Planung Konzerthalle an der Meistersingerhalle
Planung neue Konzerthalle – zurück auf Start
Der Arbeitskreis Bäume in der Stadt beim BN bittet die Stadt Nürnberg eindringlich, die Planungen für die neue Konzerthalle am vorgesehenen Standort auf dem westlichen Parkplatz der Meistersingerhalle einzustellen.
Pressemitteilung vom 17. November 2020
Bei Bedarf sollten eine neuerliche und seriöse Standortsuche und Standortauswahl unter funktionalen, städteplanerischen und vor allem ökologischen Gesichtspunkten durchgeführt werden. Der bisher vorgesehene Standort erscheint nach diesen Kriterien als ungeeignet.
Erkannte Gründefizite im Umfeld der Meistersingerhalle und in der Südstadt sollten zeitnah behoben werden.
Projekt noch umsetzbar?
Den Medien war zu entnehmen, dass sich CSU und SPD im Rathaus darauf verständigt haben, unter anderem auch das Projekt neue Konzerthalle auf eine Warteliste zu setzen. Grund sind die erwarteten Haushaltsdefizite für das Jahr 2021 und folgende. Im Frühjahr 2021 soll dann erneut geprüft werden, ob das Projekt „umsetzbar“ ist.
Fehlplanung stoppen!
Der BUND Naturschutz Nürnberg hat sich in diesem Jahr mehrfach gegen das geplante Projekt auf dem Parkplatz westlich der Meistersingerhalle ausgesprochen.
Die Gründe waren u.a. die vorgesehene Zerstörung des wertvollen Baumbestandes, die negativen Auswirkungen auf das Stadtklima, die Verschlechterung der lufthygienischen Situation, die Vernichtung wertvoller Lebensräume für Vögel, Fledermäuse und Kleintiere und die nicht überzeugenden und zum Teil unverbindlichen Ausgleichsmaßnahmen.
Als fachlich ungenügend und nicht nachvollziehbar hat sich nach Auffassung des BN auch die Standortauswahl erwiesen. Im Umfeld der Meistersingerhalle wäre bei seriöser Bewertung der Randbedingungen und der Standorteigenschaften der weitläufige Parkplatz östlich der Meistersingerhalle wesentlich besser geeignet als der flächenmäßig sehr begrenzte Parkplatz westlich der Meistersingerhalle mit seinem alten wertvollen Baumbestand.
Erkannte Gründefizite zeitnah beheben. Ergänzende Baumpflanzungen im Luitpoldhain und zusätzliche Straßenbäume in der Südstadt
Der Luitpoldhain hat eine enorme Bedeutung als Grünfläche für die stark unterversorgte Südstadt. Seine stadtklimatische Funktion zur Frischluft- und Kaltluftproduktion ist für die benachbarten Wohngebiete erheblich. Nürnberg ist als eine der am dichtest besiedelten und stärksten versiegelten Großstädte in Deutschland dramatisch vom Klimawandel betroffen. Die Überhitzung von Stadtteilen in heißen Sommern wird zunehmend zum drängenden Gesundheitsproblem für die Bewohner. Bei Temperaturen um die 40° Celsius werden die Arbeit und das alltägliche Leben stark eingeschränkt.
Dies gilt insbesondere für die Südstadt, die in den vergangenen Jahren ein weiteres Bevölkerungswachstum erlebt hat, verbunden mit dem Verlust an wertvollen Grünstrukturen. Deutliche Defizite bestehen auch bei der Ausstattung vieler Wohnquartiere mit Straßenbäumen.
Handlungsbedarf wurde im Zuge der Beratungen zur Änderung des Bebauungsplans Nr. 4160 zwischen Bayernstraße, Münchener Straße und Schultheißallee deutlich. Diese Bebauungsplanänderung war die Voraussetzung für die Planungen der Konzerthalle
Erweiterung und Bestandsergänzungen im Luitpoldhain
Der Luitpoldhain hat in den letzten Jahrzehnten einige Flächenverluste und Zerschneidungen erlitten, die zumindest in drei Punkten korrigiert werden sollten und den Park ganz entscheidend aufwerten würden.
