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Drama am Kohlenhof: Schmetterlings-Winterquartiere planiert

Population von streng geschützter Art bewusst vernichtet?

Pressemitteilung vom 14. März 2023

Seltener Schmetterling am Kohlenhof

Das Umfeld der Gleisanlagen vom früheren Güterbahnhof ist der einzige Fundort des streng geschützten Nachtkerzenschwärmers in ganz Mittelfranken. Dieser Schmetterling schlüpft im Frühsommer, fliegt etwa Mai bis Juli und legt seine Eier an vollsonnigen warmen Standorten an die Futterpflanzen der Raupen, vor allem heimische Weidenröschen. Die Raupen fressen einige Wochen, verpuppen sich und überwintern so im Schutz von Pflanzen oder in Erdhöhlen.

Neben dem seltenen Nachtkerzenschwärmer wurde bei Kartierungen für die Umweltverträglichkeitsstudie zum Frankenschnellweg-Ausbau eine Reihe weiterer hochgradig gefährdeter Rote-Liste-Arten gefunden, was den Kohlenhof zum landesweit bedeutsamen Lebensraum für Nachtfalter macht. Die Durchführung der Studie war ein großer Erfolg der Klage des BUND Naturschutz gegen die Planfeststellung.

Ersatzhabitat durch ungeregeltem Baubetrieb zerstört?

Die Vernichtung eines Großteils dieses Lebensraumes bereits durch den GfK-Neubau erforderte eine naturschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung sowie die Schaffung eines Ersatzlebensraumes für den Nachtkerzenschwärmer im Westen des Kohlenhofs im Juni 2017.

Im Sommer 2022 wies diese Fläche jedoch fast keine Nahrungspflanzen für den Nachtkerzenschwärmer (mehr) auf. Nichts ließ dort eine seit fünf Jahren bestehende wärmeliebende Ruderalflur als Nachtfalter-Lebensraum erkennen. Stattdessen gab es eine neu asphaltierte Straße, waren ringsum umfangreiche Erdbauarbeiten zu beobachten sowie eine große Schachtanlage, augenscheinlich bis zum Grundwasserhorizont. Bettina Klose zweifelt, ob die Ersatzfläche je funktionsfähig war. „Oder wurde sie widerrechtlich beseitigt?“

Stadt missachtet Auflagen des Planfeststellungsbeschlusses

Die Straßen, die am Kohlenhof seit dem Frühjahr 2022 neu gebaut werden, sind Bestandteil des Frankenschnellweg-Ausbaus. Im Planfeststellungsbeschluss zum Vorhaben wurde die Stadt Nürnberg verpflichtet, vor Baubeginn eine ökologische Baubegleitung zu beauftragen, die sich um naturschutzfachliche Belange kümmert und eine sachgerechte Umsetzung nötiger Maßnahmen sicherstellt.

Eine weitere Auflage lautet: Die nötige Herstellung von Ersatzlebensräumen zur Sicherung des Erhaltungszustandes der Population des europaweit unter Schutz stehenden Nachtkerzenschwärmers „muss so frühzeitig erfolgen, dass sie bis zum Baubeginn und der Beeinträchtigung der betroffenen Lebensräume funktionsfähig sind“.

Die Bauarbeiten entsprechend der Straßenausbauplanung starteten jedoch ohne Erfüllung dieser Auflagen zum Natur- und Artenschutz.

Nahkampf: Raupen gegen Raupen

Mit der Vernichtung der Lebensstätten des seltenen Falters durch Entfernung von Gleisanlagen samt Schotterbett sowie Erdarbeiten wurden zugleich auch dort überwinternde Tiere getötet, um mit der Verbindung zur Schanzäckerstraße und halbseitiger Herstellung der Neuen Kohlenhofstraße (Emmy-Noether-Straße) den „Neubau einer leistungsfähigen Stadtzufahrt“ gemäß FSW-Planung zu realisieren.

Im letzten Sommer am Kohlenhof geschlüpfte Nachtkerzenschwärmer waren als Raupen oder sind aktuell im Puppenstadium ohne Chance gegen Planierraupen und Bagger. „Vielleicht verzichtete man auf eine Schonfrist bis Mai, um der neuen Generation ein Ausschwärmen und damit den Populationsfortbestand zu ermöglichen, weil die Ersatzflächen ohnehin nur auf dem Papier bestehen, aber noch nicht funktionsfähig sind“, vermutet Biologe Wolfgang Dötsch.

BUND Naturschutz fordert Erfüllung der Artenschutz-Auflagen

Dass der städtische Service Öffentlicher Raum beim Mega-Projekt-Frankenschnellweg Verkehrsplanung und Naturschutz sozusagen all-inclusive miterledigt, scheint wenig sachdienlich. Falsche Angaben in den Sitzungsunterlagen, wie zuletzt zur Beschlussfassung Teilneubau Emmy-Noether-Straße, legen das jedenfalls nahe. Regierung und Stadt einigten sich offenbar auf die absurde Ausrede: „Es ist kein Baubeginn erfolgt.“ Der BN fordert die sofortige Aussetzung der Bauarbeiten an der Neubau-Trasse am Kohlenhof bis zur Erfüllung der Auflagen der Regierung. Jede weitere Lebensraumzerstörung und Tötung von Tieren im Puppenstadium muss gestoppt, die ökologische Baubegleitung umgehend tätig werden.

Nachtkerzenfalter, Ausgleichsflächen am Frankenschnellweg und deren reale Bedeutung – Rede des BN

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