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Tabula Rasa im Erholungswald!

BN kritisiert Staatsforst wegen überzogener Hiebmaßnahmen im Reichswald

2.313 Jahresringe zählten Bürgerinnen und Bürger aus Wendelstein und Nürnberg, darunter Mitglieder des BUNDes Naturschutz, am Samstag, den 6. April am Glasersberg nahe Worzeldorf. Bis zu 180 Jahre alt waren die Fichten, die entlang des Wanderweges in diesem beliebten Naherholungsgebiet wuchsen.

Die im Durchschnitt stattliche 140 Jahre alten Bäume gaben diesem Waldstück einen besonderen Charakter. Selbst im Hochsommer konnte man hier noch die angenehme Kühle des Waldes spüren. Beim Zählen der Jahresringe fiel das gleichmäßige und langsame Wachstum vieler Bäume auf. Holz von sehr hoher Qualität wurde hier früher auch schon entnommen, aber immer nur wenige ausgewählte Bäume, die z.B. zu Furnierholz weiterverarbeitet wurden.

Der BN kritisiert nicht die Holzentnahme an sich, sondern dass die Eingriffe örtlich zu stark sind und auf die Erholungssuchenden zu wenig Rücksicht genommen wird. Tabula rasa machte der Forstbetrieb Nürnberg Anfang Januar trotz vieler Proteste des BN-Landesverbandes, der BN-Kreisgruppen Nürnberg und Roth sowie des Fränkischen Albvereins. Im Vorfeld der Holzernte hatte es Begehungen mit den zuständigen Bayerischen Staatsforsten gegeben. Der BN wollte eine Reduzierung der Eingriffsstärke in diesem für die Naherholung besonders wichtigen Bereich erreichen. Leider ohne Erfolg. „Wir bedauern sehr, dass der Forstbetriebsleiter Roland Blank vom Forstbetrieb Nürnberg hier keinerlei Kompromisse eingegangen ist“, so Stefan Pieger, der Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Wendelstein, der zu dieser Waldbegehung eingeladen hatte.

Laut Waldfunktionsplanung müsste im hier vorliegenden Erholungswald der höchsten Stufe 1 besonders schonend vorgegangen werden. Insbesondere entlang der Waldwege sollten markante Altbäume erhalten bleiben, damit sich das Waldbild nicht zu stark ändert. Doch darauf wurde hier in keiner Weise Rücksicht genommen: „Fast alle großen Bäume entlang des Weges fielen der Säge zum Opfer“, kritisierte Wolfgang Dötsch, Biologe der BN-Kreisgruppe Nürnberg.

Um zu verdeutlichen, wie viele Bäume entlang des Weges gefällt wurden, stellten sich die Teilnehmer der Exkursion auf die verbliebenen Baumstümpfe und hielten dabei symbolische ‚Todesanzeigen’ der einzelnen Bäume mit Geburtsjahr und dem einheitlichen Sterbedatum Januar 2013. Fast alle Bäume entlang des Weges hatten bereits zwei Weltkriege überdauert und fielen nun dem staatlich verordneten Profitstreben zum Opfer. „Das ist nicht vorbildlich! So kann und darf es nicht weitergehen“, fordert auch Claus Bößenecker vom Fränkischen Albverein. Gemeinwohlfunktionen wie Klimaschutz, Lärmschutz, Naturschutz und Erholung müssen endlich wieder mehr Gewicht erhalten. Der BN fordert deshalb von den Landtagsabgeordneten und der Staatsregierung, dafür zu sorgen, dass die Weichen für die Staatswaldbewirtschaftung anders gestellt werden: weg vom kurzfristigen Profit und hin zum Vorrang fürs Gemeinwohl.