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Jubiläumsführung: Spaziergang um den Wetzendorfer Landgraben

Etwas Besonderes war der Spaziergang um den Wetzendorfer Landgraben am Samstag, den 13. Mai schon. Zu dieser Jubiläumsführung waren trotz angekündigtem Regen und Temperaturen, die an „Schafskälte“ denken ließen, etliche interessierte Besucher erschienen.

15.05.2023

Klaus-Peter Murawski begrüßte die Teilnehmer und eröffnete mit dem Stellenwert des Knoblauchslands als Landschaftsschutzgebiet. Darüber hinaus sei es unverzichtbar für die regionale Versorgung der Nürnberger mit frischem Gemüse.

Rund um das Berufsförderungswerk waren früher Sümpfe, viele Teiche und Wald. Im 16. Jahrhundert machten Dienstmannen das Land urbar für landwirtschaftliche Nutzung. Heute eines der wichtigsten Gemüseanbaugebiete Deutschlands, eröffnet es zugleich durch seine kleinteilige agrarische Struktur Lebensräume für zahlreiche geschützte Arten. Bereits in den 80er Jahren haben sich Großgründlacher erfolgreich gegen den Bau eines Gewerbeparks im Landschaftsschutzgebiet gewehrt. Die Stadtspitze drohte, die wirtschaftliche Entwicklung ginge an Nürnberg ohne diesen Gewerbepark vorbei. Der BN erreichte damals die Verhinderung. Ein Hoffnungsschimmer angesichts der Bebauungspläne im Knoblauchsland. So ließ der 1. Vorsitzende der Kreisgruppe Nürnberg keinen Zweifel daran, dass der Kampf um Wetzendorf noch nicht zu Ende ist.

Dirk Richter, 1. Vorsitzender der Ortsgruppe, lenkte das Interesse der Besucher auf weitere Facetten der Arbeit im BN, die Biotoparbeit und Führungen wie diese zur Artenvielfalt und ihrer Schutzwürdigkeit. Möglich ist diese Arbeit durch viele Unterstützer, denen er dankte, wie z.B. dem Kulturlanden Schloss Almoshof und den Bauern im Umland.
 
Das Gebiet um den Wetzendorfer Landgraben ist noch heute am strukturreichsten im Knoblauchsland. Als zweiarmiges, begradigtes Gewässer hat dieser seine Quelle im östlichen Teil des Volksparks Marienberg. Bei Starkregen treibt es die Wassermassen aus diesem großen Einzugsgebiet in die Ackerflächen. Ein Überschwemmungsgebiet mit einem Landschaftspark zu bebauen, bleibt eine Fehlplanung. Die Bebauungspläne gefährden hier angesiedelte geschützte Arten. 30 Planzenarten auf der Roten Liste, vier Fledermausarten, 16 streng geschützte Vogelarten verlieren ihre Lebensräume (Rebhuhn, Feldlerche, Kiebitz etc.).

Für alle spürbar an dem Tag war einer der großen Kaltluftströme, die in die Stadt hineinführen (Nordklinikum, Innenstadt, Richtung Westfriedhof). Direkt in den Kaltluftstrom werde gebaut, verbaut. Ein Besucher regte an, sich an Stuttgart ein Beispiel zu nehmen: Zwölf Kaltluftströme habe die Stadt gesetzlich vor Bebauung geschützt. In der Umsetzung des Bürgerbegehrens durch die Stadt erwarten wir eine stärkere Abwägung, was geplante Bebauungen klimatisch in der Stadt verändern. Bebauungen, die zur Erhitzung der Stadt im Klimanotstand beitragen, sind zu unterlassen.

Unter den Füßen der Spaziergänger befindet sich eine denkmalgeschützte keltische Siedlung, so auch unter dem Bebauungsgebiet, führte Wolfang Dötsch (Geschäftsführer der Kreisgruppe) aus. Auch dieser Umstand hält die Stadt nicht von ihren Bauplänen ab. Er wies auf Pflanzenarten hin und erzählte ihre Geschichte, so das Mädesüß, anzutreffen auf Feucht- und Nasswiesen. Es wurde dem Namen nach als „Metsüße“, Aroma für Met und Wein, verwendet. Ein stattliches vertrocknetes Exemplar Blutweiderich (ca. 1,50 cm hoch, Gartenfreunden bekannt) ist als Pflanze für die Vermehrung auf feuchte Böden und Wasservögel angewiesen. Schwebfliegen, Bienen, Schmetterlinge sowie deren Raupen finden am Blutweiderich hinreichend Nahrung. Sie gedeihen in wertvollen Biotopen, die nur zu geringem Teil (hier alle Röhrichtzonen, § 30 BNatSchG) gesetzlich geschützt sind.

Der Regengott hatte ein Einsehen mit den Naturschützern und verschonte sie. Die Hoffnung auf den Erhalt der artenreichen, agrarischen Kulturlandschaft des Knoblauchslands einte alle Teilnehmer der Veranstaltung.

Text: R. Kraetke/Fotos: R. Kraetke und C. Grennan