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Eremit am Platnersberg

Der Eremit zählt zu den seltensten Käfern Europas und ist akut vom Aussterben bedroht. Nun ist einer seiner letzten Lebensräume in Nürnberg durch die Ausbaupläne für das Seniorenheim am Platnersberg in Gefahr. Das ist so nicht hinnehmbar, meint Klaus-Peter Murawski, der 1. Vorsitzende des BN Nürnberg.

01.06.2023

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister König,

der stark gefährdete Eremit oder Juchtenkäfer (Osmoderma eremita, Rote Liste D/Status 2) zählt zu den seltensten Käfern Europas und ist akut vom Aussterben bedroht. Daher ist er auch nach EU-Recht streng geschützt und in Anhang II und IV der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) der Europäischen Union aufgeführt.

Die Käfer leben in großen Baumhöhlen mit schon stark von Pilzen zersetztem Holz, so genanntem Mulm. Meistens handelt sich dabei um Laubbäume, im Nürnberger Raum fast ausschließlich um Eichen. Derartige Bäume sind in unseren Wirtschaftswäldern sehr selten geworden, da sie in der Regel mehrere hundert Jahre alt sein müssen, um geeignete Strukturen zu bilden.

Neben den spärlichen Relikten von Alteichen im Reichswald kommt insbesondere Bäumen in historischen Parkanlagen für den Schutz der Tiere große Bedeutung zu. Eine zentrale Artenschutz-Verpflichtung der Stadt Nürnberg ist es daher, in ihrem Einflussbereich entsprechende Bäume so gut wie möglich zu schützen. Dies beinhaltet nicht nur den Verzicht auf direkte Fällmaßnahmen, sondern natürlich auch eine fachkundige Pflege des Kronenbereichs sowie das Unterlassen aller Maßnahmen, die die Bäume auch im weiteren Umfeld schädigen. Das sind insbesondere die Veränderung des Grundwasserhaushalts, das Befahren, Belasten oder Verändern des Wurzelbereichs sowie die deutliche Veränderung des lokalen Kleinklimas über Besonnung und Beschattung. Eine Schädigung der Wirtsbäume wertet der BUND Naturschutz als klaren Verstoß gegen geltendes EU-Recht.

Erneut schlagen wir vor, die Chance zu nutzen, den Park am Platnersberg um die Fläche des Seniorenheims zu vergrößern und für die städtische Einrichtung einen umweltverträglichen Standort zu suchen. In jedem Fall muss aber sichergestellt werden, dass der Lebensraum des Eremiten durch Befahren des Wurzelbereichs u.Ä. wie oben ausgeführt nicht gefährdet wird.

Ein vierstöckiges Gebäude in einen der besonders wichtigen Kaltluftströme zu bauen, ist keine diskutable Schutzmaßnahme für den Eremiten, sondern würde dem Grundsatzbeschluss des Stadtrats zur Freihaltung der Kaltluftströme von Bebauung widersprechen.