Pressemitteilung 16/2003
Naturjuwel Königshof
Chronik einer sterbenden Kulturlandschaft
Aufatmen 1992: am 14. November wurde das Gut Königshof mit seinen über 76 ha Wiesen, Äckern, Hecken und Tümpeln zum zweiten Nürnberger Naturschutzgebiet ausgewiesen. Ein langes Tauziehen um die Bebauung des ökologischen und landschaftlichen Kleinods schien damit beendet.
Noch heute ist das langsam verfallende Gehöft zwischen den Wiesen ein Anziehungspunkt für Erholungssuchende aus der Großstadt. Doch der einzigartige ökologische Reichtum der Fläche ist bereits Geschichte. Denn bereits 1997 wurde das Schutzgebiet nach einer Klage der Eigentümer wieder aufgelöst. Die sumpfigen Wiesen wurden in artenarme Fettwiesen umgewandelt und die zahlreichen wasserführenden Gräben mit Hilfe einer Fräse so vertieft, dass der Grundwasserspiegel merklich fiel. Auch im zugehörigen Forst wurde ein Teil des alten Baumbestandes mit schwerem Gerät (Harvester) gefällt. Die Wunden im Boden und im Unterholz waren für Spaziergänger noch Jahre lang zu sehen.
Die Auflösung des NSGs war ein Signal weit über die Nürnberger Stadtgrenzen hinaus. Wurde doch hier die Taktik der Eigentümer gebilligt, die Naturschätze noch vor der Ausweisung des Schutzgebiets zu zerstören und dann das Schutzgebiet selbst anzufechten.
Besonders tragisch ist die Entwicklung auch angesichts der Tatsache, dass hier in Zeiten massiver landwirtschaftlicher Überproduktion eine der letzen großflächigen Feuchtwiesen im Stadtgebiet der Intensiv-Landwirtschaft geopfert wurde.
Auch wenn der Königshof heute als Landschaftsschutzgebiet noch mäßigen Schutz genießt und zumindest eine Bebauung nicht mehr ansteht, sieht der BN keinen Grund zur Entwarnung:
· Die damalige Position, Gewässerufer und eigentliche Sumpfgebiete nicht als Bauland freizugeben, hat sich in Nürnberg leider nicht als Linie in Verwaltung und Politik durchgesetzt, wie viele Beispiele aus dem neuen Flächennutzungsplan zeigen (Kornburg, Kleingründlach, Fischbach). Die Zeche für diese nahezu maßlos inkompetente Stadtplanung zahlt nicht nur die Natur sondern auch später die Bürger bei Überschwemmungen und ständig feuchten Kellern. Auch der neue Baureferent hat hier noch keine Akzente gesetzt.
· Bei dringend notwendigen Schaffung neuer Schutzgebiete, sei es Landschaftsschutzgebiet oder Naturschutzgebiet, hat der Bund Naturschutz seit 1996 keine politischen Mehrheiten mehr gefunden. Dabei existieren auch im Gebiet der Großstadt zahlreiche wertvolle Naturflächen.
Für den Bund Naturschutz gilt angesichts dieser Entwicklung: „Königshof“ ist überall!