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FÖJ-Abschlussbericht von Ingrid Holzmann

Gleich mal vorab, ich habe durch die Pandemie natürlich eine andere Erfahrung gemacht als die meisten anderen FÖJler*innen.

30.09.2020

Am meisten hatte ich mich auf eine Veranstaltung, die ich mit dem FÖJler aus der Landesfachgeschäftsstelle geplant hatte, gefreut. Wir hätten gerne einen Kleidertausch in Kooperation mit dem Heizhaus organisiert und hatten schon im Frühjahr damit angefangen. Dafür konnten wir dank des BN so mit dem Heizhaus Kontakt knüpfen und ihnen bei ihrem eigenen Kleidertauschbasar aushelfen, wofür ich sehr dankbar bin.

An meinem ersten Arbeitstag wurde ich von unserem BfDler eingeschult (Bundesfreiwilligendienst). Wir gingen einkaufen, denn die Werber kamen am nächsten Tag an, und danach sind wir zum Hofgärtchen, um zu gießen. Am nächsten Tag durfte ich mich zu den Werbern dazuhocken und Wolfgang die Geschichte des BN erklären hören.

Es gab gleich am Anfang witzige, kleine Aktionen, bei denen man im Büro aushelfen durfte, wie der lieben Heide bei ihrem Kinderstand am Aufseßplatz zu helfen und mit ihr ein Dosenwerfspiel vorzubereiten.

Oder die Biotoppflegeaktionen machten mir viel Spaß. Das aktive Mithelfen in der Natur und die Resultate eigenhändig zu spüren, war ein erfüllendes Gefühl. Einmal hatten wir eine alte Hütte entlang der Rednitz entfernt, das war am anstrengendsten, aber dafür auch am erfreulichsten.

Stände aufbauen und begleiten war eine Erfahrung, die ich leider nur im Herbst so richtig machen konnte, aber ich fand es immer wieder unterhaltsam, mit neuen Leuten zu reden und so auch interessante Gespräche führen zu können.

Eine Veranstaltung, die mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ist die des Weltkindertages. An unserem Stand konnten sie mit uns basteln und die Eltern auch miteinander quatschen. Am Ende bauten viele eigene kleine Windräder oder Masken und gingen mit einem zufriedenen Lächeln wieder von dannen.

Regelmäßige Aufgaben zu der Zeit beinhalteten das Gießen unserer verschiedenen Flächen in Nürnberg, was ich als sehr entspannend und abwechslungsreich empfand. Manchmal traf man dabei auf weitere BN-Mitglieder und konnte sich beim Auffüllen der Wasserbestände beispielsweise nett unterhalten.

Als sich dann die kälteren Monate anbahnten, hörten diese Aufgaben des FÖJ nach und nach auf. Veranstaltungen gab es noch viele, aber außen aktiv zu sein, war dann doch leider nicht mehr möglich. Ich fing an, sehr viel mehr Zeit im Büro zu verbringen als davor schon. Dieses organisatorische, stille Arbeiten fiel mir anfangs zwar schwer, doch nach und nach konnte ich mich immer mehr daran gewöhnen. Mittlerweile finde ich Büroarbeit sogar ganz angenehm und bin auch froh um die Arbeitserfahrung, die sich in der Zukunft sicherlich als nützlich erweisen wird. Es wären mir vielleicht auch mehr Sachen im Winter übriggeblieben, die ich hätte tun können, wenn ich was hätte machen wollen. Bestimmt wären alle begeistert gewesen, hätte ich ein tolles Projekt, woran ich hätte arbeiten wollen. Mir fiel leider nicht viel ein, aber diese Möglichkeiten bleiben euch offen! Wenn es an finanziellen Mitteln nicht mangelt, zeigt sich das Büro meistens sehr erfreut über eigene Ideen und Initiativen. Wenn ihr gerne Projekte selbst gestaltet oder leitet, würde ich euch also das FÖJ empfehlen.

Kindergruppen durfte ich von Anfang an begleiten und diese waren zu der Zeit eine schöne Abwechslung. Manchmal haben wir draußen gekocht, manchmal haben wir Wälder besucht, immer waren alle Kinder frei in der Natur am Spielen. Manche der Kinder kannten sich mit Pilzen aus, andere dachten, wir würden im Wald auf Giraffen treffen. Ich finde umweltpädagogische Arbeit sehr wichtig, vor allem in einer Großstadt, wo die Kinder sonst vielleicht nicht die Möglichkeit dazu haben, und mitanzusehen, wie sie lernen und dabei Spaß haben konnten, war mir eine Freude.

Mir persönlich war es auch wichtig, Erfahrungen zu sammeln, die einem in jedem anderen Beruf fehlen würden. Und ich glaube, in der Hinsicht habe ich sehr viele FÖJ-spezifische Aufgaben und lustige Geschehnisse miterleben dürfen, dass sich das auch so ergeben hat.

