Umfrage zeigte größten Wunsch: Mehr Stadtgrün!
Bringt die Verhandlung beim Verwaltungsgericht Ansbach jetzt FSW-Kehrtwende?
Pressemitteilung vom 10. Oktober 2022
„Zustimmung zur Planung“ durch Fake-Bäume erzielt
Aus einer nicht repräsentativen Umfrage, an der überwiegend männliche Autofahrer teilnahmen, wurde eine vermeintlich mehrheitliche Zustimmung zum Ausbau des Frankenschnellwegs ermittelt. Zu 83 % waren die Teilnehmer im ADAC organisiert. Vorgelegt wurden dabei nicht die Pläne, sondern speziell von Designern zur Image-Verbesserung* gezeichnete „Ziel-Perspektivskizzen“, die eher Arkadien darstellen als die Asphalt- und Beton-Orgie der realen Ausbauplanung.
Die meisten der darin skizzierten Bäume entsprechen nicht der Planung. Bei den Baumreihen sind beispielsweise nur halb so viele Bäume geplant wie in den Perspektiven skizziert. Damit wird südlich des Frankenschnellwegs nur eine lückige Reihe und nicht das abgebildete durchgehende Kronendach entstehen. Die Zeichnung der lockeren Dreier-Baumreihe im Mittelstreifen bei der Jansenbrücke zeigt gar Traumbäume komplett außerhalb des Ausbauvorhabens.
Die zentrale Fragestellung, ob der Ausbau „wie geplant umgesetzt werden“ soll, muss daher aufgrund der dazu vorgelegten Skizzen und mangels Option für eine sinnvolle Alternative als tendenziös bezeichnet werden. Ebenso die Frage „Wie gefallen Ihnen die derzeitigen Pläne?“ – denn genau die wurden den Befragten ja vorenthalten.
Eine sachkundige Analyse des Ergebnisberichts** der ADAC-Umfrage vom vergangenen Herbst durch den BUND Naturschutz ergab dennoch ein klares Ergebnis: Vordringlichster Wunsch der Bürgerinnen und Bürger ist Klimaschutz und eine grüne lebenswerte Stadt.
Fehlende Fahrspuren und erfundene Aktivbereiche
Verkehrs-Bauwerke und Flächen sind sehr zurückhaltend in Weiß und dezentem Grau skizziert, ohne die vielen geplanten Fahrspuren zu zeigen. In der Kohlenhofstraße wurde sogar eine „wegretuschiert“. Denn: Wer würde schon einer sechsspurigen Asphalt-Schneise mitten durch die Stadt mit noch größeren Kreuzungen als bisher (!) auf einem sechsspurigen Autobahntunnel für Durchgangsverkehr zustimmen?
Die in der Zielperspektive „Aktivfläche“ skizzierten Aktiv- und Aufenthaltsbereiche finden sich in den Plänen nicht. Und der Bereich Jansenbrücke nebst „Deckel-Park“ ist ebenfalls nicht Bestandteil der Planfeststellung, da bekanntlich die Pläne hierzu noch gar nicht existieren.
Versiegelung statt Grünflächen und Freizeitbereiche
Obwohl der Ausbau eine Zunahme versiegelter Fläche bedeutet, wurde hinsichtlich der Zustimmungsgründe „Viele Grünflächen/Freizeitmöglichkeiten“ als Antwort angeboten. Genau das trifft die Bedürfnisse und Wünsche der Bürgerinnen und Bürger, die mehrheitlich angaben, das sei, was ihnen am Ausbau gefällt. Tragisch ist dabei, dass die Ausbau-Planungen genau das leider nicht beinhalten.
Sowohl die Ausbau-Befürworter als auch Ausbau-Kritiker scheinen jedoch weitgehend darin einig, dass mehr Grün- und Freiflächen benötigt werden und weniger Verkehr in der Stadt. Der Verkehr soll draußen bleiben oder aus der Stadt nach außerhalb verlagert werden.
Fehlkonzept statt Platz für Radfahrer und Fußgänger
Weniger als ein Viertel hingegen nannte „Verringerung von Staus/Schnelleres Vorankommen“ als Grund. Das aber war einst Anlass und Ziel der Tunnelbaupläne. Noch deutlicher wird die Fehlplanung angesichts nur etwa zehn Prozent der Bevölkerung, der die unterirdische Verkehrsführung gefällt, und nur vier bis sieben Prozent, die die Aspekte „Lärmschutz“, „Keine Kreuzung“, „Keine Ampeln“ positiv sehen.
Eine „Gute Lösung für Fußgänger und Radfahrer“ können gar nur magere drei Prozent erkennen und Gefallen daran finden. Und als Haupt-Ablehnungsgrund wird überwiegend „Zu viel Verkehr/Verkehr aus der Stadt verlagern“ genannt.
Angesichts der ganz überwiegend favorisierten Vision einer grünen und nahezu autofreien Stadt mit viel Raum für die Menschen sowie der Tatsache, dass sogar die Stadt selbst für das Projekt mit vier bis fünfzehn Mal so vielen Fußgängern und Radfahrern wie Autos wirbt, stellt sich unweigerlich die Frage, warum überhaupt noch mehr Platz fürs Auto und nicht vor allem für den Umweltverbund angestrebt wird.
„Es wäre unverantwortlich, eine Autobahn-Transitroute zu schaffen statt die regionale Mobilitätswende voranzubringen. Beim Ausbau würden dem Kfz-Verkehr zahlreiche Bäume und große Grünbereiche geopfert, ohne benötigte Grünverbindungen und adäquate Infrastruktur für Fuß- und Radverkehr zu schaffen“, erklärt Bettina Klose aus dem BN-Vorstand. „Ich hoffe, dass das unplausible Verkehrsgutachten vor Gericht nicht standhält und so die Ausbau-Grundlage entfällt.“
* Grafik: langhuggerramp bzw. edi und sepp
Unter https://www.nuernberg.de/internet/soer_nbg/pressefsw.html werden diese eigens für die Pressearbeit erstellten acht Zielperspektiven mit entsprechend strategisch verfassten Begleittexten zur Verwendung angeboten, als Quellenangabe soll „Stadt Nürnberg“ angegeben werden.
Ein Hinweis auf die Urheber der Zeichnungen fehlt ebenso wie ein Angebot der aktuellen Pläne. Der auf dieser Webseite unter „Aktuelles zum Projekt Frankenschnellweg“ bereitgestellte Link https://www.nuernberg.de/internet/soer_nbg/fsw.html führt weder zu den Plänen noch zu Neuigkeiten, sondern mindestens seit einem Jahr ins Nichts …