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Keine Rodung an der Radrennbahn!

Der BUND Naturschutz lehnt eine Bebauung der Grünfläche in Katzwang (Reichelsdorfer Keller) mit ihrem wertvollen Baumbestand ab. Dimension mit ca. 140 Bäumen vergleichbar der Konzerthalle im Luitpoldhain.

Pressemitteilung vom 27. November 2020

Als trostloses Ruinengelände erscheint heute die einst bekannte Radrennbahn am Reichelsdorfer Keller in Katzwang. Umgeben ist die Bahn von einem grünen Gürtel aus Bäumen – darunter viele ältere Eichen. Das Gelände stellt praktisch die einzige Grünfläche im dicht bebauten Siedlungsgürtel von über drei Kilometern Länge neben Friedhof, Volksfestplatz und einer Freileitung dar. Die Stadt Nürnberg möchte nun mit dem Bebauungsplan 4654 die Grünfläche beseitigen und große Teile des Areals dicht bebauen.

Stadtteil mit Grünflächenmangel

Grundsätzlich begrüßt der BUND Naturschutz Flächenrecycling und eine kompakte Bebauung unter Berücksichtigung sozialer Bedürfnisse. Nur so kann der dramatische Flächenfraß gebremst werden. Nürnberg ist jedoch eine der am dichtesten bebauten Großstädte Deutschlands mit der nachweislich geringsten Anzahl an Straßenbäumen. Auch Vororte wie Katzwang mit einer Bevölkerungsdichte von deutlich über 1.500 Einwohnern pro Quadratkilometer gelten als dicht besiedelt und leiden unter einem drastischen Grünflächenmangel. Diesen Mangel sollen angrenzende Wälder (Eibacher Forst) oder landwirtschaftliche Nutzflächen (Rednitzgrund) kompensieren. Dafür sind aber die Flächen der Landwirte grundsätzlich nicht da und auch der Wald ist in Zeiten von Klimawandel und Großmaschinen oft nur bedingt erholungstauglich.

Nach jahrzehntelangem Kampf um den Hafenwald und in der aktuellen Diskussion um die Juraleitung durch das Rednitztal wissen die Bürger außerdem, dass es für keine dieser Naturlandschaften rechtliche Sicherheit gibt.

Der BUND Naturschutz fordert daher, Grünflächen grundsätzlich zu erhalten und keinesfalls als billiges Bauland zu missbrauchen. Der 2. BN-Vorsitzende Oliver Schneider macht klar: „Es kann nicht sein, dass wir in regelmäßigen Abständen Verfahren zur Rodung, Beseitigung und Bebauung von Grünflächen erhalten. Die Stadtpolitik muss sich klar zum grundsätzlichen Schutz aller Grünflächen im Flächennutzungsplan bekennen.“

Wertvoller Baumbestand gefährdet

Die Arena der Radrennbahn ist außen an ihren steilen Hängen mit Bäumen bestanden. Vor allem zahlreiche ältere Eichen fallen auf. Spechte haben an etlichen Bäumen Höhlen angelegt und Risse sind auch für die nachgewiesenen Fledermäuse interessant. Allein 13 Höhlenbäume sind in dem zu erhaltenden Baumbestand kartiert. (Im Rodungsbereich sind die Höhlenbäume auf den Karten leider kaum auszumachen.)

Der BUND Naturschutz konnte hier zudem zahlreiche Bäume mit stattlichem Durchmesser nachweisen. 84 Eichen haben einen Stammumfang von über einem Meter. 16 Exemplare davon sind sogar Baumriesen mit Stammumfang von über zwei Metern (!). Nicht umsonst hat das Arten- und Biotopschutzprogramm der bayerischen Staatsregierung das gesamte Gehölz als „regional bedeutsames Biotop Nr. 909“ erfasst.

Kontrapunkt zum Klimaschutz

Der „Grünerhaltungsplan“ sieht die Rodung des kompletten Baumbestandes in der südöstlichen Hälfte der Rennbahn vor. Doch auch im gesamten Restbereich sollen viele Bäume fallen. Massiv greift zudem die Wohnbebauung mit den Tiefgaragen in den Wurzelbereich der Bäume ein. Der BUND Naturschutz geht daher davon aus, dass auch weite Teile des zu erhaltenden Baumbestandes absterben werden. Selbst wertvolle Höhlenbäume sind zusätzlich gefährdet, da sie mit ihren Totholzstrukturen in der Nähe der Bebauung als Sicherheitsrisiko gelten.

