Heuschrecken in Nürnberg
Nürnberg als Eldorado für Heuschrecken
Das mittelfränkische Becken ist die artenreichste Heuschreckenregion Bayerns. Auch Nürnberg ist mit ca. 45 Arten herausragend. Daher hat die Stadt auch eine besondere Verantwortung für den Schutz dieser Tiergruppe.
In der vorliegenden Übersicht haben wir versucht, die Heuschreckenfauna Nürnbergs für Sie zusammenzustellen. Wichtige Grundlage sind dabei die Stadtbiotopkartierungen und vor allem die Arbeit von Peter Reger, die Sie auf der Homepage der Naturhistorischen Gesellschaft finden.
Insgesamt sind die Kenntnisse gut, für etliche seltene Arten fehlen aber Daten. Gerade auch in den letzten Jahrzehnten wurden einige Arten neu nachgewiesen. Wir würden uns daher über alle Hinweise freuen, um die Darstellung dauerhaft aktuell zu halten.
Die Bewertungen der Häufigkeit richten sich nach dem Arten- und Biotopschutzprogramm (ABSP) und der Stadtbiotopkartierung (2007). Bei einigen Arten wurde das korrigiert, da sich in den letzten Jahren doch Veränderungen und neue Erkenntnisse ergeben haben.
GEFÄHRDUNG
Vom Insektensterben sind gerade Heuschrecken besonders betroffen, stellen sie doch in vielen Biotopen einen erheblichen Teil der Biomasse. Selbst einst häufige Arten treten in der Kulturlandschaft mittlerweile nur noch vereinzelt auf. Meist entdecken wir nur in geschützten Biotopen die Vielfalt an Arten auch in ihrer einstigen Häufigkeit. Mehr noch als Gifte und Überdüngung setzen den Tieren Großmaschinen in der Landwirtschaft, aber auch in der kommunalen Pflege zu.
Fast die Hälfte der Nürnberger Heuschreckenarten ist auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten oder auf der Vorwarnliste. Selbst im Stadtgebiet gelten etwa 50 % der Arten als selten oder sehr selten. Nur 14 Heuschreckenarten werden als häufig oder verbreitet eingestuft.
Wir haben die Gefährdung nach den gängigen Roten Listen zusammengestellt. Hier können sich Bewertungen relativ schnell ändern und wir erbitten dazu Rückmeldung.
HELFEN SIE MIT!
Der BUND Naturschutz bietet ein breites Angebot zu Grashüpfern und Heuschrecken, denn diese Tiere benötigen den großflächigen Schutz intakter Kulturlandschaften. Gärten und Blühstreifen sind meist keine geeigneten Lebensräume für diese wenig mobile Tiergruppe.
Der BUND Naturschutz hat in den letzten zwei Jahrzehnten zigtausende Quadratmeter Flächen bei Kornburg angekauft und zu hervorragenden Blühflächen gestaltet. Heute kommen hier über 20 Heuschreckenarten vor, ein für Nürnberg seltener Artenreichtum. Davon stehen sechs Arten auf der Bayerischen Roten Liste!
Unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende, um diese Vielfalt zu erhalten!
Sparkasse Nürnberg
IBAN: DE75 7605 0101 0001 0085 51
BIC: SSKNDE77
Alle Fotos auf dieser Seite stammen (soweit nicht anders erwähnt) von Wolfgang Dötsch.
