Versteckte Oasen im Gründlachtal
Am Treffpunkt Wehrkirche St. Georg in Nürnberg-Kraftshof traf sich eine respektable Radfahrergemeinde. Unter dem Schutz des Drachenbezwingers und Nothelfers (heiliger Georg), dem auch Beihilfe für gutes Wetter zugeschrieben wird, leitete Dirk Richter uns durch das Gründlachtal mit Irrhain und Kraftshofer Forst zu den Nasswiesen im östlichen Teil des Landschaftsschutzgebiets.
Die angrenzenden Auwälder des Nürnberger Reichswalds gehören dem international bedeutsamen Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 an. Im EU-Vogelschutzgebiet in seinem Artenreichtum lassen sich überdies Pflanzen wie das in Deutschland selten vorkommende und stark gefährdete Kleine Mädesüß (ein Nässeanzeiger) finden. Kaum noch anzutreffende Käferarten (Eremiten- und Hirschkäfer) haben hier eines ihrer letzten Reservate.
Die dem Hochwasserschutz dienenden Sooswiesen sind reich an Seggen und Binsen und bieten Grasfröschen, Ringelnattern, mehreren Heuschreckenarten sowie seltenen Libellen (z.B. der Gefleckten Heidelibelle) einen Lebensraum. Entlang der Gründlach haben sich auf Nürnberger Gebiet schon länger wieder Biber angesiedelt. Im 19. Jahrhundert durch Überjagung ausgerottet, hat man sie 1970 neu „eingebürgert“. Die „hiesigen“ Biber stammen von vier Individuen (ursprünglich aus Schweden) ab. Damals wurden sie weiter flussaufwärts ausgewildert. Der BUND Naturschutz setzt sich für den Erhalt dieses wertvollen Standorts und seiner geschützten Tierwelt ein.
Pläne der Stadt, entlang des Lachgrabens den Fahrweg zu erhöhen, gefährden das gesamte Ökosystem. Die natürliche Überschwemmung der Auwälder wäre nicht mehr gewährleistet. Die Landschaft um Lachgraben, Ochsengraben und Kothbrunngraben ist neben Nasswiesen und Auwäldern zudem von Feldgehölzstrukturen geprägt. Regelmäßiges Hochwasser macht Hasen und Rebhühnern offenbar weniger aus.
Wie Robert Zoubek ausführte, sind die Wiesen erst vor zwei bis drei Wochen gemäht worden. Den hier zuständigen Landwirten (Bereich Nonnen- und Ziehgraben) ist überwiegend sehr am Naturschutz gelegen. Beleg dafür sind Blühflächen, ungerade Felder, mehr Randstreifen und mangelnde Flurbereinigung. Braunkehlchen, etliche Brutpaare Feldlerchen, Wiesenschafstelzen und Rebhühner wurden hier kartiert. Abgenommen haben allerdings im Raum Neunhof die Kiebitze. Brutpaare konnten hier nicht mehr gesichtet werden. Auch die Ausgleichsflächen für Baugebiete im Knoblauchsland wurden von ihnen nicht angenommen.
Die großen und zusammenhängenden Wiesenkomplexe in der Nähe von Kleingründlach bergen noch eine Orchideenwiese. Streuobstwiesen in der Nähe (wie auch in Reutles) bewirtschaftet die Ortsgruppe Knoblauchsland. Mandy Weber, gerade von einem Senseneinsatz auf einer der Wiesen zurück, berichtete vom Erhalt der Biotope, von Baumpflanz- und Bewässerungsaktionen.
Dem Drachen des heiligen Georg sind wir auch auf dem Rückweg durch den Irrgarten nicht mehr begegnet. Eher erlebt man hier Langstreckenflieger wie den Großen Abendsegler, eine Fledermausart mit ca. 40 cm Flügelspannweite. Nicht neu war die Erkenntnis, dass Mücken in Auwäldern an Gruppen von Naturschützern große Freude haben.
Text: Ramona Kraetke