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Offener Brief: geplante Wohnbebauung auf ehemaliger Radrennbahn Reichelsdorfer Keller

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister König,

wir sind entsetzt über die neuesten Nachrichten aus dem Baureferat bezüglich der Planungen zur umfangreichen Rodung von Bäumen an der Radrennbahn am Reichelsdorfer Keller.

Das Bebauungsplan-/Genehmigungsverfahren muss gestoppt werden bzw. eine Umplanung zum Erhalt aller Bäume in die Wege geleitet werden.

Aus einer von Baureferent Ulrich übermittelten Tabelle des Investors geht hervor, dass nun sogar die Fällung von insgesamt 202 überwiegend großen Bäumen geplant ist. Bei ca. 280 kartierten Bäumen entspricht dies über 70 % des dortigen wertvollen Gesamtbestandes! Bisher hatte Herr Ulrich immer vom „weitgehenden Erhalt des Baumbestandes“ gesprochen. Auch beim Ideenwettbewerb 2018 wurde mit dem Gewinner-Entwurf noch die vollständige Bewahrung des kompletten Baum-Walls präsentiert. Die aktuelle Planung stimmt nicht mehr mit der „Begründung zum Rahmenplan des Bebauungsplans Nr. 4654, ehemalige Radrennbahn" vom Februar 2019 überein.  Dort ist gleich mehrfach vom weitgehenden Erhalt des Baumbestandes“ die Rede.  

Ohnehin sind gerade in diesem Ortsteil bereits massive Verluste an ursprünglichem Baumbestand und wertvollen Biotopen zu beklagen. Erinnert sei hier insbesondere an das Areal des ehemaligen Parkcafés Rennbahn und das unberührte Waldbiotop auf den Felsenkellern direkt neben der historischen Schankwirtschaft „Reichelsdorfer Keller“. Die Stadt Nürnberg gehört bekanntlich zu den am dichtesten besiedelten Großstädten in Deutschland und weist in vielen Stadtteilen eklatante Grünflächendefizite auf. Die derzeit allgemein starke Bautätigkeit hat dieses Problem noch verschärft. Auch wenn der Reichelsdorfer Keller nicht den Versiegelungsgrad der Kernstadt aufweist, so ist die starke Nachverdichtung und der Verlust der letzten grünen Inseln im Siedlungsgebiet dennoch problematisch. Der kühlende Effekt der großen alten Bäume in den zunehmend heißen Sommern ginge verloren, die allgemeine Lebensqualität würde sinken.

Als Scheinargument für geplante Rodungen wird häufig vorgebracht, dass die betroffenen Bäume durch Trockenheit geschädigt seien. Dies trifft hier aber kaum zu. Festzuhalten ist, dass es in den letzten Jahren keinen Windbruch gab – trotz der großen Freifläche im Zentrum des Grundstücks und großen Angriffsflächen für Stürme aus allen Richtungen. Die Bäume sind noch robust. Vielmehr sollten die identitätsstiftenden Bäume der Radrennbahn gepflegt und alles für ihren Erhalt getan werden.

Die teils weit über 100-jährigen Bäume haben auch eine wichtige Biotopfunktion und sind Lebensraum unzähliger Tierarten (Insekten, Vögel, Fledermäuse etc.). Ferner ist der waldartige Bestand ein wichtiger Trittstein zwischen dem westlich angrenzenden Rednitztal und dem östlich angrenzenden Nürnberger Reichswald. Die Bewahrung der Bäume unterstützt das Bestreben zum Erhalt der Biodiversität.

Vor diesem Hintergrund ist der gravierende Eingriff in den letzten großen Baumbestand innerhalb des dichten Siedlungsbandes zwischen Reichelsdorf und Altkatzwang völlig inakzeptabel!

Ein breites Bündnis fordert Sie als Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg sowie den Nürnberger Stadtrat dazu auf, den wertvollen Baumbestand der ehemaligen Radrennbahn vollständig zu erhalten!

Eine entsprechende Online-Petition hat bereits über 2000 Unterzeichner gefunden.

Es wird auch immer deutlicher, dass das Umfeld der Radrennbahn auch aufgrund begrenzter Infrastruktur keine so starke Nachverdichtung mit mindestens 170 Wohnungen verträgt.

Wohnbebauung darf nicht um jeden Preis stattfinden! Die Schutzgüter Natur, Gesundheit und Lebensqualität der Einwohner müssen Vorrang haben!

Herr König, wir bitten Sie, Ihrer Verantwortung als Oberbürgermeister gerecht zu werden und hoffen auf Ihre positive Antwort.