Damit erhält die Rodung der Radrennbahn eine Dimension wie die Konzerthalle am Luitpoldhain uns ist strikt abzulehnen. In Zeiten des Klimawandels müssen derartige Bäume grundsätzlich erhalten werden.

Problem Eichenprozessionsspinner

Ein weiteres Problem bei einer zukünftigen Bebauung ist der nahezu flächendeckende Befall der Bäume mit Eichenprozessionsspinner. Eigentlich sollte eine Bebauung im Kronenbereich der Bäume schon aus Gesundheitsgründen für zukünftige Bewohner unterbleiben. Ansonsten müssten die Raupen regelmäßig mit großem Aufwand bekämpft werden. Dies ist aber mit dem Schutz brütender Vögel und mit Fledermausquartieren schwer vereinbar.

Massive Kritik an Planunterlagen

Der BUND Naturschutz übt deutliche Kritik am Planungsprozess. Ein beschleunigtes Verfahren, in dem eine Umweltprüfung entfallen kann, ist sicher der falsche Weg, um ein ökologisch so wertvolles Areal zu planen. Bei der freiwilligen Prüfung der Umweltbelange fehlt eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung. Diese muss aber aus Sicht des BN zwingend vorab erstellt werden, damit der Eingrifft bewertet werden kann.

Dagegen wird in den Planunterlagen der Wert der Bäume nur wenig beachtet und Beeinträchtigungen werden bewusst hervorgehoben. So soll „ein großer Anteil der Flächen bereits versiegelt oder hoch verdichtet sein“. Nach Schätzung des BUND Naturschutz beträgt der Flächenanteil der eigentlichen Bahn samt Steintribüne und Nebengebäuden nur knapp 0,4 von 3,1 Hektar. Der weit überwiegende Anteil des Areals ist Wald oder Freifläche. Selbst die einstigen Tribünenränge sind nur auf natürlichem Sandboden und wurden schon von artenreicher Vegetation zurückerobert.

Dass der „rahmende Baumbestand … zu großen Teilen geschützt wird“ ist aus Sicht des BUND Naturschutz ebenfalls eine klare Fehldarstellung. Aus den Unterlagen geht hervor, dass nur etwa die Hälfte der Bäume erhalten wird. Über 140 Exemplare sollen gefällt werden. Da dies vor allem die mächtigen Bäume am Rand der Arena betrifft, ist aus Sicht des BUND Naturschutz sogar mehr als die Hälfte der Baummasse betroffen.

Laut Planunterlagen ist nur ein kleiner Teil des Areals in der Nordwestecke Wald. Nach Meinung des BUND Naturschutz handelt es sich aber um einen sehr homogenen Bestand von Forstbäumen (überwiegend Stieleichen, Waldkiefern), der Wald im Sinne des Waldgesetzes darstellt. Damit wäre eine Rodungserlaubnis und eine Wiederaufforstung erforderlich. Oliver Schneider vom BN mahnt: „Die Stadt fordert von ihren Bürgern Nachpflanzungen, drückt sich aber selbst davor. Wenn man das ernst nehmen würde, wären (wie hier) viele Planungen nicht lukrativ.“

Fazit

Eine Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung des Bebauungsplans 4654 sind aus Sicht des BUND Naturschutz stadtplanerisch, klimapolitisch und naturschutzfachlich falsch.
Die Radrennbahn am Reichelsdorfer Keller ist vielmehr als öffentliche Grünfläche zu erhalten und so zu gestalten, dass sie von möglichst vielen Bürgern genutzt werden kann.
Dabei ist der dauerhafte Schutz des kompletten alten Baumbestandes fest einzuplanen. Eine Entsiegelung der Fläche ist dringend erforderlich, auch um den Wurzelraum der Bäume zu verbessern.

„Eine wirtschaftliche Bebauung des Areals ist mit dem Schutz der wertvollen Bäume nicht vorstellbar“, argumentiert der 2. BN-Vorsitzende Oliver Schneider. „Eigentlich könnte man nur wenige Gebäude ins Zentrum der Rennbahn bauen. Daher sollte das Verfahren aufgegeben werden. Katzwang hat eine zentrale Freifläche für Bürger, Sport und auch Kultur dringend nötig. Dafür ist die Arena der Radrennbahn gut geeignet.“

Fotos: W. Dötsch

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