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Pressemitteilung 18/2005

Stopp Nordspange!

Bund Naturschutz startet Sammeleinwendung für das Raumordnungsverfahren (ROV) zur Flughafenanbindung. Vorwurf: Unterlagen wurden vom Straßenbauamt manipuliert, um die Nordanbindung bei Buchenbühl zu bevorzugen

Aufruf zur Bürgerbeteiligung

Nur noch bis Freitag, 24. Juni läuft die Bürgerbeteilung zur Anbindung des Flughafens an die A3. Der Bund Naturschutz Nürnberg ruft alle Bürger auf, sich für den Bannwald und gegen die favorisierten Trassen (Tunnel und Ostumfahrung) unmittelbar nördlich des Flughafens auszusprechen. Insbesondere für die Einwohner von Buchenbühl aber auch für Ziegelstein droht eine Verkehrslawine. Zudem wird der einzige autofreie Zugang zum Reichswald von der Straße durchschnitten und unersetzliche Natur zerstört. „Wenn die Ziegelsteiner jetzt auf den Tunnel setzen, um eine bescheidene Verkehrsentlastung zu erreichen, so kann dieser Schuss leicht nach hinten losgehen,“ mahnt BN-Vorsitzende Therese Mayerle. „Eine Ostumfahrung des Flugfeldes wirkt praktisch als „Autobahnausfahrt Ziegelstein“. Schließlich hat die Nürnberger Politik bereits bei der Ostspange deutlich gezeigt, dass ihr eine effektive Entlastung von Ziegelstein gleichgültig ist, wenn nur der Wirtschaftsfaktor Flughafen gefördert wird.“

Nordanbindung schön gerechnet

Das Straßenbauamt Nürnberg hatte als Vorbedingung für das Raumordnungsverfahren eine ganze Reihe von Trassenvarianten untersucht. Darunter befand sich auch eine Kombination aus Westanbindung über die B4 und Ostanbindung direkt von der B2, sowie eine weitere Tunnelvariante, die bei Almoshof an das Abflugterminal anknüpft. Diese beiden Varianten wurden angeblich aus naturschutzfachlichen Gründen ausgeschlossen und nicht in das eigentliche Raumordnungsverfahren eingebracht. “Mit dem simplen Trick, Ost- und Westanbindung als durchgehende Spange darzustellen, wurde die gesamte Trasse schlechtgerechnet. Dabei würde die Westanbindung allein sicher nicht gegen Naturschutzrecht verstoßen,“ argumentiert Therese Mayerle. „Das vorgefasste Ziel des „Becksteintunnels“ wird vom Straßenbauamt einfach durch leicht durchschaubare Manipulation der Fakten erreicht. Die Variantendiskussion ist nur Spiegelfechterei“. Der Bund Naturschutz fordert daher in seiner Stellungnahme die Regierung von Mittelfranken auf, diese Bürgertäuschung nicht zuzulassen und die Unterlagen entsprechend nachzubessern.

Verkehrsentlastung Nebensache

Der Schutz der Menschen spielt im Raumordnungsverfahren aus Sicht des BN nur eine untergeordnete Rolle. Selbst bei Bau des Tunnels könnten nach den von dem Straßenbauamt vorgelegten Prognosen der Ortskern von Ziegelstein gerade mal um 10% (Bierweg) oder sogar noch weniger (Ziegelsteinstraße) entlastet werden. Dabei sind der Ausbau des Gewerbegebiets Flughafenstraße und der Durchbau der Bamberger Straße Bedingung für die Nordspange. Mit anderen Worten: pumpt man durch diese beiden Maßnahmen gleichzeitig Verkehr nach Ziegelstein, wird die prognostizierte Verkehrsbelastung kompensiert.

Kostengünstige Alternativen

Durch den billigeren und bedarfsgerechten Ausbau von Flughafenstraße und westlicher Marienbergstraße könnte dagegen die Anbindung des „am besten erreichbaren Regionalflughafens Deutschlands“ (so die mehrfache Bewertung) bis weit in die Zukunft garantiert werden. Gleichzeitig könnten über 50 Millionen Euro Steuergelder für den gigantischen Tunnel eingespart werden, die man sonst im Reichswald vergräbt. Der reine Güterumschlag von LKW zu LKW (Truckinganteil) von ca. 80% (!) muss vom Flughafen und damit von Ziegelstein wegverlagert und z.B. über das Güterverkehrszentrum am Hafen abgewickelt werden.

Dramatische Naturzerstörung

Die Naturzerstörung durch die Nordanbindung ist aus Sicht des BN enorm und nicht „verträglich“, wie im Raumordnungsverfahren dargestellt. Auf mindestens 1,5 Kilometern Streckenlänge müssten nach Schätzung des Naturschutzverbandes etwa 10 Hektar Bannwald gerodet werden. „Der gigantische Tunnel wirkt sich auf die Grundwassersituation im sensiblen Ökosystem großflächig aus,“ befürchtet“ Therese Mayerle. „Das haben wir beim Bau der U-Bahn gemerkt. Nach trockenen Sommern vertragen die Urwaldriesen der Ziegellach keine Grundwasserabsenkung.“ Damit sind zukünftige Natura-2000-Schutzgebiete der EU im weiten Umgriff der Trasse betroffen. Einen klaren Rechtsverstoß sieht der BN daher in den Varianten zur Nordanbindung.