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Pressemitteilung 22/2008

Stellungnahme zur Baumfällung in der Wilhelm-Spaeth-Straße

 Einen Baum in der Stadt zu fällen ist immer eine traurige Angelegenheit. Ganz besonders in Nürnberg, das im Vergleich zu anderen Städten sehr wenig innerstädtisches Grün aufzuweisen hat. An einen Baum oder eine Allee gewöhnt man sich sehr schnell, es sind vertraute Begleiter durch die vier Jahreszeiten. Da ist die Empörung natürlich besonders groß, wenn im goldenen Oktober, bei schönster Herbstfärbung eine komplette Allee gefällt werden soll. Das Thema Straßenbäume ist ein sehr emotionales und das ist auch gut so. Schließlich handelt es sich um lebendige Kreaturen, die uns den Alltag verschönern.

Bei aller Emotionalität gibt es allerdings auch eine ganz rationale und technische Seite, die man nicht außer Acht lassen darf. Ein Straßenbaum hat nicht die gleiche Lebenserwartung wie ein Baum in der freien Natur. Dort kann ein Ahorn, je nach Art schon mal 400 Jahre alt werden.

Ich habe mir nach dem Erscheinen des Zeitungsartikels die Situation noch am gleichen Tag angesehen und kann leider die Einschätzung des von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachtens nur teilen. Die Bäume sind, wie man so schön im Fachjargon sagt, ohne Ausnahme abgängig und würden nach Beendigung der Straßenbaumaßnahmen weder den Kriterien der Standsicherheit noch der Verkehrssicherungspflicht entsprechen.

Die Schuld für diese frühe Fällung liegt jedoch in der Vergangenheit. Als die Bäume vor fünfzig Jahren gepflanzt wurden hat man die Pflanzbeete viel zu gering dimensioniert und die Abstände zu den Gebäuden nicht ausreichend berücksichtigt. Sehr bedauerlich, aber nicht zu ändern.

Die bereits begonnenen Arbeiten in der Wilhelm-Spaeth-Straße zeigen eindeutig, dass das Gartenbauamt aus diesen Fehlern seine Konsequenzen gezogen hat. Die Pflanzquartiere sind wesentlich größer geworden, die Auswahl der Bäume ist auf den jeweiligen Standort abgestimmt. Diese vorausschauende Planung ist unbedingt zu begrüßen. Es wird dazu führen, dass diese Bäume eine wesentlich längere Lebenserwartung haben werden.

Nun kämpft der Bund Naturschutz schon seit Jahren für jeden bestehenden Baum in Nürnberg und setzt sich massiv für Neuanpflanzungen ein, damit es mehr und nicht weniger Bäume in der Stadt gibt.

Wahrheiten, auch wenn sie unbequem sind, müssen aber gesagt werden. Und wenn es keine Alternative zu einer Fällung gibt, dann sollten die Verantwortlichen das ohne wenn und aber vertreten. Es ist eine falsche Rücksichtnahme zum Beginn der Planung zu sagen, wir fällen nur zwei Bäume und schieben dann während der Bauarbeiten die restlichen Fällungen nach. Diese Salami-Taktik verärgert die Bürger zu Recht. Dass die komplette Allee bei einer Straßen-Neugestaltung gefällt werden muss, wäre nämlich bereits zum Zeitpunkt der Planung klar ersichtlich gewesen.

Der renommierte Schweizer Landschaftsarchitekt Dieter Kienast hat einmal über den Garten gesagt, er ist  „der letzte Luxus unserer Tage, denn er fordert das, was in unserer Gesellschaft am seltensten und kostbarsten geworden ist: Zeit, Zuwendung und Raum.“ Dieser Satz gilt in gleichem Maße auch für die Straßenbäume der Wilhelm-Spaeth-Straße. Der Raum für die neuen Bäume wurde erweitert, für die  Zuwendung ist das Gartenbauamt zuständig. Aber beim Faktor Zeit sind alle Anwohner gefordert. Hier sollte man die Chance sehen, dass die Neuanpflanzung in ein paar Jahren, Bäume wachsen nun einmal nicht schneller, zu einem attraktiven Wohnumfeld beitragen wird. Ich denke, dass sich diese Aussicht in die Zukunft in jedem Fall lohnt.