2,8 km würde sich das gesamte Bauwerk erstrecken. Etwa 1,2 km verläuft die Planungstrasse quer durch den Sebalder Reichswald, Auffahrten und Abfahrten nicht eingerechnet. Kein Meter der Trasse würde ebenerdig verlaufen. Bevor die Straße in einem Tunnel unter der Rollbahn verschwände, würde sie etwa 700 Meter lang auf einem mehrere Meter hohen Damm verlaufen. Die Lärmwirkung auf Buchenbühl wäre damit besonders intensiv. Weil der Tunnel außerhalb der Landebahn nicht unterirdisch gebohrt, sondern in offener Bauweise gegraben würde, müsste auf der gesamten Strecke der Wald abgeholzt  werden. 2001 wurden die Kosten bereits auf 52 Mio. Euro Steuergelder geschätzt.

Megatunnel im Sumpf

Wie sensibel die Ökosysteme entlang der Trasse sind, zeigt die Ausweisung kommunaler Überschwemmungsgebiete bei Ziegelstein im August dieses Jahres. Die geplante Tunnelausfahrt am Flughafenkreisel liegt nahezu komplett im Überschwemmungsgebiet des Bucher Landgrabens. Eigentlich dürfen hier keine neuen Versiegelungen ausgewiesen werden.

Auch im Norden, am Kothbrunngraben bei Buchenbühl befindet sich ein großes, naturschutzfachlich besonders wertvolles Feuchtgebiet. Ähnlich wie beim Bau der U-Bahn müsste hier das Grundwasser während der gesamten Bauzeit abgepumpt werden. Im Umkreis von Kilometern drohen dann alle Feuchtbiotope auszutrocknen. So befürchten Naturschützer, dass auch abseits des eigentlichen Kahlschlages ein irreversibles Waldsterben einsetzen kann.

Erschließung für zukünftiges Güterverkehrszentrum?

In der Koalitionsvereinbarung des Nürnberger Stadtrats ist ein Güterverkehrszentrum am Nürnberger Flughafen festgeschrieben. Mit ca. 240.000 Quadratmetern wurde hierzu zwischen Flughafenstraße und Autokino im aktuellen Flächennutzungsplan Nürnbergs größtes neues Gewerbegebiet ausgewiesen.

Politiker der großen Stadtratsfraktionen haben immer wieder betont, dass die Nordspange eine Erschließungsstraße für diese gewaltigen Gewerbeflächen werden soll. Von einer Entlastung der Bürgerinnen und Bürger in Ziegelstein - als ein Hauptgrund für die Nordspange immer wieder angeführt - kann dann jedoch keine Rede mehr sein. Daher sprechen sich auch die im „Aktionsbündnis lebenswertes Ziegelstein ABZ“ organisierten Bürgerinnen und Bürger eindeutig gegen die Nordspange aus.

Bündnis ruft zur Bürgerbeteiligung auf!

Alle Interessierten können die Planunterlagen noch bis Dienstag, den 4. Dezember bei der Stadt Nürnberg, Peuntgasse 5, Zimmer 104 zu den üblichen Öffnungszeiten einsehen (Mo., bis Do. von 8.30 Uhr bis 15.30 Uhr u. Fr. 8.30 – 12.30 Uhr). Unter dem Link

www.tiefbauamt.nuernberg.de/site/geplant/planfest_flughafenanbindung.html kann man sich die Unterlagen auch online durchsehen oder herunterladen.

Die Frist für Einwendungen endet am Dienstag, den 18.12.2007. Das Bündnis bittet wenn möglich die Unterschriftenlisten bis Freitag, den 14. Dezember zurückzugeben, um die Frist zu wahren. Unterschreiben können alle Betroffenen, d.h. AnwohnerInnen, BesucherInnen, TouristInnen, ja selbst Kinder und Jugendliche, die Waldverlust, Verkehrslärm, Schadstoffimmissionen, Klimawandel, verspäteten und nicht ausgebauten Nahverkehr, Zunahme gefährdeter Pflanzen- und Tierarten u.v.a. nicht hinnehmen wollen.

In den nächsten Tagen werden tausende von Exemplaren flächendeckend an alle Haushalte in Buchenbühl und Ziegelstein verteilt. Außerdem können die Unterschriftenlisten von der Homepage des BN heruntergeladen werden (www.bund-naturschutz-nbg.de). Sie liegen zudem in den Geschäftsstellen von Bund Naturschutz (Endterstraße 14, 90459 Nürnberg) und Landesbund für Vogelschutz (Humboldtstr. 98, 90459 Nürnberg Tel.: 0911/454737) aus. Auf Anfrage werden auch gerne Unterschriftenlisten versandt (BN Tel. 0911 / 457606, info@bund-naturschutz-nbg.de).

Amts-Schikanen erst nach vielen Anfragen zurückgenommen

Das Tiefbauamt der Stadt Nürnberg ist für die öffentliche Auslegung der Unterlagen verantwortlich. Weil der Bund Naturschutz seit Ende 2006 wegen des von der Bundesregierung beschlossenen Beschleunigungsgesetzes die Planungsunterlagen nicht mehr zugesandt bekommt, wurden bereits am ersten Auslegungstag Kopien vom Tiefbauamt bzw. vom Staatlichen Bauamt erbeten. Für die Kopien wurden von den Behörden pro Seite 4,- € verlangt. Die gesamten Unterlagen hätten damit mehrere Tausend Euro gekostet. Durch den massiven Nachfragedruck besorgter BürgerInnen musste nun das Tiefbauamt die Unterlagen per Internet zugänglich machen. Ein erster Zwischenerfolg.