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Pressemitteilung 9/2003

Bund Naturschutz Nürnberg und Partner starten „Neue Wege im Mauerseglerschutz“

Die Wahl des Mauerseglers zum Vogel des Jahres 2003 lenkt erneut verstärkte Aufmerksamkeit auf den Lebensraum (Groß-) Stadt, denn die eleganten Flieger mit einer Spannweite bis zu 40 cm brüten in Deutschland nahezu ausschließlich unter den Dächern mehrstöckiger Häuser in den Zentren größerer Städte.

Das seit 2002 gültige Bundesnaturschutzgesetz untersagt es nach §42 die Wohnstätten besonders geschützter Tiere (§10 Absatz 10 b) zu zerstören. Der Mauersegler zählt zu ihnen. Trotzdem ist in vielen Kommunalverwaltungen der Handlungsbedarf noch nicht erfasst worden. Bei Gebäudesanierungen wird viel zu wenig auf geschützte gebäudebrütende Vogelarten geachtet.

Deshalb intensivieren der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Bund Naturschutz in Bayern heuer die langjährigen Bemühungen zu Bestandserfassung und Schutz des Mauerseglers: In Berlin wird das seit 1998 laufende Mauersegler-Projekt auf weitere Stadtteile ausgedehnt, in Hannover, Frankfurt und Nürnberg starten neue Vorhaben.

Die Agenda21 konnte in Nürnberg als Partner für das Engagement zum Schutz des Mauerseglers gewonnen werden, um die Beteiligung einer breiten Öffentlichkeit zu ermöglichen.

Die Biologie des Mauerseglers

Der Mauersegler (Apus apus) besitzt ein gänzlich schwarzes Gefieder und ähnelt im Flugbild den Schwalben, ohne mit ihnen näher verwandt zu sein. Er verbringt im Jahresverlauf nur wenige, aber für den Fortbestand seiner Art entscheidende Monate in Deutschland. Von Mai bis Ende Juli brütet und zieht der Mauersegler seinen Nachwuchs während der insektenreichen Frühsommermonaten Mitteleuropas auf. Die restliche Zeit verbringt er in Afrika südlich der Sahara - jedoch ausschließlich im Flug, ohne Bodenkontakt. Sie trinken, paaren, jagen, sammeln Nistmaterial und schlafen im Flug.

Da sie mit ihren kurzen Beinen kaum laufen können, müssen sie sich folglich auch von ihren Nest (der einzige Ort, an dem sie Kontakt zu festem Untergrund aufnehmen) in die Tiefe zum Abflug stürzen können. Ihre ursprünglichen Brutgebiete waren Felsen und Höhlen in hohen Bäumen. Ersatzbrutmöglichkeiten finden sich an Nischen und Spalten mehrgeschossiger Häuser. Deshalb ist der Schutz der Mauersegler eine typische Naturschutzaufgabe der Städte.

Bestand und Gefährdung des Mauerseglers (bundesweit/Nürnberg)

Der bundesweite Bestand des Mauerseglers wird auf 450.000 bis 900.000 Brutpaare geschätzt. Als Koloniebrüter kann der Mauersegler lokal hohe Siedlungsdichten erreichen. Je nach Struktur der Bebauung (Einfamilienhäuser, Geschosswohnungsbau, Alter der Bauten) kann die Dichte erheblich schwanken.

In Nürnberg kann man über Vergleichsdaten aus Berlin mit einem Vorkommen zwischen 2.000 bis 5.000 Tieren rechnen.

Da exakte Erkenntnisse zum Vorkommen des Mauerseglers fehlen kann auch keine gesicherte Aussage zur Bestandsentwicklung getroffen werden Belegt sind lokale Bestandseinbrüche durch Verlust von Brutplätzen.

Ursache des Rückgangs sind (dringend erforderliche) Gebäudesanierungen: Meist werden durch Fassadenarbeiten Spalten zwischen Dach und Mauerwerk oder durch Wärmeisolierung Ritzen im Dachgefüge verschlossen, die von den Mauerseglern als Eingang zu den Brutstätten genutzt werden. Oft genügt aber schon die Einrüstung eines Hauses, um den Seglern den Zugang zu verwehren - und eine komplette Brutsaison fällt aus.