Art | relative Häufigkeit | RL D | RL BY | bevorzugte Lebensraumtypen |
---|---|---|---|---|
Acheta domesticus | v | - | - | vermutlich im ganzen Stadtgebiet verbreitet, vor allem in der Innenstadt |
Acrotylus patruelis Schlanke Ödlandschrecke | ss | - | - | nur Rangierbahnhof (Pankratius), keine aktuellen Nachweise bekannt |
Barbitistes constrictus Nadelholzsäbelschrecke | ss? | - | - | nur wenige Funde, z.B. NSG Föhrenbuck und Schmausenbuck (Dötsch), LPV-Projekt Sandband (Waeber), ein historischer Nachweis bei Brunn, vermutlich häufiger |
Barbitistes serricauda | ss? | - | - | nur ein Nachweis: LPV-Projekt Sandband (Waeber), vermutlich häufiger |
Chorthippus albomarginatus Weißrandiger Grashüpfer | v | - | - | feuchte Wiesen, stellenweise auf trockenen Standorten |
Chorthippus apricarius Feldgrashüpfer | s | - | 2 | Sandmagerrasen, Ruderalfluren, begrenzte Vorkommen auf dem Moorenbrunnfeld, bei Kornburg und bei Reichelsdorf (LPV-Kartierung) |
Chorthippus biguttulus | h | - | - | trocken-warme Standorte und mesophiles Grünland |
Chorthippus brunneus Brauner Grashüpfer | h | - | - | trocken-warme Standorte |
Chorthippus dorsatus Wiesengrashüpfer | s | - | V | ausgedehntes Feuchtgrünland, selten andere Lebensräume, z.B. im Pegnitztal, südöstlich des Flughafens oder am Fischbach, im Süden und Westen des Stadtgebiets selten oder fehlend |
Chorthippus mollis Verkannter Grashüpfer | v | - | 3 | trocken-warme Sandstandorte |
Chorthippus vagans Steppengrashüpfer | z | 3 | 2 | trocken-warme Waldränder und Sandmagerrasen, v.a. im Bereich des Lorenzer Reichswaldes, Pegnitztal Ost; LPV-Projekte Ottergraben/Ludwigskanal, Sandband Kornburger Straße und Ringbahn Erlenstegen |
Chrysochraon dispar Große Goldschrecke | z | - | - | feuchte Wiesen mit geringer Mahdintensität, vor allem in Reichswaldnähe aber durchaus auch isolierte Vorkommen im Siedlungsgebiet, z.B. BN-Biotope Fischbach Augraben und Hartgraben. |
Conocephalus dorsalis Kurzflügelige Schwertschrecke | ss | - | 3 | StBK nur Königshof, aktuell außerdem Amphibientümpel Greuth (Dötsch 2020), vermutlich übersehen und etwas häufiger |
Conocephalus fuscus Langflügelige Schwertschrecke | v | - | - | Ufersäume, Hochstaudenfluren, Ruderalfluren, Feuchtwiesen |
Decticus verrucivorus Warzenbeißer | ss | 3 | 3 | nur im Raum Kornburg und in Brunn/Birnthon sowie aktuell zwischen Alt- und Neukatzwang (LPV-Kartierung) |
Euthystira brachyptera Kleine Goldschrecke | z | - | - | trockene und frische Wiesen mit geringer Mahdintensität, Säume, Hochspannungsleitungen |
Gomphocerus rufus Rote Keulenschrecke | ss | - | - | Magerstandorte, nur ein Nachweis in der Stadtbiotopkartierung bei Birnthon und ein älterer Fund im Pegnitztal Ost (Reger), aktuell am Hohen Bühl |
Gryllotalpa gryllotalpa Gemeine Maulwurfsgrille | ss | G | V | nur ein Vorkommen in Kleingartenkolonie Baggerloch (Dötsch) |
Gryllus campestris Feldgrille | z | - | V | im Raum Kornburg/Gaulnhofen/Herpersodorf sowie vereinzelt um Krottenbach und im östlichen Pegnitztal |
