Warum Neu-Wetzendorf nicht gebaut werden darf
Mit auf dem Podium saßen Rechtsanwalt Dr. Eric Weiser-Saulin von der Kanzlei Baumann in Würzburg, Klaus-Peter Murawski, Vorsitzender des BN Nürnberg, Dirk Richter, Vorsitzender der Ortsgruppe Knoblauchsland, und Wolfgang Dötsch, Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe.
Schon der Vortrag des Rechtsanwalts enthielt eine Menge Sprengstoff. Die Unterlagen zeigen seiner fachlichen Meinung nach deutlich, dass viele Konflikte nicht gelöst sind, obwohl in der Bauleitplanung das Konfliktbewältigungsgebot zentraler Bestandteil ist und Abwägung und Transparenz ermöglichen soll. Hier sieht er massive Defizite. Der Umweltbericht wurde oberflächlich erstellt. Es wurde z.B. kein neues Fachgutachten für das Klima erstellt, es gibt keine Verkehrsprognose, Verkehrslärm wurde nicht berücksichtigt („Wir gehen davon aus, dass Grenzwerte überschritten werden“). Die Bebauung reicht bis an die Grenze des Überschwemmungsgebiets heran. Beim Schutzgut Tiere wurde nicht ermittelt, wie viele geschützte Arten vorhanden sind. Die vorgelegte Planung funktioniert nur, wenn Ausnahmegenehmigungen (vom Schutz) für verschiedene Arten erteilt werden, z.B. für Rebhuhn und Fledermaus. Fortpflanzungs- und Ruhestätten werden zerstört. Die Eingriffe werden nicht kompensiert. Er schlägt vor, dass die Planung noch einmal auf den Prüfstand gestellt wird; dann wird die Regierung von Mittelfranken entscheiden.
Klaus-Peter Murawski wies auf das Gutachten des Bayerischen Umweltministeriums hin, dass das fränkische Becken eine besonders starke Erwärmung erfahren wird. Dies verlangt den Schutz von Kaltlufterzeugungsgebieten; Baugenehmigungen dürfen im Bereich von Kaltluftströmen nicht mehr erteilt werden.
Der BUND Naturschutz verlangt, dem Bauen im Bestand Vorrang zu geben vor neuer Versiegelung. Im Baubereich gibt es aber starke Lobbies, die Druck machen. Dazu kommt, dass Sand sehr knapp geworden ist, sodass sich eine Sand-Mafia gebildet hat. Die Entwicklung durch Putins Krieg hat die Preise beim Bauen extrem hochgetrieben, sodass kaum bezahlbare Wohnungen mehr entstehen können.
Dirk Richter wies auf erhebliche Nachteile bei Boden und Wasser hin. Es geht um Böden mit mittlerer bis hoher Ertragsfunktion; sie gehören zu den besten Böden im Knoblauchsland. Schon 1996 wurde im Arten- und Biotopschutz-Programm die hohe ökologische Bedeutung des Gebiets festgestellt. Die Grundwasserneubildung wird massiv gestört und die Hochwassergefahr verstärkt. Der Seegraben soll in den Wetzendorfer Landgraben eingeleitet werden; somit geht viel Retentionsraum verloren. Die wichtige Funktion von Gewässerrandstreifen wird außen vor gelassen.
Wolfgang Dötsch schilderte eindringlich die ökologische Bedeutung dieser einzigartigen Kulturlandschaft. Elf Biotope (z.B. Hecken, Gehölzränder und -streifen), Lebensräume von Kiebitz, Rebhuhn und der hochgradig gefährdeten Knoblauchkröte werden zerstört.
Danach ergab sich im vollbesetzten Saal eine lebhafte Diskussions- und Fragerunde. Drei VertreterInnen der für den Landtag kandidierenden Parteien standen zunächst kurz Rede und Antwort: Verena Osgyan von den Grünen, Thomas Estrada von den Freien Wählern und Dominik Mazzicato von der ÖDP äußerten sich überwiegend kritisch zu dem Vorhaben. Vertreter von CSU, SPD und SPD waren der Einladung nicht gefolgt. Bei der Diskussion wurde unter anderem das Vorgehen des Baureferats, potenzielle Bauträger schon vor dem Abschluss des Bebauungsplanverfahrens einzuladen und zum Kauf von Grundstücken aufzufordern, kritisch angesprochen.