Betonfundamente im Gelbbauchunken-Biotop
Der Hohe Bühl ist mit seinen tonigen Böden und Sandsteinformationen (Teufelsbackofen, Steinbrüche) einer der artenreichsten Laubmischwälder der Region und in seiner Flora für das mittelfränkische Becken äußerst untypisch. Die geplanten Maststandorte der Juraleitung würden massiv in das sensible Ökosystem eingreifen. Zahlreiche Pflanzenarten, die im Stadtgebiet Nürnberg selten sind, treten hier auf, wie z.B. die Echte Schlüsselblume (Primula veris, Vorwarnliste, gesetzlich geschützt) und die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior, gesetzlich geschützt). Die Echte Goldrute (Solidago virgaurea) und der Gewöhnliche Teufelsabbiss (Succisa pratensis, Vorwarnliste) gedeihen rund um den Teufelsbackofen. Beide Arten kommen in Nürnberg praktisch sonst nicht vor. Ungewöhnlich ist die Vielzahl der Wicken im Wald. Die Kassubische Wicke (Vicia cassubica) und die Erbsen-Wicke (Vicia pisiformis) gelten beide in Bayern als gefährdet. Auch die Wald-Wicke (Vicia sylvatica, Vorwarnliste) ist in Nürnberg sonst extrem selten. Laubwaldbereiche mit Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis), Hänge-Segge (Carex pendula) und Seidelbast (Daphne mezereum, Vorwarnliste, gesetzlich geschützt) findet man so sonst erst wieder im Frankenjura.
Sandige Waldwege und Böschungen weisen ebenfalls eine typische Vegetation auf, mit Nelken-Haferschmiele (Aira caryophyllea, stark gefährdet!), Bergsandglöckchen (Jasione montana, gefährdet), Ausdauerndem Knäul (Scleranthus perennis, gefährdet) und Kleinem Vogelfuß (Ornithopus perpusillus, stark gefährdet!). Weiterhin kann man hier Mauer-Gipskraut (Gypsophila muralis, gefährdet), Nickenden Löwenzahn (Leontodon saxatilis, stark gefährdet!) und Zierliches Labkraut (Galium pumilum, Vorwarnliste) finden. Die vegetationsökologische Eingriffsempfindlichkeit ist allgemein hoch.
Zwischen den geplanten Maststandorten 66 und 65 ist das Quellgebiet des Oberen Brandgrabens mit mehreren Quellaustritten und guter Wasserführung. Dieser ist wichtiger Lebensraum der Zweigestreiften Quelljungfer (Cordulegaster boltonii, gefährdet), unserer größten heimischen Libelle. Beim Bau der Masten ist mit einer Gefährdung des Grundwassers, des oberflächennahen Wasser und einer Störung des sensiblen Quellbiotops zu rechnen. Eine nachhaltige Störung grundwasserführender Schichten kann nicht ausgeschlossen werden.
Der Alteichenbestand am Hohen Bühl ist ebenfalls hochsensibel und potenzieller Lebensraum von FFH-Arten wie Eremit (Osmoderma eremita) und Hirschkäfer (Lucanus cervus) sowie vieler anderer totholzbewohnender Käfer. Eine ebenfalls hohe Bedeutung für zahlreiche Fledermausarten sowie für Höhlenbrüter aller Art (Spechte, Waldkauz, Hohltaube) muss angenommen werden. Der Baumbestand ist zentraler wertgebender Bestandteil des europäischen Vogelschutzgebiets „Nürnberger Reichswald“ (SPA-Gebiet, Special Protection Area). Geplante Arbeiten auch im Umfeld, die den sensiblen Wald beeinträchtigen könnten, insbesondere alle Eingriffe in Boden, Grundwasser oder in benachbarten Baumbestand, sind gravierend.
Der gesamte Bereich um das ehemalige Airfield und südlich des Hohen Bühls ist wichtiger Lebensraum der Gelbbauchunke (Bombina variegata), die kleine Gewässer auf tonigen Standorten als Laichgewässer nutzt. Die Gelbbauchunke ist nach Anhang II und IV der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) streng geschützt und bundesweit stark gefährdet. Auch andere Amphibien, wie Bergmolch und Grünfrösche, kommen rund um den Hohen Bühl vor. Eingriffe, die die Population oder Laichgewässer in irgendeiner Form gefährden, sind daher strikt abzulehnen.
Das Waldgebiet weiter westlich am Autobahnkreuz Nürnberg Süd ist einer der wenigen Standorte des Ästigen Rautenfarns (Botrychium matricariifolium) in der Region und im Artenhilfsprogramm der Regierung von Mittelfranken. Er gilt sowohl nach Roter Liste Bayern als auch nach der bundesweiten Roten Liste als stark gefährdet (Status 2). Zudem ist die Art nach Bundesartenschutzverordnung streng geschützt und die hohe Verantwortung Deutschlands wird hervorgehoben. Eine Gefährdung und Beeinträchtigung des Standorts ist auszuschließen.














