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Pressemitteilung 4/2005

Tunnel als Wolkenkukucksheim

Verkehrsgutachten zur Nordanbindung – gigantischer Tunnel ist die umweltschädlichste und teuerste Variante

Mit der von den beiden großen Nürnberger Stadtratsfraktionen CSU und SPD favorisierten Nordanbindung am Nürnberger Flughafen droht der größte Bannwald-Kahlschlag seit langem. Auf einer Strecke von 1,5 km müssten nach Schätzungen des BN etwa 10 ha Wald gerodet werden. Der Reichswald als Erholungsgebiet und grüne Lunge der Großstadt würde für die Bürger weiter drastisch entwertet. Der gigantische Tunnel unter der Landebahn bedeutet einen gravierenden Eingriff ins Grundwasser und in wertvolle Lebensräume.

Megatunnel für den am besten erreichbaren Regional-Flughafen Deutschlands

Die bereits bestehende, gute Erschließung des Nürnberger Flughafens ist eines seiner wesentlichen Qualitätsmerkmale. So urteilten jedenfalls seine Nutzer in Umfragen (Business Traveller) und gaben ihm in Sachen Erreichbarkeit Bestnoten. „Bei allem Gejammer des Flughafens gibt es also keinen Grund hier ein ökologisches Desaster anzurichten“, so BN-Vorsitzende, Therese Mayerle.

Immense Kosten  - geringer Nutzen

Mit ca. 52 Millionen € Kosten ist der Tunnel mit weitem Abstand die teuerste Variante. Etwa 10% der Kosten müsste dabei die Stadt Nürnberg tragen. Bei der Kosten-Nutzen-Berechnung erhielt der Tunnel, deshalb im Bundesverkehrswegeplan erwartungsgemäß Note 4 und wurde folgerichtig aus dem vordringlichen Bedarf gestrichen.

„OB Maly will das eigenständige Umweltreferat aufgrund vollkommen fragwürdiger Einsparungseffekte streichen und gleichzeitig beim Straßenbau klotzen. Niemals war jedoch  selbstständige Umweltpolitik dringender nötig als bei dieser grotesken Tunnelbauorgie,“ argumentiert Therese Mayerle. „Bitter ist dies vor allem weil nach der Zerschlagung der bayerischen Staatsforstverwaltung jetzt auch die kommunale Umweltverwaltung abgewickelt werden soll. Nachdem engagierte Nürnberger Forstamtsleiter wie Herr Sinner und Herr Schönmüller der Vergangenheit angehören, sind die Mahner für Natur und Nachhaltigkeit in der Verwaltung wegrationalisiert.

Vom unrealistischen Tunnel abgesehen bringt die Nordanbindung allerdings keine nennenswerte Entlastung wie bereits das Verkehrsgutachten von Emch und Berger von 1997 eindeutig belegt. Ganz im Gegenteil muss auf der Ziegelsteinstraße mit bis zu 50% mehr Verkehr gerechnet werden. Auch die Bürger von Buchenbühl hätten unter der Trasse zu leiden. Eingekeilt von Autobahn, Nordspange und Flughafen wäre die einstige grüne Siedleridylle endgültig dahin. „Wenn die Politik mit dem Durchbau der Bamberger Straße und der Umsetzung des Gewerbegebiets Flughafenstraße massiv zusätzlichen Verkehr nach Ziegelstein zieht, betreibt sie ökologische Augenwischerei. Die Bürger erkennen immer mehr, dass eine Flughafenanbindung gleich welcher Art nur dem politischen Prestige und dem wirtschaftlichen Nutzen des Flughafens dienen soll,“ so Therese Mayerle.

Bannwald als Bremse?

Der Reichswald im Norden des Flughafens ist nicht nur Bannwald, sondern auch Landschaftsschutzgebiet. Einzigartige Lebensräume finden sich entlang des Kothbrunngrabens, darunter auch die urwaldartige Birkenlach, einer der größten Sumpfwälder in der Region. Sie wären durch den Bau des bis zu 25 Meter tiefen Tunnels existentiell in ihrem Bestand gefährdet, denn während des Baus müsste das Grundwasser großflächig abgesenkt werden. Der Bannwald wird von großen Fraktionen im Nürnberger Stadtrat jedoch vollkommen ignoriert. So hatte OB Maly dem Bannwaldschutz bereits bei der Kommunalwahl 2002 eine klare Absage erteilt. Offensichtlich geht man davon aus, dass man den Bannwald mit Rückendeckung aus München einfach von der Landkarte streichen kann.

Reichswald unter europäischen Schutz!

Der Nürnberger Reichswald ist immer noch einer der größten Wälder Bayerns und Heimat für zahlreiche hochgradig gefährdete Tierarten, wie Auerhuhn und Hirschkäfer. Nicht umsonst wurde der Bereich nördlich des Golfplatzes trotz jahrelanger Verschleppung des Verfahrens durch den Freistaat mittlerweile als Internationales Vogelschutzgebiet (IBA) vorgeschlagen. Westlich davon soll rund um den Irrhain ein großes europäisches Schutzgebiet nach der FFH-Richtlinie entstehen. Auch die wertvolle Ziegellach nördlich von Ziegelstein, die sowohl durch den Tunnel als auch durch eine Umfahrung des Flugfeldes (Anbindung über Rathsbergstraße) massiv gefährdet wäre, ist als Vogelschutzgebiet vorgeschlagen.

Aufgrund des Eingriffs in das Grundwasser beim Tunnelbau sind nicht nur 70.000 Quadratmeter Vogelschutzgebiet direkt vom Kahlschlag betroffen sondern nach Expertenmeinung weit über 1,5 Millionen Quadratmeter Waldfläche. Daher hat die Nordanbindung im Bundesverkehrswegeplan mit „Gruppe 5 = ökologisch hochriskant“ die schlechtest mögliche Umweltbewertung erhalten.

Da nach dem jahrelangen Tauziehen, kaum noch eine Änderung der Schutzgebiete zu erwarten ist, sieht der Bund Naturschutz hier den wesentlichen Trumpf im Kampf um  den Reichswald.

Dolchstoß in die „Grüne Lunge“

Durch die Nordspange würde die einzige ungestörte Grünachse von Nürnberg in den nördlichen Reichswald zerschnitten. Der Bund Naturschutz fordert deshalb die großen Fraktionen im Nürnberg Rathaus auf, dem ökologisch wie auch ökonomisch irrwitzigen Prestigeprojekt endlich den Laufpass zu geben!