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Pressemitteilung 40/2003

Bund Naturschutz Nürnbergzieht Bilanz für das Jahr 2003:

Fortschreitender Landschaftsverbrauch und verfehlte Verkehrspolitik überschatten die Erfolge in der Naturschutzarbeit und der Umweltpädagogik

Der Gesamteindruck für das zu Ende gehende Jahr lässt sich aus Sicht des Bund Naturschutz am besten so beschreiben:

·         Bei den Naturschutz-Projekten und in der Naturerlebnispädagogik ergibt sich eine gute Bilanz.

·         Teilerfolge wurden in der politischen Naturschutzarbeit erreicht.

·         Die Einleitung einer eindeutigen Wende in der Verkehrspolitik und beim Flächenverbrauch steht noch aus.

Erfreuliche Bilanz bei den Naturschutzprojekten und in der Umweltpädagogik:

Seit einigen Jahren arbeitet die Kreisgruppe verstärkt projektorientiert. Durch ein gutes Miteinander von Ehrenamt und Hauptamt, Fachkompetenz und konzeptionellem Vorgehen können gute Naturschutz-Erfolge erreicht werden.

Projekt „Sehnsucht Wildnis“ mit dem Ziel Stadtkindern Naturerfahrung zu ermöglichen:

Seit September 1996 bietet die Kreisgruppe für Schulen und Kindergärten das Naturerlebnis-Programm „Sehnsucht Wildnis“ an. Die Erkenntnis, dass Stadtkinder immer weniger freien Zugang zur Natur haben, war der Anlass dafür. In den letzten beiden Jahren wurde das Angebot auf die Städteachse ausgedehnt und erfreut sich weiter steigender Nachfrage. Im vergangenen Schuljahr nutzten über 2.600 Schüler und Vorschulkinder die Naturerfahrungsangebote.  Allein zu Schuljahresbeginn 2003 meldeten sich bereits wieder über 100 Einrichtungen um z. B. Projektthemen wie Hecke, Frühlingskräuter, Wald, Mauersegler oder Weidenhüttenbau, zu buchen.

Auch mit den Natur- und Artenschutzprojekten wurden 2003 wichtige Schritte eingeleitet und Maßnahmen umgesetzt.

Hier die wichtigsten Aktivitäten kurz auf einen Blick:

Projekt „Bäche und Gräben – Lebensadern in der Stadt“ mit dem Ziel einer spürbaren Bereicherung der Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen durch naturnahe Umgestaltungsmaßnahmen an den Bachläufen:

Mit großer ehrenamtlicher Unterstützung fanden in 2003 Maßnahmen an Goldbach und Hutgraben statt, um Hochwasser auf die Feuchtwiese des BN Zabo zu lenken. Zusammen mit Schülern der Bertold-Brecht-Schule, dem Bürgerverein und des BN Langwasser wurden außerdem 180 m Steinbett am Langwassergraben entfernt.

Für 2004 stehen weitere Bach-Renaturierungsprojekte am Brandgraben, Wetzendorfer Landgraben und Eichenwaldgraben an.  Finanziert werden die Projekte in erster Linie durch Spenden, Stiftungsgeldern und Mitteln der Agenda 21 für die Öffentlichkeitsarbeit.

Projekt „SandAchse Franken“ mit dem Ziel der Erhaltung und Schaffung von Sandlebensräumen:

An dem überregionalen Projekt beteiligt sich die Kreisgruppe von Beginn an. Die Suche einer  wertvollen Sandfläche für den Ankauf war ein zentrales Ziel im Projekt. Dies ist inzwischen gelungen. In Kornburg wurde 2003 eine über ein Hektar große Ackerbrache erworben. Der Ankauf konnte nur durch Mittel aus dem Bayerischen Naturschutzfond und der finanzielle Eigenanteil des BN vor allem Dank einer großen Spende eines BN-Mitgliedes gedeckt werden. Auf einer eiszeitlichen Sanddüne in Erlenstegen fand außerdem in diesem Jahr eine Pflegeaktion und die große Naturerlebnis-Aktion „Expedition in die Wüste“ für Kinder mit ca. 250 Teilnehmern statt.