Leptophyes albovittata Gestreifte Zartschrecke | ss | - | V | StBK nur ein Nachweis am Bahndamm Schweinauer Buck, BN-Biotop Kornburg Schenkung und südlich A6 (Dötsch 2020) |
Leptophyes punctatissima Punktierte Zartschrecke | v | - | - | Wälder, Gebüsche, Gärten, in Ausbreitung, vermutlich häufig übersehen |
Meconema meridionale Südliche Eichenschrecke | z | - | - | Erstnachweis Dötsch 2017 Marterlach, in Ausbreitung und vermutlich im Stadtgebiet weit verbreitet |
Meconema thalassinum Gemeine Eichenschrecke | v | - | - | Laubwälder, Gebüsche, Gärten, aufgrund der Lebensweise wenig nachgewiesen, vermutlich häufig |
Metrioptera brachyptera Kurzflügelige Beißschrecke | s | - | V | extensive Magerstandorte mit mittlerer Vegetationshöhe |
Myrmecophilus acervorum Ameisengrille | ss | D | D | nur wenige Nachweise, z.B. Ziegelstein (Pankratius), vermutlich häufig übersehen |
Myrmeleotettix maculatus Gefleckte Keulenschrecke | s | - | 3 | Sandmagerrasen, Freileitungstrassen, oft zusammen mit O. caerulescens jedoch geringeres Ausbreitungsvermögen |
Nemobius sylvestris | v | - | - | trockene, warme Laubwälder, Waldränder, vermutlich häufiger |
Oecanthus pellucens Weinhähnchen | ss | - | - | Vorkommen am Rangierbahnhof mit Verbreitung in die benachbarten Stadtteile, außerdem NSG und Deponie Föhrenbuck |
Oedipoda caerulescens Blauflügelige Ödlandschrecke | v | - | 3 | lückige Sandmagerrasen, Abbaustellen |
Omocestus haemorrhoidalis Rotleibiger Grashüpfer | s | 3 | 2 | kurzrasige Sandmagerrasen, BN-Biotop Kornburg 2, wenig mobil |
Omocestus viridulus Bunter Grashüpfer | z | - | V | feuchte Wiesen in Waldrandnähe |
Phaneroptera falcata Gemeine Sichelschrecke | z | - | - | eher trockene, extensive Wiesen und Hochstaufenfluren |
Pholidoptera griseoaptera Gewöhnliche Strauchschrecke | h | - | - | Wälder, Gebüsche |
Platycleis albopunctata Westliche Beißschrecke | z | - | 3 | Sandmagerrasen, trockene Lebensräume an Bahnanlagen, nur am Flughafen im Pegnitztal Ost und im südlichen Stadtgebiet, z.B. Kornburg, NSG Föhrenbuck, Röthenbach Ost, Hafen |
Pseudochorthippus montanus Sumpfgrashüpfer | s | V | V | feuchte, magere Wiesen, Schwerpunkt in den Feuchtwiesen südlich des Flughafens/bei Lohe, sonst sehr selten |
Pseudochorthippus parallelus Gemeiner Grashüpfer | h | - | - | Grünland, Brachen |
Roeseliana roeselii Roesels Beißschrecke | h | - | - | Wiesen und Hochstaudenfluren, z.T. auch in trockenen Lebensräumen |
Sphingonotus caerulans Blauflügelige Sandschrecke | s | 2 | 2 | ausgedehnte Sandmagerrasen und Rohbodenstandorte, Schwerpunktvorkommen am Rangier- und Vorbahnhof, NSG Föhrenbuck und Hainberg, außerdem Sandgrube Katzwang/Neuses und Hohlsteinbruch/Worzeldorf |
Stenobothrus lineatus Heidegrashüpfer | ss | - | 3 | nur im Wasserwerksgelände Pegnitztal Ost |
Stenobothrus nigromaculatus | ss | 2 | 2 | Sandmagerrasen, nur zwei Vorkommen in Nürnberg am Hainberg und am Moorenbrunnfeld |
Stenobothrus stigmaticus Kleiner Heidegrashüpfer | ss-s | 3 | 2 | Sandmagerrasen, Heiden; Vorkommen im Pegnitztal Ost, am Moorenbrunnfeld, im Volkspark Marienberg und am Flughafen |