- Der Behelfsparkplatz (Palazzo) an der Ecke Münchener/Bayernstraße sollte aufgelöst und die wertvolle Fläche dem Luitpoldhain wieder zugeschlagen werden inkl. Baumpflanzungen. Als Veranstaltungsort ist die Fläche nicht notwendig, da direkt gegenüber der große Volksfestplatz zur Verfügung steht.
- Auflösung und Rückbau des seit Jahren ungenutzten Minigolf-Areals in der Südwestecke des Luitpoldhains. Auch dieses Gelände sollte wieder dem Park zugeschlagen werden.
- Die Straße „An der Ehrenhalle“ von der Meistersingerhalle in Richtung Doku-Zentrum wurde erst nachträglich (vermutlich während des Baus des Reichsparteitagsgeländes) mitten durch den Luitpoldhain gebaut und zerschneidet diesen brutal. Der bis heute abgeschnittene Teil des Parks mit seinen interessanten kleinen Hügeln und alten Bäumen zwischen Schultheißallee und der Straße „An der Ehrenhalle“ wird dadurch kaum mehr genutzt und hat den Luitpoldhain stark verkleinert. Die derzeitige langfristige Sperrung der Straße durch die etwa zweijährige Baustelle an der Bayernstraße zeigt schon jetzt, dass ein Verzicht auf diese Verbindung durchaus möglich ist. Der BUND Naturschutz regt daher an, die Straße „An der Ehrenhalle“ dauerhaft stillzulegen und rückzubauen. Nur die Straßenbahntrasse mit deutlich geringerer Zerschneidungswirkung bliebe dann übrig. Dies würde den Luitpoldhain faktisch um ca. 40.000 Quadratmeter Fläche erweitern und enorm aufwerten!
Diese drei Ergänzungen führten zu einem Flächengewinn im Luitpoldhain in der Größenordnung von ca. 50.000 Quadratmetern.
Für den Luitpoldhain sollte ferner zeitnah ein Parkpflegewerk erstellt werden. Neben der Pflege und Entwicklung des gesamten Parkgeländes sollten auch speziell Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der Vitalität der Bäume auf dem westlichen Parkplatz vor der Meistersingerhalle dargestellt werden (z.B. zusätzliche Bewässerung der Bäume, Vergrößerung der Baumscheiben).
Mehr Straßenbäume für die Südstadt
Im Zuge der Planungen für die neue Konzerthalle wurde als eine der Ausgleichsmaßnahmen für den Verlust des wertvollen Baumbestandes auf dem westlichen Parkplatz die Pflanzung von mindestens 51 Straßenbäumen in der Südstadt geplant.
Von der Verwaltung wurde zu diesem Zweck ein umfangreiches Erkundungsprogramm zur Ermittlung geeigneter Standorte für die Straßenbaumpflanzungen in der Südstadt gestartet (vgl. TOP Ausgleichsmaßnahmen Umwelt; Konzerthaus-Kommission vom 9.10.2020).
Diese Erkundungen sollten unabhängig von den weiteren Planungen für die Konzerthalle zügig fortgesetzt und die angekündigten mindestens 51 Straßenbäume in der Südstadt so bald wie möglich gepflanzt werden.
Der dringende Bedarf an zusätzlichen Straßenbäumen in der Südstadt bestand schon vor den Planungsabsichten für die Konzerthalle und er ist unabhängig davon.
Die bereits geleisteten Vorarbeiten sollten nutzbringend fortgeführt werden.
Fazit
Durch die Planungen für die neue Konzerthalle wurden städtebauliche und grünplanerische Defizite, aber auch Entwicklungschancen für den Umgriff der geplanten Halle, für den Luitpoldhain und für Teile der Südstadt aufgezeigt.
Die daraus abgeleiteten Maßnahmen sollten unabhängig von den weiteren Planungen für die Konzerthalle umgesetzt werden.
Die bisher geleisteten Planungsaufwendungen sollten sinnbringend genutzt werden.