Motorrennsport ist kein Aushängeschild für eine Großstadt
Demonstriert haben wir außerdem gegen diese Absatzförderungsveranstaltung für überdimensionierte und übermotorisierte Fahrzeuge, die nicht für Mobilitätszwecke, sondern als „Mucki-Ersatz“ gekauft werden, und die täglich auf unseren Straßen Leben gefährden. Und schließlich haben wir erneut den dringend notwendigen Umbau der Beuthener Straße eingefordert, mit durchgehenden breiten Geh- und Radwegen sowie schattenspendenden Großbäumen.
Die Rennveranstalter propagieren synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) als zukunftsfähige und angeblich klimafreundliche Lösung. Dass die DTM hier nicht nur Greenwashing betreibt, sondern auch ein Märchen als „grüne Technik" bewirbt, machten unsere Plakate an der Mahnwache schon am Morgen des Rennsonntags deutlich. Dieser dekadenten Technik zum Durchbruch bzw. zu Marktfähigkeit zu verhelfen, ist eine der wichtigen Aufgaben der DTM – wie auf der Veranstalter-Webseite ersichtlich:
„DTM und Ihre Partnerserien
- Die DTM sowie die nichtelektrischen Rahmenserien werden auch eine Transformation zur CO-Neutralität durchlaufen.
- In diesen Rennen setzt man zukünftig auf synthetische bzw. fossilfreie Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels.
- Diese Kraftstoffe sind annähernd CO2-neutral – auch hier soll der Motorsport zum Vorreiter und Versuchslabor für die Serie werden.
- Es wird angestrebt, diese E-Fuels im Land zu produzieren und weiter zur Serienreife zu bringen.
- Die DTM geht unter dem Dach des ADAC ab dem Jahr 2023 als Spitze einer starken deutschen Motorsportplattform an den Start. Der ADAC nutzt nach dem Erwerb der Markenrechte der DTM Synergien, um zukunftsorientierte und nachhaltige Strukturen für die Topklassen auf der Rundstrecke zu schaffen. Auf dem Weg, zukünftig synthetische Kraftstoffe einzuführen, setzt die DTM als Teil eines neuen Nachhaltigkeitskonzepts auf einen umweltschonenden und innovativen Kraftstoff von Shell, der aus 50% erneuerbaren Komponenten besteht.
- Jahr für Jahr soll der der Anteil der erneuerbaren Komponenten um ca. 10% Beimischung gesteigert werden, sodass spätestens 2028 ein zu annährend 100% synthetischer Kraftstoff gefahren wird.
- Wissenschaftler erwarten einen starken Effekt: Wie eine gesamte Rennveranstaltung klimaneutral gestaltet werden kann, ist noch weitgehend unklar. Wissenschaftler Christian Beidl begrüßt die Initiative der DTM. Eine Rennserie sei nicht nur ein guter Test für neue Kraftstoffarten. Über sie werde auch eine entsprechende Botschaft transportiert. Die DTM könnte die Rolle eines Multiplikators für CO2-neutrale Kraftstoffe spielen.“
Quelle: https://norisring.de/nachhaltigkeit/ (Motorsportclub Nürnberg)
Die Politik lässt sich davon bislang größtenteils wunschgemäß beeindrucken und von blumigen Worten hinters Licht führen. Zwar können E-Fuels als CO2-frei gelten, wenn sie mit regenerativer Energie hergestellt werden. Aber da der Wirkungsgrad bei mit E-Fuels betriebenen Autos extrem schlecht ist, ist das eine unverantwortliche Energieverschwendung. Eine Vergleichsdarstellung zeigte den Irrsinn auch grafisch: Die Energie, mit der mehr als sechs Elektro-Kfz betrieben werden können, reicht gerade einmal für ein einziges E-Fuel-Kfz! Die Idee von mit E-Fuels angetriebenen Kraftfahrzeugen ist daher pervers, solange wir keinen Überschuss an erneuerbarer Energie haben, sondern fossile Kraftwerke betreiben und sogar zur Abwendung von Energiemangel neue Gaskraftwerke bauen wollen.
Synthetische Kraftstoffe sind kein Beitrag zur Energiewende. Sie müssen vielmehr als Mitverursacher für fortdauernde fossile Energieerzeugung betrachtet und auf absehbare Zeit entschieden abgelehnt werden.
Ergänzt wurde die Mahnwache neben Reden des BN und von XR auch durch Beiträge des VCD, von Nürnberg Autofrei und von Fridays for Future. Die ÖDP regte anschließend angesichts der politischen Beharrungskräfte einen Bürgerantrag zur Beendigung solcher Autorennen in Nürnberg an.
Dann startete unsere bunte Fahrraddemo, die uns mit Geklingel und passenden Songs in einer großen und einer kleinen Runde zwei Mal um die Rennstrecke führte. Als wir bei der Rennstrecken-Unterquerung in der Hans-Kalb-Straße das über uns einsetzende Motorengeheul imitierten, schienen wir uns sogar mit manchen Motosport-Fans einig: Einige riefen: „Ist das nicht peinlich?“ Sie ernteten volle Zustimmung etlicher Demo-Teilnehmerinnen, denen in heutiger Zeit diese spezielle Form maskuliner Übertrumpfung extrem unangemessen erscheint.
Mitten in Nürnberg als Stadt der Menschenrechte ist kein Platz für gesundheitsschädigenden und menschenverachtenden Rennmaschinen-Betrieb.