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Vortragsabend: „Projekt Kiebitz“

Am 28.02.24 veranstalteten der Bürgerverein Thon-Wetzendorf-Schnepfenreuth und die Ortsgruppe Knoblauchsland vom BUND Naturschutz (Kreisgruppe Nürnberg) im Ökumenischen Gemeindezentrum Thon – St. Andreas einen Vortragsabend zum Thema „Projekt Kiebitz – Was wir unternehmen müssen, damit der Kiebitz im Knoblauchsland überleben kann“.

04.03.2024

Referentin und engagierte Expertin zum Thema Kiebitz war Lisa Schenk, Artenschutzreferentin des LBV.

Der „Vogel des Jahres 2024“ bereitet Sorge, steht er doch auf der internationalen Roten Liste stark gefährdeter Vogelarten. Sicher ist, dass die Kiebitzbestände zwischen 1992 und 2016 um 88 Prozent geschrumpft sind. Auf ca. 2.000 ha Fläche im Knoblauchsland haben wir den zweitgrößten Kiebitzbestand Bayerns: etwa 124 Brutpaare (offizielle bayerische Bodenbrüterkartierung aus dem Jahr 2021). In Deutschland geht man von ca. 55.000 Brutpaaren aus. Gefährdet ist der Kiebitz nicht nur in Nürnberg durch intensive Landwirtschaft und Versiegelung (Wohnungsbau, geplante Gewerbegebiete wie Wetzendorf, Buch, Schmalau, Volkacher Straße). Noch bietet das landwirtschaftlich geprägte Knoblauchsland durch die Vielfalt seiner Strukturen Platz für die Brutpflege. Auch Unterschlupf und Schutz vor Feinden wie Füchsen, Krähen, Elstern und Bussarden ist hier gewährleistet. Eine Gefahr bleiben freilaufende, stöbernde Hunde.

In einem gut vernetzten Forschungsprojekt (Landwirte, Untere Naturschutzbehörde, Umweltstationen etc.), gestartet 2023 vom LBV, werden mit technischem und personellem Einsatz Nester geortet, schlüpfende Küken beobachtet, beringt, teilweise besendert und auf ihren Zugbahnen beobachtet und – so weit möglich – nachverfolgt. Städtische Flächen werden auf ihre Eignung zur Kiebitzansiedlung geprüft. Auf Ausgleichsflächen wird untersucht, ob sich wirklich Kiebitze angesiedelt haben, oder ob und wie nachgebessert werden muss. Von Landwirten wird sich persönlich die Erlaubnis erbeten, Ackerflächen betreten zu dürfen. Der beabsichtigte Schutz der Gelege muss in die betrieblichen Abläufe der Landwirte passen und bedarf ihrer Akzeptanz (spätere Aussaat, Gelege umfahren etc.). Kiebitznester werden mit Weidenstäben markiert, um sie zu schützen. Ein Monitoring verschiedenster Maßnahmen zielt ab auf Gelegeschutz, Erhalt der Lebensräume und die Stabilisierung der Bestände. Das Projekt stützt sich auf das zuverlässige und kompetente ehrenamtliche Engagement von Heinz Armer und Dieter Kaus vor Ort, die mit der Kartierung von Kiebitzen und der Beringung der Jungvögel eine beachtliche Vorarbeit geleistet haben und immer noch leisten.

Hoffnung ist schön, doch man sollte sich nie darauf verlassen. Hoffnung macht die enorme Anpassungsfähigkeit des Kiebitzes. An sich bevorzugt er Moore und Gewässerränder, nimmt aber auch mit Plätzen zwischen Gewächshäusern und zunehmend intensiv betriebenen Ackerflächen vorlieb. Falls der standorttreue Vogel für Baumaßnahmen vergrämt wird, zieht er nach Frankreich oder Spanien, wo er bejagt werden darf. Einen verständlichen Fahrplan mit möglichen Ausgleichsflächen hierzulande konnte man ihm noch nicht kommunizieren.

Eine weitere Herausforderung für die Beurteilung der Population stellt sein Alter dar. Der Vogel aus der Familie der Regenpfeifer kann bis zu 24 Jahre alt werden. Und – ihm sieht man sein Alter nicht an. Vergreisende Populationen brechen plötzlich zusammen und mit ihnen die Hoffnungen der Ornithologen. Denn vergreisende Bestände brüten nicht wie erhofft bis zu drei Mal im Jahr.

Was können wir noch für ihn tun? Von März bis Oktober haben auf landwirtschaftlich genutzten Flächen weder Sportler noch Wanderer, Spaziergänger oder freilaufende Hunde etwas verloren. Es gilt das Betretungsverbot. Geben Sie geschützten Vögeln eine Chance und bleiben Sie auf den Wegen, leinen Sie bitte Ihre Hunde an!

Ältere Menschen erinnern sich, wie viele Kiebitze es früher gab, und freuten sich über ihr „kiju-wit“ als Bote des Frühlings. Junge Menschen finden die Küken süß und möchten sie unbedingt ihren Kindern zeigen. Bitte nutzen Sie dazu doch die Exkursionen des LBV unter fachkundiger Anleitung und mit dem Fernglas, um den Bodenbrütern näher zu kommen.

Auch an die Stadt adressiert waren die einleitenden Worte von Jürgen Brandt, Initiator der Veranstaltung und Co-Vorsitzender des Bürgervereins Thon-Wetzendorf-Schnepfenreuth e.V.: „Muss Wohnungsbau in Nürnberg immer auf der grünen Wiese sein?“ Diesen Worten wäre ein lautstarkes Echo zu wünschen ...

Text: Ramona Kraetke