Am Anfang im Herbst wurde ich mal zu einer Frau geschickt, um Fledermäuse von ihrer Gardine zu entfernen. Wir standen am Ende beide kreischend im Raum, als sie sich als lebend entpuppten und letztendlich doch aus dem Fenster rausflogen. Oder ein anderes Mal musste ich einen alten Fledermauskeller außerhalb Nürnbergs begutachten und fotografieren, ich landete in einer Gegend, die ich zuvor noch nie gesehen hatte und ging noch ein wenig in dem schönen Wald dort spazieren, während ich auf der Suche war.

Im Mai rum rief ein Mitglied an, weil sie Hilfe dabei gebraucht hatte, die Blätter, die an ihrer Häuserwand entlangwucherten, zu beschneiden. Ihre Wohnung ist riesig und wunderschön gewesen und sie machte mir einen Kaffee und erzählte von ihren Erfahrungen im BN. Dieses Quatschen mit älteren Mitgliedern und alteingesessenen Aktiven im BN war mir viel wert. Ich schätze es, dass ich so viel über Nürnbergs historischen Umweltaktivismus und die persönlichen Lebensgeschichten dieser Menschen hören durfte. Auch dafür bin ich dankbar.

Einer meiner Favoriten von den Veranstaltungen, die ich zur Winterzeit betreut hatte, war das Repair-Café in Katzwang: nette Mitarbeiter*innen, guter Kuchen und viele Leute, die aus der Güte ihres Herzens anderen eine Freude bereiten wollten.

Im Januar ging ich auch auf die Agrardemo in Berlin und sogar auf Arbeitszeit! Es war superspannend, dabei zum ersten Mal mitzumachen und bei einer großen Demo teilnehmen zu können. Ich hatte sehr viel Spaß dabei und bin mit dem FÖJler aus der Landesfachgeschäftsstelle zusammen im BN-Bus angereist.

Mit der Pandemie kam auch erst einmal eine Umstellung, mit der niemand gerechnet hätte. Der BFDler und ich wechselten uns mit den Tagen anfangs ab, Homeoffice ging leider nicht. In dieser Zeit gab es einige Veranstaltungen, auf die ich eigentlich gespannt war, und ich kann leider nicht viel zu dieser Phase berichten. Wir mussten sehr viele Aufgaben herunterfahren, die sich durch die fehlenden Veranstaltungen einfach erübrigt hatten. Die Zeit war ruhig, aber angenehm.

Einer meiner Wünsche, bevor ich das FÖJ anfing, war es, als Mensch zu wachsen. Und ich finde, das ist auf jeden Fall passiert. Ich bin wirklich dankbar dafür, einer Umweltschutzorganisation aktiv helfen zu können und so viel dabei gelernt zu haben. Ein anderes Ziel meinerseits war es, mich mehr zu informieren, was ich auch gut durch die Gegebenheiten hinbekommen hatte. Artikel, Diskussionen, Seminare, Demos – ich hatte einfach eine breite Auswahl an Möglichkeiten, die ich gerne nutzte, und das auch auf Arbeitszeit tun durfte! Und ich finde es schön, wie sehr das unterstützt wird innerhalb des Büros. Ich konnte bei internen Fridays-for-Future-Besprechungen dabei sein und wirklich verstehen, was hinter den Kulissen in Nürnbergs aktiven Ortsgruppen so vor sich geht! Ich habe so viele schöne Seiten von Nürnberg kennen gelernt. Eine Zeitlang fühlte sich jeder zweite Tag wie eine Safari an.

Eine unserer regelmäßigen Aufgaben (vor Corona) beinhaltete auch, für unsere Werber ein Frühstück vorzubereiten. Und gegen Ende kam eine Gruppe auf, die sich offen mit mir unterhalten und geplaudert hat. Mir blieb auch die Wahl, bei ihnen nach dem FÖJ mitzumachen! Im Allgemeinen, wenn man im BN oder bei Umweltschutzorganisationen länger aktiv bleiben möchte, bleiben einem da viele Möglichkeiten und Wege offen. Man lernt viele Leute kennen und kann das Jahr somit auch langfristig gestalten!

Ich finde es auch schön, wie sehr sich die Leute innerhalb des BN gegenseitig unterstützen und weiterhelfen, es gibt bei einigen eine gewisse Vertrauensbasis und damit eine Selbstverständlichkeit, manche Aufgaben für andere zu machen. Sie gehen mit den Mitgliedern und ehrenamtlichen Helfern respektvoll und nett um und machen für sie manchmal Sachen, die sicherlich nicht notwendig wären. Zu verstehen, dass diese Erwartungshaltung also nicht nur an mich als FÖJlerin gelegt wird, sondern auch voneinander erwartet wird, hat mein Bild auf die Einsatzstelle verschönert.

Ich bin froh um dieses Jahr und die vielfältigen Erfahrungen, die ich damit sammeln konnte, vergessen werde ich’s sicherlich nie!