Pressemitteilung 9/2007
Grünzüge für Nürnberg
Bund Naturschutz stellt realisierbares Konzept vor
Grünzüge sind ein wesentliches Kennzeichen erfolgreicher Stadt-planung. Grünzüge ermöglichen eine schnelle und angenehme Mobilität per Rad oder zu Fuß, bieten Raum für eine generationen-übergreifende Nahsterholung und bringen Natur in die Stadt. Sie sind öffentliche und damit frei zugängliche unbebaute Bereiche einer Stadt, die aus dichter besiedelten Stadtteilen in das Umland führen oder als Kette von Parkanlagen die dichte Bebauung von Siedlungsbereichen auflockern und als Naherholungsflächen dienen.
Mit dem neuen Flächennutzungsplan steht die planerische Grundlage für die Realisierung von Grünzügen in Nürnberg bereit. Jetzt muss die Phase der Umsetzung verkehrsarmer oder verkehrsberuhigter Wege in der Stadt und aus der Stadt heraus starten.
Um den Prozess zu unterstützen hat der Bund Naturschutz 2005 und 2006 in einem Projekt die Situation der Grünzüge in Nürnberg analysiert und Handlungsbedarf aufgezeigt.
In Kooperation mit zahlreichen Institutionen wie Bürgervereinen, Agenda 21-Gruppen, Bürgerinitiativen, Schulen oder Jugend-gruppen wurden nach 43 Begehungen mit 781 BürgerInnen Vor-schläge für 11 Grünzüge durch die Stadt und aus der Stadt heraus erarbeitet. Die Vorschläge wurden begangen und nach folgenden Faktoren analysiert:
- Chance auf Realisierung
- kritische Aspekte bei der Umsetzung entlang der Route
- kulturhistorische Attraktionen entlang der Route
- Lebensräume entlang des Grünzugs
- weitere Freizeitmöglichkeiten und Aktionen an der Route
Anschließend erfolgte eine Diskussion mit örtlichen Aktions-gruppen. Dabei wurden auch prinzipielle Aspekte der städteplanerischen Bedeutung der Grünzüge unterstrichen:
· Gliederung des Stadtbildes
· Naturerlebnisraum
· Konflikte an Rad- und Fußwegen
· Unterstützung des innerörtlichen Luftaustausches
· städtische Lebensräume für Pflanzen und Tiere
· Verzahnung von Wohnen und Freizeit – Reichswald, Knoblauchland, Rednitztal, Tiefes Feld
Folgende Grünzüge wurden als sehr bedeutend für die Stadtplanung eingeschätzt:
Grünzug | Orientierung | Länge |
Kothbrunngraben | Ost-West, von Buchenbühl nach Großgründlach | 10,3 km |
Ziegelstein | Bogenförmig durch Ziegelstein | 5,3 km |
Wetzendorfer Landgraben | Ost-West, von Thon nach Schniegling | 5,4 km |
Nordstadt | Süd-Nord, von der Altstadt zum Marienbergpark | 2,2 km 3,3 km |
Pegnitztal West | Ost-West, von der Altstadt nach Fürth | 5,2 km |
Pegnitztal Ost | West-Ost, von der Altstadt nach Schwaig | 9,9 km |
Goldbach | Nord – Süd, von der Wöhrder Wiese zum Valznerweiher | 5,1 km |
SüdWest-Grün | Nord-Südwest, von Gostenhof nach Gebersdorf | 7,4 km 7,5 km |
Perlenkette Rednitztal | Nord-Süd, Gebersdorf nach Katzwang | 11,5 km |
Eibach | Nord-Süd, Röthenbach nach Reichelsdorf, mit Verlängerungsmöglichkeiten im Eibacher Forst und nach Worzeldorf | 7,5 km 18 km |
Brunecker Straße | Nord-Süd, von Lichtenhof zum Steinbrüchlein | 7,0 km 6,6 km |
Planungs- und Umsetzungssituation in Nürnberg
Das Stadtgebiet Nürnbergs ist bereits zu ca. 55 % für Siedlungsflächen (Wohnen, Arbeiten, Verkehrswege etc.) in Anspruch genommen. Die Freiflächen werden überwiegend von Land- und Forstwirtschaft genutzt, wobei sie in den ökologisch hochwertigen Bereichen mit zusätzlichen Schutzfunktionen (Bannwald, Landschaftsschutz etc.) überlagert sind. 13% der Stadtfläche oder 27373 ha werden als Grünfläche eingestuft. Die Fortschreibung des FNP macht deutlich, dass die Weiterentwicklung der Stadt mit einer Verringerung der Freiflächen verbunden ist.
Es gibt in Nürnberg sogar Ansätze einer integrierten Planung - bei Straßenbau-Vorhaben, Grünanlagen-Entwicklung, oder sonstigen Bebauungsplänen könnte gezielt die Planung für die Grünzüge vorangebracht werden.
Der BN bedauert, dass Planungen erstellt wurden, die nicht mit einem Zeit- und Umsetzungsplan versehen werden. Deshalb besteht die Gefahr, dass die künftigen Grünzüge vergessen oder missachtet werden.
Vorhandene intakte Grünzüge, wie im Pegnitztal, dürfen nicht über das Stückwerk der Freiraumverbindungen hinwegtäuschen, das die Situation in Nürnberg prägt. Die aktuelle Verschiebung der Sanierung der Tullnaustraße (Grünzug Goldbach) belegt die zähe Entwicklung der Grünachsen. Die Agenda-Gruppe Süd-West-Grün hat sich aufgelöst, da sich keinerlei Realisierungsperspektive aufzeigen ließ.
Der Bund Naturschutz fordert kurzfristig die Konzentration auf Grünzüge höchster Bedeutung und die Verbindung von Stadtteil-zentren mit den nächstgelegenen Naherholungsgebieten sowie Gewerbeflächen. Das mittelfristige Ziel muss es sein, diese Teilstücke zu einem attraktiven Wegenetz von der Peripherie in die Stadt zusammenzufügen.