BN-Interkulturell: gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung
„Was können wir gegen die Lebensmittelverschwendung tun?“ Mit dieser Frage beschäftigten sich Frauen aus acht verschiedenen Herkunftsländern am Samstagmittag, 22. Oktober im Marienheim, Harmoniestraße 16.
Die dreistündige Veranstaltung fing wie immer mit einer Vorstellungsrunde der Teilnehmerinnen an. Schnell stellte sich heraus, dass ihr Interesse an dem Thema sehr groß ist. „Nachdem mein Mann gestorben ist, finde ich es schwierig, nur für eine Person zu kochen“. „Ich lebe schon lange in Deutschland und stelle immer wieder fest, dass die Esskultur hierzulande wie in allen anderen Industrieländern floriert, man denkt aber kaum über den Umgang mit Lebensmitteln nach“, sagte eine erfahrene Kochleiterin aus Vietnam. Auf diese Anliegen wurden in dem anschließenden Vortrag eingegangen.
Lebensmittel für die Tonne
Zuerst wurden die Frauen mit einigen schockierenden Fakten konfrontiert: 81,6 kg Lebensmittel landen in deutschen Privathaushalten pro Person pro Jahr im Müll – das heißt, eine vierköpfige Familie wirft ca. 940 Euro im Jahr zum Fenster hinaus! Und aufgepasst: Es geht dabei nur um die weggeworfenen Lebensmittel in privaten Haushalten. Lebensmittel, die vom Acker bis zum Lebensmittelgeschäft „ausgemustert“ oder in Supermärkten wegen des fast abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatums entsorgt werden, sind dabei nicht berücksichtigt.
Für die gesamte Menge des entlang der Lebensmittelkette und in Haushalten weggeworfenen Obstes, Gemüses und Getreides wird knapp ein Drittel des Ackerbodens der ganzen Welt umsonst bestellt. Umsonst verbraucht werden auch Energie, Wasser und andere Rohstoffe für Transport und Lagerung der Lebensmittel, die nie verwertet werden.
Resteverwertung kann so lecker sein!
So lautete die konkrete Frage: „Was können wir tun?“. „Vieles“, sagte Olga Grineva, „etwa die Hälfte der Lebensmittelabfälle von privaten Haushalten ist vermeidbar“. In Russland, wo sie herkommt, wird zwei Tage altes Weißbrot mit Milch und Eiern ohne viel Aufwand zu leckerem „Grenki“ verarbeitet. Solche Tipps zur Resteverwendung gibt es in jedem Kulturkreis. „Wir können diese Erfahrungen austauschen und auch etwas Neues ausprobieren. Wir sollten eine To-Do- und Not-to-Do-Liste selbst erstellen und das Prinzip beherzigen.“
So etwa: Nie einkaufen gehen mit leerem Magen! „Unansehnliches“ Obst und Gemüse im Hofladen kaufen statt Sonderangebote im Supermarkt zu jagen! Lebensmittel richtig lagern, auch im Kühlschrank! Die Vorräte regelmäßig prüfen! Bei abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum erst prüfen, dann für Essen oder Wegwerfen entscheiden!
Die Begeisterung der Teilnehmerinnen stieg in der anschließenden Kochpraxis. Als Vorspeise wurden grüne Smoothies probiert. Petersilie verleiht dem Getränk ein schönes Grün, Banane und Apfel angenehme Süße. Wenn alle Zutaten in Bio-Qualität besorgt werden, können wirklich alle Teile verwendet werden, auch Kräuterstiele, Bananenschalen, Apfelschale und -kerne, die üblicherweise im Biomüll landen. Das Getränk gilt letztendlich als eines der umweltfreundlichsten Speisen mit wenig Abfall!
Alter Käse und nicht mehr ganz so gutaussehendes Gemüse im Kühlschrank können zu einem „Gemüsestrudel“ verarbeitet werden. Alter Feldsalat muss nicht unbedingt als Salat gegessen werden, sondern kann mal zu einer leckeren Suppe auf Kartoffelbasis verkocht werden.
Von den speziellen Resteverwertungsrezepten von Olga Grineva waren alle Teilnehmerinnen geschmacklich begeistert. Das Motto „Gemeinsam gegen Wegwerfen – verwerten statt verschwenden“ können wir ja tatsächlich mit Spaß umsetzen!
Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:
Kazumi Nakayama, Migrantenbeauftragte des BN-Vorstands
E-Mail: kazumi_nk@hotmail.com
Telefon: 0911/3 68 53 51 oder BN-Büro