Neues Projekt: „Mauersegler in Nürnberg“ mit dem Ziel der Sicherung und Schaffung von Brutplätzen für den geschützten Mauersegler:

Der BN startete 2003 eine große Bürgeraktion, um den Lebensraum des faszinierenden Vogels zu erfassen und zu schützen. Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung erbrachten im Stadtgebiet über 300 Nistplätze. Die Suche nach Kooperationspartner ergab eine wichtige Anschubfinanzierung für das Projekt durch die Zukunftsstiftung Stadtsparkasse und erste Kooperationsschritte in der Zusammenarbeit mit Wohnungsbaugenossenschaften, Kirchen, Hausbesitzern zur Sicherung der Brutplätze.

Geplant ist für 2004 die Fortsetzung der angelaufenen Aktivitäten. Dafür sind weiterhin Spenden und Zuschussmittel erforderlich.

Projekt „Alteichen im Reichswald“mit dem Ziel des Schutzes selten gewordener Lebensräume für stark bedrohte Insektenarten. Die vom BN in Auftrag gegebene Untersuchung von ca. 200 bis 400 Jahre alten Eichen und den darauf angewiesenen stark gefährdeten Käferarten wurde in 2003 abgeschlossen. Als letzte Relikte des einstigen Urwaldes haben diese Bäume einen nahezu tropischen Artenreichtum. Die Ergebnisse dienen  jetzt Experten des BN und den Forstbehörden dazu und weitere Schritte zum gezielten Schutz dieser Alteichen einzuleiten.

Das für 2004 aus staatlichen Mitteln geförderte Projekt steht im Moment vor dem Aus, da aufgrund massiver Einsparmaßnahmen in staatlichen Fördertöpfen dafür keine Unterstützung mehr vorgesehen ist.

Mit zu den Projekten gehören auch die beiden Agenda 21-Gruppen „Grünzug Goldbach“ und „Dutzendteich“. Beim Grünzug Goldbach wird intensiv an der Schaffung einer Grünzugverbindung entlang des Goldbaches gearbeitet. In der Dutzendteich-Gruppe geht es vor allem um die Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit zur Bedeutung des Dutzendteiches für Mensch und Natur.

Die Beteiligung des BN Nürnberg an der „Langen Nacht der Wissenschaften“ kann als ein einmaliges Highlight betrachtet werden. Die Kreisgruppe stellte ihre wissenschaftlichen Projektthemen Bäche, Sandflächen, Reichswald-Eichen und Mauersegler als Gast bei der Naturhistorischen Gesellschaft der interessierten Bevölkerung vor.

Die Projektumsetzung erfordert die Unterstützung von ehrenamtlichen Aktivem. Der BN schätzt gut 1500 Stunden, die allein für die Projektrealisierung in 2003 unbezahlt geleistet wurden. Dies beweist , dass ein großes Interesse und eine große Bereitschaft für die freiwillige Mitarbeit im Naturschutz vorhanden ist. Die Kreisgruppe bedankt sich ganz herzlich bei allen freiwilligen Mithelfern! Ohne die fachliche und konzeptionelle Arbeit ist die Umsetzung der Projekte jedoch nicht vorstellbar und leistbar. Dafür und für die notwendige Öffentlichkeitsarbeit  zu den Projekten ist eine finanzielle Grundausstattung immer erforderlich. Der BN bedankt sich bei allen Spendern, Zuschussgebern, Sponsoren, die zum Gelingen der Naturschutz-Projekte beigetragen haben.

Durch Kürzungen und Streichung von öffentlichen Zuschussmitteln ist die Fortführung fast aller Projekte des BN Nürnberg gefährdet. Deshalb ruft der BN verstärkt die Bevölkerung, Unternehmen und Stiftungen dazu auf, die für das Gemeinwohl wichtige BN-Arbeit  nach allen Kräften zu unterstützen.

Teilerfolge in der politischen Naturschutzarbeit erreicht!

In der politischen Naturschutzarbeit wurden durch die aus der Kommunalwahl 2002 hervor gegangene Vereinbarung der großen Parteien die Weichen weitgehend „festgezurrt“.  Insgesamt lässt sich sagen, dass durch die beharrliche und engagierte Arbeit einer Reihe von BN-Aktiven einige Teilerfolge erzielt wurden.