Bestandserfassung des Mauerseglers

Die Bestandserfassung des Mauerseglers ist äußerst diffizil. Da sein Jagdgebiet sehr weitläufig ist, kann der Bestand nur über die Nistplätze und eine Zählung an ihnen ermittelt werden. Der Mauersegler jagt die meiste Zeit des Tages weit entfernt vom Brutplatz. Nur nach dem Abflug am Morgen und ca. 30 Minuten am Abend kreist er im Gebiet seines Nestes, um plötzlich in einem Gebäudespalt zu verschwinden. Deshalb sind meist mehrere Begehungen erforderlich, um den Brutplatz einer Mauerseglergruppe zu erfassen.

Maßnahmen zum Schutz des Mauerseglers - Beratung für Hausbesitzer

Als ausgezeichneter Flieger kann der Mauersegler auch in mehreren Kilometer Entfernung nach Nahrung suchen. Speziell in Nürnberg sind durch große Grünflächen in der Stadt (Wöhrder Wiese, Dutzendteich-Gelände und Volkspark Marienberg) sind Jagdgebiete vorhanden. Deshalb geht man heute davon aus, dass der Rückgang der Mauerseglerpopulationen auf den Mangel an Brutmöglichkeiten zurückzuführen ist.

Deshalb wollen sich die Projektpartner mit einem speziellen Beratungsangebot an die privaten Hausbesitzer und die Wohnungsgesellschaften wenden:

Während des ersten Projektjahres werden Mauersegler-Vorkommen ohne Kostenberechnung bewertet und mit den Eigentümern bzw. Architekten an den Erhalt von Brutplätzen im Sanierungsfall gearbeitet. Eventuell wird man sogar in der Lage sein, die ersten Maßnahmen mit zu finanzieren.

Schutzmaßnahmen zum Mauersegler lassen sich einfach und billig umsetzen: entweder lassen sich sehr günstige Betonniststeine in die Fassade integrieren, schmale Nistkästen unter dem Dachüberstand anbringen oder wenige Zentimeter Abstand zwischen Isolierung und Dachkonstruktion vorsehen.

Beispielhaft wurden in Berlin Lichterfelde eine Gründerzeitsiedlung und in Berlin-Lankwitz ein Wohnblockkomplex aus den 60er Jahren mauerseglergerecht saniert.

Mitarbeit der Bürgerinnen und Bürger in Nürnberg

Der Erfolg eines Projekts zur Erfassung und Schutz von Mauersegler-Vorkommen hängt in großem Maße von der Unterstützung der Nürnberger Bevölkerung ab. Nur wenn Bürgerinnen und Bürger sich für den Mauersegler begeistern lassen, werden sie den Mauersegler wahrnehmen und beobachten. Oft genug ist der Mauersegler ihr nächster Nachbar! Deshalb kann niemand besser erkennen unter welchen Dächern Mauersegler brüten und Junge aufziehen, als die Menschen bei denen sie zur Untermiete wohnen, die sie täglich im Vorbeigehen fliegen sehen und vielleicht sogar die Bettelrufe der Jungtiere hören.

Weder Naturschutzverbänden noch Behörden ist eine derart intensive und flächendeckende Beobachtung der Mauersegler möglich.

Deshalb hat die Agenda 21 Gruppe „Mauersegler in Nürnberg“ als erstes ein Faltblatt entwickelt, in dem um die Meldung von Mauersegler-Beobachtungen gebeten wird. Eine Rückmeldung ist über beigefügter Postkarte, Telefon oder e-mail möglich.

Als weitere Schritte plant die Agenda-Gruppe Infostände in den Stadtteilen St. Johannis, Altstadt, Wöhrd, Südstadt und Langwasser. Mit Hilfe des Faltblatts „Mauersegler in Nürnberg“ sollen Bürger zur Beobachtung der Stadtvögel gewonnen werden. In Kooperation mit den Fachleuten des Bund Naturschutz sollen ab Mai auch regelmäßig abendliche Mauersegler-Spaziergänge angeboten werden.

Die Erfassung der Mauersegler ist sehr schwierig und zeitaufwändig. Deshalb kann bisher nur das BUND-Projekt in Berlin nach sechs Jahren Laufzeit mit sicheren Ergebnissen aufwarten.

Die startenden Projekte in Hannover, Frankfurt und auch in Nürnberg werden im ersten Jahr die Verteilung der Mauersegler in der Großstadt ermitteln. Aussagefähige Daten zum Mauersegler-Bestand der Stadt oder gar zum Erfolg der Beratungstätigkeit bzw. der getroffen Hilfsmaßnahmen können erst nach einigen Jahren präsentiert werden. Segler-Schützer brauchen ein langes Engagement.