Die Waldapotheke
Viele Pflanzen des Waldes liefern seit alters her ausgezeichnete Heilmittel. Besonders einige Sträucher sind vielfältig als Medizin verwendbar.
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
Der Holunder ist eine Pflanze, die besonders auf den Stoffwechsel in mannigfaltiger Weise wirkt. Er ist blutreinigend, schweiß-, milch- und wassertreibend sowie abführend und auswurffördernd. Außerdem regt er die Tätigkeit der Hormondrüsen an. Holunderblütentee ist ein altbewährtes Mittel gegen Fieber.
Die rohen Früchte sind giftig und können nicht in größerer Menge gegessen werden. Erst nach dem Kochen kann man sie verarbeiten. Leichtes Erhitzen reicht oft nicht aus, um die Giftwirkung zu unterbinden.
Weißdorn (Crataegus monogyna)
Der Weißdorn ist ein vielgebrauchtes Mittel in der Herztherapie. Er wirkt beruhigend, entkrampfend und stärkend auf Herz und Kreislauf. Er reguliert den Blutdruck und fördert die Durchblutung der Herzkranzgefäße. Bei uns ist der Eingriffelige Weißdorn (Crataegus monogyna) mit Abstand die häufigste Art in der Kulturlandschaft. Daneben ist der Zweigriffelige Weißdorn weit verbreitet. Beide unterscheiden sich nicht nur durch die Anzahl der weiblichen Blütenorgane (Griffel), es werden auch ein bzw. zwei Samen gebildet. Der Weißdorn ist übrigens keine Beere, wie die meisten Menschen meinen, sondern eine Steinfrucht. An den essbaren Früchten kann man sich also die Zähne ausbeißen.
Früher wurden diese übrigens auch geerntet. Da der Weißdorn allerdings nur leicht süßlich schmeckt und kaum eigenes Aroma hat, geriet die Nutzung in Vergessenheit.
Schlehe (Prunus spinosa)
Die Schlehe wirkt krampflösend, schmerzstillend und mild abführend. Schlehenblütentee ist vor allem für empfindliche Menschen mit hartnäckiger Verstopfung zu empfehlen.
Schlehen bilden in der Ziegellach an vielen Stellen den südlichen Waldsaum und wachsen mit ihren starken Dornen zu undurchdringlichen Hecken. Der wissenschaftliche Name „spinosa“ weist auf die starke Bedornung hin.
Giersch (Aegopodium podagraria)
Der Giersch ist eine unserer ältesten Heilpflanzen. Auf feuchten, mineralstoffreichen Böden ist er in Auwäldern weit verbreitet. Giersch enthält sehr viel Vitamin A und Vitamin C, außerdem Mineralstoffe und Spurenelemente. Markant ist sein ätherisches Öl, das ihm den würzigen Geschmack verleiht. In der Volksheilkunde wurde Giersch insbesondere bei Gicht und Rheuma angewendet.
Mädesüß (Filipendula ulmaria)
Das Mädesüß gedeiht an Ufern, in Feuchtwiesen und in feuchten Staudenfluren. Dort kann es auch große Bestände bilden, die aber mittlerweile sehr selten geworden sind. An den sonnigen und feuchten Stellen der Ziegellach zählt Mädesüß also zu den typischen Pflanzen.
Es enthält ätherische Öle, die den charakteristischen Duft und Geschmack hervorrufen. In historischer Zeit wurde es zum Würzen von Met verwendet und hat so seinen Namen erhalten. Von medizinischer Bedeutung waren einst unterschiedliche Salicylsäureverbindungen, die im Körper zu schmerzlindernder Salicylsäure aufgespalten werden. Vor der Erfindung synthetischer Produkte war dies eines der wenigen, natürlichen Schmerzmittel.
Winterlinde (Tilia cordata)
Die Linde ist der Wappenbaum des BUND Naturschutz. In Nürnberg ist besonders die Winterlinde in Parks und Wäldern verbreitet. Lindenblüten zählen zu den historischen Arzneimitteln, die auch heute noch ganz selbstverständlich als Tee zu kaufen sind. Die Blüten enthalten ätherische Öle, Gerbstoffe, Flavonoide und Schleimstoffe. Der Tee wirkt entzündungshemmend und schweißtreibend bei Erkältungen, Husten und Fieber.
Schöllkraut (Chelidonium majus)
Mit seinen gelben Blüten zählt das Schöllkraut zu den charakteristischen Blumen im Auwald. Es benötigt mineralstoffreichen Boden und gedeiht auch noch gut im Halbschatten der Bäume. Als typisches Mohngewächs enthält es Milchsaft. Dieser ist aber nicht weiß, sondern beim Austreten kräftig dottergelb. In der Volksmedizin wurde der Saft früher direkt auf Warzen aufgetragen. Dort bindet er schnell zu einer gummiartigen, braunen Masse ab. Schöllkraut enthält allerdings giftige Alkaloide und kann hautreizend wirken.