Jubiläumsführung vom 17.6.23: „Kein Platz ohne Bäume“
Mathias-Kai Schmidt, Leiter der Projektgruppe Straßenbäume, konnte sich eine durchgehende schattenspendende Allee am Rande des Hauptmarkts gut vorstellen. Für diese Lösung sprechen ein überschaubarer Aufwand und die Umsetzungsgeschwindigkeit. Das Marktamt sah in begrünten Kisten eine vorläufige Maßnahme zur Erhöhung der Attraktivität des Platzes. Hier zusätzlich mobile Bäume einzusetzen, die den Gegebenheiten der Märkte Rechnung tragen, lehnte niemand ab.
Im Heugässchen stellte Otto Heimbucher, Ehrenvorsitzender der Kreisgruppe Nürnberg, einen neugestalteten Platz vor, auf dem mit trockenheitsresistenten Pflanzen und einem wasserspeichernden Substrat Wasser an die Bäume gelenkt und gehalten wird. Die hier angewandte „Stockholm-Methode“ dreht die Gefällerichtung der Stellplätze. Das Niederschlagswasser läuft in die Pflanzfläche und kann so optimal genutzt werden. Auf dem Weg zum Hofgärtchen wies Dr. Heimbucher auf die hier verlegten, nicht verfugten Granitpflastersteine hin – ebenso ein Beitrag, um Versickerungsflächen zu schaffen und dem Konzept Schwammstadt näher zu kommen.
Dass in Nürnberg bis zu 10.000 Bäume durch SÖR regelmäßig bewässert werden, führte Mathias-Kai Schmidt aus. Die technische Lösung, unterirdisch durch Rigolen Wasser an die Bäume zu leiten (Planungen für die Umgestaltung des Obstmarkts), ist leider für die Gesamtstadt zu kostenintensiv. Hier plädierte er für Offenheit gegenüber pragmatischen Wegen. Damit überhaupt Wasser an die Bäume kommen kann, müssen kleine und bis zum Stamm versiegelte Baumscheiben umgehend entsiegelt, vergrößert und saniert werden.
Tatsächlich sind es ganze 30 bis 50 km in der Stadt, die ohne Straßenbäume auskommen müssen. Schattenspendendes Grün fehlt in etlichen Stadtteilen. Dafür braucht es einen Paradigmenwechsel. Jede der 11.000 jährlichen Baustellen sollte im Vorfeld daraufhin geprüft werden, wo zusätzliche Baumpflanzungen möglich sind.
Leider sehr unter seinen touristischen Möglichkeiten bleibt der Egidienplatz, ein Teil der historischen Meile Nürnbergs. Er ist zu einem Anwohnerparkplatz verkommen. Dr. Heimbucher verwies auf 5.000 verfügbare Parkplätze in öffentlichen und 1.500 in privaten Parkhäusern (günstig im Parkhaus Wöhrl zudem). Nachts bleiben diese Parkmöglichkeiten weitestgehend ungenutzt. Mathias-Kai Schmidt riet zum Wegfall eines Teils der Parkplätze auf der gegenüberliegenden Seite, um einer durchgehenden Grünzeile mit Bäumen Raum zu geben. Mit wenig Aufwand ließe sich dieser historische Platz für Nürnberger und Touristen zu einem Anziehungspunkt gestalten.
Weitere Etappen des Spaziergangs waren der Pocket Park Peststadel (ansprechende Gestaltung, nur war es notwendig, so viel Geld auszugeben?) sowie die Grünflächen vorm Pellerhaus – idyllische Innenhöfe mit altem Baumbestand und Innenhöfe mit schönem Baumbestand als Parkflächen umgewidmet. Der Innenhof, angrenzend ans Gesundheitsamt, was wäre er ohne Mauer? Mehr Platz, großzügigere Begrünung. Ein weiterer städtischer Innenhof mit viel Potenzial zur Erholung, leider zum Parkplatz verkommen …
Einer Besucherin war die Bitte wichtig, dass sich der BUND Naturschutz dafür einsetzt und Druck macht, damit die Planungen zur Umgestaltung des Obstmarkts nicht in der Schublade bleiben, sondern tatsächlich umgesetzt werden.
Druck auf die Verwaltung und die Politik wird es brauchen, so das Fazit der Stadtführung, damit sich für ganz Nürnberg die grüne Lebensqualität ändert. Zum Abschluss das Sinnbild für eine Zukunft, die keiner möchte: ein bis an den Stamm versiegelter Straßenbaum vorm – „Zukunftsmuseum“.
Text und Fotos: Ramona Kraetke