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BUND Naturschutz fordert bei Rad-Demo nachhaltige, gerechte Verkehrspolitik für alle

Nürnberg soll Städteinitiative für Tempo 30 innerorts beitreten, um lokale Entscheidungen für Gesundheit und Sicherheit zu ermöglichen

Pressemitteilung vom 21. Februar 2022

Verkehrswende ist ein großer Hebel für Klimaschutz

Verkehr ist klimarelevant, die dringend benötigte Mobilitätswende daher ein großes und wichtiges Umweltthema. Deshalb fordert der BUND Naturschutz, Planungen aus einer Zeit, als das Automobil noch als Verkehrsmittel der Zukunft galt und uneingeschränkte Freiheit für alle versprach, anhand heutiger Erkenntnisse zu überarbeiten.

Dabei müssen die aktuellen nachhaltigen Planungsvorgaben aus Stadt- und Verkehrsplanung Grundlage sein und die Erfordernisse hinsichtlich der gerade in Nürnberg erwarteten besonders starken klimatischen Veränderung berücksichtigt werden. Alle Formen umweltfreundlicher, klimagerechter Mobilität müssen besonders gefördert und bevorrechtigt werden. Der Umweltverbund, also Fuß-, Rad- und öffentlicher Persnonennahverkehr zusammen, muss so attraktiv werden, dass er bei der Verkehrsmittelwahl regelmäßig bevorzugt und das Auto öfter stehengelassen wird.

Verkehrswende ist auch ein Thema der Gleichberechtigung aller

Im Vorfeld zum Weltfrauentag am 8. März organisierten deshalb Fridays for Future Nürnberg, unterstützt durch den BUND Naturschutz, eine Verkehrswende-Fahrraddemo. Dabei wurden die Auswirkungen der Verkehrsplanung insbesondere aus feministischer Sicht beleuchtet.

So wurde am Freitag die besondere Bedeutung der Verkehrswende für alle Menschen, die überwiegend Familien- und Pflegearbeit leisten, dargestellt. Kritisiert wurde, dass die Verkehrspolitik noch immer generell das Auto in den Mittelpunkt stellt. „Diese „Verkehrspolitik von gestern“ ist äußerst unsozial und benachteiligt Menschen ohne Auto ganz erheblich – vor allem Kinder und Jugendliche, auch Senioren bzw. Menschen mit kleinerem Geldbeutel. Denn am Ende fehlt dadurch nicht nur das Geld für ein wirklich gutes öffentliches Nahverkehrsangebot, sondern auch der Platz für Fuß- und Radverkehr. Davon wiederum sind überwiegend Frauen betroffen. Hier muss endlich Geschlechtergerechtigkeit hergestellt werden!“, erklärte Johanna Reichenbach von Fridays for Future.

Auch die gesundheitsschädlichen Auswirkungen der „autogerechten Stadt“, insbesondere durch übermäßige Asphaltierung und folglich Erhitzung unserer Stadt sowie erheblichem Ausstoß an Verkehrslärm und Luftschadstoffen, wurden thematisiert. Beim Zwischenstopp am Kohlenhof wurde die dortige Realisierung nicht zukunftsgerechter Konzepte kritisiert: jede Menge Flächenversiegelung für Autoverkehr anstatt Entsiegelung und Schaffung großzügiger Grünverbindungen. Mit solchem müssten die angrenzenden Stadtteile verbunden und so auch deren extremer Mangel an Erholungs-, Grün- und Spielflächen etwas gemildert werden.

Langsamerer Verkehr schützt Klima und Menschen

Als eine geeignete Maßnahme empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO generell Tempo 30 für innerörtlichen Verkehr. In Spanien ist dies bereits landesweit eingeführt (*1), in Paris seit September (*2) letzten Jahres flächendeckend, mit Ausnahme wichtiger Verkehrsachsen. Derart verringertes Tempo reduziert den Ausstoß von Luftschadstoffen, Verkehrslärm und Stau sowie die Unfallrisiken. Deshalb wurde die Forderung erhoben, dass sich die Stadt Nürnberg der Initiative (*3) von mittlerweile über 70 deutschen Städten (*4) für Tempo 30 anschließt, wie auch bereits die Nachbarstadt Erlangen oder kürzlich Stuttgart (*3, 5).

Zufußgehen wäre wieder angenehm und die Möglichkeit, Straßen nicht nur an Kreuzungen, sondern überall zu queren, würde viele Wege verkürzen. Damit ließen sich in Nürnberg auf einen Schlag etliche Ziele erreichen: das städtische Ziel der 15-Minuten-Stadt, ein nahezu lückenloses Wegenetz für den Alltagsradverkehr, der dann größtenteils auf der Fahrbahn stattfinden würde, Senkung der Zahl der Verkehrstoten nahezu auf null („Vision Zero“) sowie eine deutlich verbesserte Situation für klimafreundlichen Fuß- und Radverkehr.

*1 https://www.bussgeldkatalog.org/news/who-tempolimit-von-30-km-h-soll-weltweit-innerorts-gelten-4265981/ (Mai 2021, WHO-Forderung Tempo 30 innerorts landesweit in Spanien eingeführt)
*2 https://www.n-tv.de/panorama/Paris-wird-zur-Tempo-30-Zone-article22671298.html (09.07.2021 Tempo 30 in Paris ab Ende August)
*3 https://www.staedtetag.de/files/dst/docs/Dezernat-5/2021/Positionspapier-Staedteinitiative-Tempo-30-Unterstuetzer-Stand-2021-12-08.pdf  (7 Kommunen dabei beim Start am 06.07.2021)
*4 https://www.rnd.de/mobilitaet/tempo-30-mehr-als-70-staedte-und-gemeinden-wollen-tempolimit-einfuehren-7QSAQ6R23NAU3AYHAXS3VFAWBM.html (17.02.2022)
*5 https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgarter-gemeinderat-entscheidet-mehrheit-will-mehr-tempo-30.b403ce4b-bac4-4faf-a86a-6be104a93b4c.html (03.02.2022, Stuttgart will Modellstadt werden und tritt Städteinitiative für Tempo 30 bei)