BN-Aktion zur Hochspannungsleitung P53: Markierung der Rodungsfläche Mast Nr. 55
Hierfür markierten die etwa 30 Waldschützer*innen alle Bäume im Rodungsbereich mit weißen Kreuzen, damit sich die Spaziergänger am beliebten Wendelsteiner Waldlehrpfad selbst ein Bild vom bevorstehenden Eingriff machen können.
Stefan Pieger, der Vorsitzende der BN-Ortsgruppe, erläuterte vorab den aktuellen Planungsstand, die BN-Position und Forderungen an die Regierung von Mittelfranken. Der „Ersatzneubau“ der bestehenden 220-kV-Hochspannungsleitung zwischen den Umspannwerken Raitersaich und Ludersheim ist verbunden mit einer massiven Erhöhung der Übertragungskapazität und dient in erster Linie dem überregionalen bis hin zum internationalen Stromtransfer. Ob diese Leitung nötig ist oder nicht, kann niemand objektiv beurteilen, da die zugrundeliegenden Modelle und Szenarien extrem komplex sind. Fakt ist, dass der Leitungsbau sowohl im Netzentwicklungsplan als auch im Bundesbedarfsplan per Gesetz „beschlossene Sache“ ist, so Stefan Pieger. Aus Sicht der Wendelsteiner Ortsgruppe spielt es daher keine Rolle mehr, ob wir die Trasse für nötig halten oder nicht, sondern es gehe nur noch darum, den Waldverlust so gering wie möglich zu halten.
Einen Teilerfolg könnten die BN-Aktiven eventuell schon erzielt haben. Inzwischen spricht der für den Leitungsbau zuständige Netzbetreiber TENNET, so war zu hören, von „verkleinerten Rodungsflächen“, die mit „nur“ 50 x 50 m rund um den Maststandort deutlich kleiner ausfallen würden als das ursprünglich vorgesehene 90 x 90 m große Arbeitsfeld. Dazu würde außerhalb des Waldes eine temporäre Lagerfläche für Erdaushub und Baumaterial angelegt. Dies führt zwar zu mehr Baustellenverkehr, spart aber über 5.000 m² Wald pro Mast.
Die von den Waldschützern am 24. März markierten Bäume entsprechen dieser 50 x 50 m großen Rodungsfläche („best case“), die zum Schutz der Masten (Betonsockel 20 x 20 m) auch zukünftig weitestgehend frei bleiben wird.
Zufrieden mit diesem Kompromiss ist der BN-Vorsitzende Pieger dennoch nicht. Erstens ist auch die 50 x 50 m Rodung ein riesiger Eingriff wie anhand der Markierungen zu sehen ist. Zweitens muss TENNET vor allem bei den Maststandorten an den Autobahnkreuzen Nürnberg Süd und Ost nachbessern. Die Trasse muss, so wie im vorangegangenen Raumordnungsverfahren von der Regierung gefordert, möglichst nah an der Autobahn A6 bleiben und über die Autobahnkreuze geführt werden. Dies ist technisch möglich und z.B. am Autobahnkreuz Nürnberg/Fürth/Erlangen Realität. „Den aktuell geplanten weiträumigen Verschwenk in den geschlossenen Waldverband lehnen wir entschieden ab“, so Pieger.
Der Beginn des Planfeststellungsverfahrens soll voraussichtlich Ende 2024/Frühjahr 2025 sein. Bis dahin müssen Waldschützerinnen und Waldschützer weiterkämpfen und bitten Politik und Regierung, ihre Verpflichtung zum Erhalt des Nürnberger Reichswalds ernst zu nehmen. Der Verschwenk um die beiden Autobahnkreuze herum führt zwangsläufig zu mehr Waldverlust, der vermeidbar wäre. Diesen unnötigen Eingriff am eigentlich geschützten Bannwald darf die Regierung von Mittelfranken nicht zulassen.