Ein kleiner Lichtblick zeichnet sich z. B. beim Moorenbrunnfeld ab. Diese Fläche ist einer der größten Sandheiden des Ballungsraums und ökologisch von Bayernweiter Bedeutung. Die über 4000 Unterschriften aus der Bevölkerung zeigten ihre Wirkung. Mittlerweile hat der Stadtrat den Plan für ein Wohngebiet aufgegeben. Ein vollständiger Schutz der Fläche ist aufgrund der Flächeneigentumsverhältnisse leider noch nicht in Sicht.  Der BN wird zusammen mit dem Bürgerverein dafür aber weiter

Durch massiven Druck von Aktiven und Bürgern aus Eibach wurde außerdem die Herausnahme der geplanten Wohnbaufläche an der  Motterstraße  erreicht, was als ein sehr großer Erfolg zu betrachten ist. Die Fläche soll nach aktueller städtischer Planung als Grünfläche ausgewiesen werden.

Auch wenn es als selbstverständlich erscheint, ist der Verzicht auf den Verkauf von neun Grünflächen ebenfalls vorerst als Erfolg zu werten. Der BN Nürnberg hat gegen dieses Ansinnen der Stadt massiv protestiert. Oberbürgermeister Dr. Maly stoppte erst einmal die Verkaufsabsichten; eine Wiederauflage ist leider nicht ganz auszuschließen.

Das Thema Bäume in der Stadt war auch in 2003 wieder zentraler Punkt unserer stadtökologischen Arbeit.

Durch den von der „Projektgruppe Straßebäume“ durchgeführten Städtevergleich für Straßenbäume und dem Aufzeigen der verwaisten Baumstandorte in Nürnberg wurde ein Dauerthema des Stadtnaturschutzes wieder in den Vordergrund gerückt und Stadtrat und Verwaltung zu einem konsequenten (Nach-) Pflanzprogramm aufgefordert. Ein erster Schritt ist das 100-Bäume-Programm für das Jahr 2004. Die Projektgruppe arbeitet weiter am Ziel eines 1000-Bäume-Programmes für Stadtgebiete mit Gründefizit.

Wenn auch nicht alle Bäume am Aufseßplatz gerettet werden konnten, so haben doch BN-Aktive zusammen mit anderen Gruppen und BürgerInnen durch Protest eine Reihe von weiteren vorhandenen Bäumen vor der Abholzung durch die Stadt retten können.

Bei den Verkehrsprojekten und in der Stadtentwicklungsplanung sind die Weichen leider immer noch in die falsche Richtung gerichtet. Der Flächenverbrauch nimmt in Nürnberg weiterhin zu. Die Verkehrsplanung setzt nach wie vor auf die Verbesserung der Voraussetzungen für den Kfz-Verkehr und zu wenig auf den Ausbau der umweltverträglichen Verkehrsträger. Der Weiterbau der U-Bahn „frisst“ das Geld für andere sinnvollere Maßnahmen. Die Bebauung des ehemaligen Autokinogeländes mit zwei Autohäusern, die Zerstörung von Grünzonen, die mehrheitlich beschlossenen Planungen für Bamberger Straße und kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellweges oder die Fortsetzung der Planungen an einer Nordanbindung des Flughafens sind Belege für die Fehlausrichtung. 265 Hektar Landschaftsverbrauch sieht allein der Flächennutzungsplanentwurf der Stadt vor. Insgesamt ist diese Entwicklung äußerst problematisch bis ökologisch verheerend. Wertvolle Naturschutzbereiche und Naherholungsräume stehen auf dem Spiel. Eine weitere Verlärmung und Schadstoffbelastung unserer Luft ist zu befürchten. Diese Fehlentwicklung ist ein klares Indiz für die fehlende Ausrichtung der Stadt an messbaren Nachhaltigkeitskriterien. Der BN forderte deshalb die Oberbürgermeister Dr. Maly und Bürgermeister Dr. Gsell vor kurzem zu einer raschen Definition von Nachhaltigkeitsindikatoren auf und einer spürbaren Verankerung des Nachhaltigkeitsgedankens im täglichen Handeln von Verwaltung und Politik.

Ständige Wachsamkeit im Umwelt- und Landschaftsschutz gefordert!

Mit der Planung einer Verschwelungsanlage für Autoshredder im Hafengebiet trat die Kreisgruppe nach längerer Zeit wieder intensiv in die Mülldiskussion ein. Die Kreisgruppe suchte in kürzester Zeit Bündnispartner, startete eine Unterschriftensammlung, betrieb intensive Lobbyarbeit und brachte zusammen mit der kritischen Haltung der Stadt die Planung zu Fall.

