Cycling-Rebellion-Raddemo „Sand und Grasnelken“
Erste Station der Fahrraddemo am vergangenen Freitag war am Frankenschnellweg, gleich nach der Bahnunterführung an der Rothenburger Straße. Dort sieht die Frankenschnellwegsplanung 6.850 qm Sandfläche als Ausgleichsmaßnahme vor. Sie soll zwei gefährdete Insektenarten der Roten Liste dienen: der Blauflügeligen Ödlandschrecke und der Blauflügeligen Sandschrecke. Die Sandfläche soll als nicht betretbare Dünenfläche zwischen dem Bahndamm und dem vielspurigen Frankenschnellweg bis zur Schwabacher Straße angelegt werden. Wolfgang Dötsch erläuterte den rund 50 Teilnehmenden, dass Flächen entlang von Straßen als Lebensraum für Insektenpopulationen ungeeignet sind. Denn die Insekten erkennen die von Kraftfahrzeugen ausgehende Gefahr nicht und finden reihenweise den Tod durch Kollisionen. Dementsprechend finden sich an Straßenrändern auch kaum Insekten.
Bettina Klose ergänzte, dass die beiden Schreckenarten in der vom BUND Naturschutz durchgesetzten Umweltverträglichkeitsprüfung im Bereich der Gleistrassen am Kohlenhof dokumentiert wurden. Ihr Lebensraum am ehemaligen Güterbahnhof wurde für den Bau der neuen Kohlenhofstraße, dem künftigen Stadtzubringer im „Ausbaubereich Mitte“, bereits im Jahr 2022 vollständig zerstört. Die Sanddünen am Frankenschnellweg, die das ausgleichen sollen, dürften allerdings frühestens in zehn bis 15 Jahren zur Verfügung stehen. Ob die Schrecken so lange darauf warten und das erleben?
Dass die Sanddünen als Lebensraum für die gefährdeten Insekten stark durch den Straßenverkehr des Frankenschnellwegs beeinträchtigt sein werden, wissen auch die Planer. Nur die Hälfte dieser Sandfläche darf daher als Ausgleich angerechnet werden. So stellt sich die Frage, warum dann nicht zum Wohle der Bevölkerung entlang der Straße eine betretbare Grünfläche anstelle hitzefördernder Sandflächen vorgesehen wurde, zumindest als teilweiser Ausgleich für die Rodung üppiger klimawirksamer Gehölzstrukturen zwischen den Fahrbahnen.
Nächste Station der Radelnden war am Rathaus, wo sich der BUND Naturschutz und Extinction Rebellion als Organisatoren der Raddemo dem Publikum vorstellten. Beide betonten ihre basisdemokratische Struktur, und warben um Mitstreitende sowie für Engagement in Sachen Klima-, Umwelt- und Artenschutz. Der BN-Geschäftsführer beeindruckte die Zuhörenden mit einer umfangreichen Aufzählung von vor der Rodung bewahrten Waldflächen, die dank der BN-Aktivitäten heute der Bevölkerung für die Erholung und für klimatischen Ausgleich zur Verfügung stehen.
Am Ende einer langen Etappe nach Ziegelstein erreichte die Gruppe schließlich das Sandbiotop an der Neuwieder Straße. Hier erläuterte Biologin Viola Gburek, dass es durch die Ortsgruppe Ziegelstein betreut und einmal pro Jahr durch Sensenmahd gepflegt wird. Sie lud alle für den am nächsten Tag auf der Biotopfläche stattfindenden Sensenmähkurs ein. Wolfgang Dötsch stellte noch die Sand-Grasnelke und die Heide-Nelke vor, speziell auf solch offene sandige Flächen angewiesene Arten. Ferner berichtete er den Anwesenden von der Verhinderung der Flughafen-Ostanbindung und der damit verbundenen Rettung dieses Biotops.