Stethophyma grossum Sumpfschrecke | ss | - | V | Gründlachtal, Pegnitztal Ost, auch Edelsweiher, Königshof, Gaulnhofer Graben, Schwarzengraben Forstweiher, Hafengebiet, Rednitztal, Moorenbrunnfeld, BN-Biotop Fischbach; umfangreiche Vorkommen im südlichen Stadtgebiet wurden bisher übersehen, gegebenenfalls auch in Ausbreitung |
Tetrix bipunctata Zweipunkt-Dornschrecke | ss | 2 | G | trocken-warme Standorte, nur zwei Vorkommen am Föhrenbuck und am Flughafen bekannt, aber vielleicht weiter verbreitet |
Tetrix subulata Säbeldornschrecke | v | - | - | Feuchtgebiete, in Nürnberg vermutlich weiter verbreitet |
Tetrix tenuicornis Langfühler-Dornschrecke | ss | - | V | trockene Standorte, in Nürnberg vermutlich weiter verbreitet |
Tetrix undulata Gemeine Dornschrecke | z | - | - | Offenlandstandorte aller Art, vermutlich verbreitet |
Tettigonia cantans Zwitscherschrecke | ss | - | - | an relativ kühlen, feuchten Stellen in Reichswaldnähe, z.B. im Gründlachtal oder auf der Moorenbrunnwiese, im Reichwald häufiger |
Tettigonia viridissima Grünes Heupferd | h | - | - | Gebüsche, Grünland, Gärten |
Legende
Rote Liste Bayern
V (Vorwarnliste): werden nicht als gefährdet eingestuft
0: ausgestorben oder verschollen
1: vom Aussterben bedroht
2: stark gefährdet
3: gefährdet
G: Gefährdung unbekannten Ausmaßes
D: Daten unzureichend
Rote Liste Deutschland
0: ausgestorben oder verschollen
1: vom Aussterben bedroht
2: stark gefährdet
3: gefährdet
FFH: geschützt nach FFH-Richtlinie, Anhang II und IV
Relative Häufigkeit (nach ABSP verändert)
ss: sehr selten
s: selten
z: zerstreut
v: verbreitet
h: häufig
Quellen:
- Arten- und Biotopschutzprogramm Bayern, Stadt Nürnberg (1996), Bayerisches Landesamt für Umweltschutz u. Stadt Nürnberg, Umweltreferat
- Artenschutzkartierung Nürnberg, Faunistischer Teil der Stadtbiotopkartierung (2008), IFANOS Planung
- Stadtbiotopkartierung Nürnberg (1988), Ökologisch-Faunistische Arbeitsgruppe (ÖFA)
- Kartierung der BN-Biotope in Nürnberg (1997-2019), Wolfgang Dötsch
- Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.), Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands
- Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (Hrsg.). Rote Liste der gefährdeten Tiere und Gefäßpflanzen Bayerns. Kurzfassung
- Waeber, G. (2016): Lebensader Bahn 2.0 Alte Ader neues Leben – Erfassung der Tagfalter- und Heuschrecken vor Freistellungsmaßnahmen in einem Bereich der stillgelegten Ringbahn im Nordosten Nürnbergs. Unveröff. Bericht im Auftrag des Landschaftspflegeverbandes Nürnberg e.V., 14 S.
- Waeber, G. (2016): Ein Sandband für Mensch und Natur – 9 Jahre Erfolgskontrolle von Freistellungsmaßnahmen unter einer Freileitung im Nürnberger Süden anhand der Heuschreckfauna im Rahmen des Projektes „Viele Hände für Natur und Kunst“ – Monitoring. Abschlussbericht 2015 – Unveröff. Bericht im Auftrag des Landschaftspflegeverbandes Nürnberg e.V., 27 S.
- Reger, P. (1994), Heuschreckenfauna (Saltatoria) der Stadt Nürnberg – eine Übersicht, Beitrag auf der Homepage der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg e.V. mit aktuellen Ergänzungen nach Abschluss der Untersuchung