Auch die momentan geplante teilweise Umstellung des MAN-Kraftwerkes auf die Befeuerung mit Braunkohlestaub fordert den Einsatz des BN, genauso wie die Anforderungen der neuen 22. Bundesimmissionsschutz-Verordnung an die Luftreinhaltung.

In Sachen Landschafts- und Bannwaldschutz ist ebenfalls ständige Wachsamkeit und Engagement gefordert. So z. B. bei dem geplanten Sandabbau im Rednitztal, den Erweiterungsabsichten eines Asphaltwerkes auf Flächen im  Landschaftsschutzgebiet bei Langwasser oder dem erst vor kurzem angelaufenem Veränderungsverfahren zur Bannwaldverordnung am Worzeldorfer Berg.

Nicht so spektakulär, aber dennoch sehr wichtig!

Wie in den Vorjahren haben sich auch wieder viele Aktive in den klassischen Naturschutzthemen – Biotoppflege und Amphibienschutz – stark engagiert. Es wurden wieder eine Vielzahl von Presseterminen organisiert, Stellungnahmen und Anfragen an Behörden und Stadtrat geschrieben, Broschüren und Flugblätter gestaltet, Kindergruppen betreut, Ökobrunche, Infostände und Pflanzentauschbörsen durchgeführt, Lehrpfade gepflegt oder Exkursionen und Vorträge angeboten.

Zum Abschluss noch ein kleiner Blick auf die „Innenentwicklung“ des BN.

·         Die BN-Räume wurden zum ersten Mal nach dem Einzug vor sieben Jahren kräftig renoviert und auch teilweise umgebaut.  Die Kreisgruppe bietet jetzt ein erweitertes Angebot für Bürgerinformation und Beratung.

·         Der Internetauftritt wurde und wird schrittweise ausgebaut und an die aktuellen Anforderungen angepasst.

·         Durch ein neues Medium „Der Mauersegler aktuell“ richten wir uns halbjährlich stärker an tagespolitischen Themen und aktuellen und geplanten Aktivitäten aus Projekt- und Ortsgruppen aus.

·         Zwei neue Arbeitsgruppen wurden gegründet : „Grünflächen und Grünzüge“ und „Nachhaltigkeit“; zu den fünf Kindergruppen kam noch eine sechste in Altenfurt dazu.

·         Die Kreisgruppe pflanzte zusammen mit Bürgerverein Gostenhof und Stadt vier Linden in die Rosenau anlässlich des 90-jährigen Geburtstages des BN Bayern.

Ausblick/Schwerpunkte für 2004

Die Kreisgruppe setzt sich folgende Schwerpunkte für das Jahr 2004

·         Fortsetzung der Projekte im Naturschutzbereich (Bäche, Mauersegler, SandAchse, Reichswald) der Umweltpädagogik, der Grünzüge sowie der Entwicklung eines Straßenbaumpflanzprogrammes

·         Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit und Ausweitung von Bündnissen im Bereich des Landschaftsschutzes, des Flächenrecyclings insbesondere auch unter dem Aspekt der verstärkten Nutzung der Bahnflächen und heute schon schlecht genutzter Gewerbebrache

·         Fortsetzung der Aktivitäten, um die Nordanbindung des Flughafens und den kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs zu verhindern.

·         Einfordern von Maßnahmen zur Einhaltung der in Nürnberg an 44 Straßen überschrittenen Grenzwerte der  22. Bundesimmissionsschutzverordnung.

·         Verstärkten Einsatz für die Erhaltung von bestehenden Grünflächen und Schaffung neuer Grünflächen, ebenfalls vor dem Hintergrund von der Umnutzung von Bahnflächen

·         Einforderung eines Konzeptes für die Umsetzung der Grünzüge bzw. Freiraumverbindungen

·         Belebung der Nachhaltigkeitsdiskussion und Einfordern von Indikatoren zur besseren Messbarkeit von städtischen Vorhaben.

Zur Finanzierung der Projekte und Aufrechterhaltung der notwendigen Aufgaben eines Naturschutzverbandes sind wir stark auf Spenden und Fördermittel angewiesen. Die im Moment allerorts angekündigten drastischen Mittelkürzungen im Naturschutzbereich würde eine Vielzahl von Projekten fast bis zum Erliegen bringen. Deshalb richtet der BN seine ausdrückliche Bitte an Staat, Kommune und Unternehmen, Zuschüsse für den Naturschutz als eine Zukunftsinvestition zu betrachten und nicht in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kurzfristigen Interessen zu opfern.