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Pressemitteilung 22/2005

Urwaldriesen in Gefahr

 Bund Naturschutz kritisiert geplanten Kahlschlag bei Ziegelstein. Offensichtliche Negativfolgen der Forstreform müssen durch klaren Managementplan für das EU-Vogelschutzgebiet ausgeglichen werden

Einzigartiger Baumbestand

Die Ziegellach zwischen Ziegelstein und dem Flughafen gehört zu den wertvollsten Wäldern des Stadtgebiets. In dem schmalen, ca. 50 Hektar großen Waldstück kommen 15 gefährdete Tierarten vor. Viele davon, wie Spechte und Fledermäuse, sind auf die zahlreichen uralten Eichen mit ihren Höhlen und Spalten angewiesen. Etliche Bäume sind über 200 Jahre alt. Nicht umsonst ist das Waldstück zur Ausweisung als EU-Vogelschutzgebiet vorgesehen. Für die Einwohner von Ziegelstein ist der Waldstreifen als Lärmschutz und Luftfilter unverzichtbar.

Auswüchse der Forstreform

Ohne den Naturschutzverband zu informieren, wurden von der Forstverwaltung im Mai allein am Loeschweg durch die Ziegellach etwa 230 Bäume markiert. Dabei hatte der BN vor fünf Jahren in enger Kooperation mit dem Forstamt einen Waldlehrpfad eingerichtet. „Auch Bäume, an denen Infotafeln von uns hingen sind nummeriert. Sollen die Eichen jetzt mit den Tafeln gefällt werden,“ ärgert sich Franz Binder von der BN-Ortsgruppe in Ziegelstein über das unsensible Vorgehen. „Offensichtlich regiert nach der Forstreform nur noch Axt und Rotstift.“

Vorarbeit für die Nordspange

Die Ziegellach liegt unmittelbar über dem geplanten Tunnel zum Flughafen (Nordanbindung), der von der Stadtratsmehrheit aus CSU und SPD vorangetrieben wird.

„Durch die großflächige Grundwasserabsenkung beim Tunnelbau wären die Bäume akut gefährdet. Schließlich ist die die Ziegellach ein Feuchtgebiet. Beim U-Bahnbau haben wir die gravierenden Folgen für das Ökosystem erlebt, die durch die trockenen Sommer noch verschärft wurden,“ argumentiert der stellvertretende BN-Vorsitzende Oliver Schneider. „Man kann nicht einfach beim EU-Vogelschutzgebiet vollendete Tatsachen schaffen, die wertvollsten Bestandteile beseitigen und der Nordspange den Weg ebnen. Wir fordern daher vor Eingriffen einen fachlichen Managementplan für das Schutzgebiet. Sonst dürfen keine Fällungen durchgeführt werden.“

Rückschnitt statt Fällung

Unbestritten ist bei den Naturschützern, dass auch am Loeschweg eingegriffen werden muss. Zentnerschwere, abgestorbene Äste hängen vielerorts wie ein Damoklesschwert über dem Weg.

Nur ganz wenige Bäume sind allerdings abgestorben. Bei den meisten Exemplaren ist einen Kronenrückschnitt ausreichend. Die wertvollen Baumriesen der Ziegellach müssen behutsam zurückgeschnitten werden, auch wenn eine Fällung bekanntermaßen viel billiger ist.

Selbst tote Bäume können soweit gekappt werden, dass sie keine Gefahr mehr für Wanderer darstellen. Sie sind dann aber oft noch viele Jahre ein Eldorado für Vögel und ein Heer von Insekten.

Keinesfalls sind die abgestorbenen Eichenstämme, wie bisher geschehen, als Brennholz zu verwenden. Sie sollen vielmehr wie in einem richtigen Urwald im Kreislauf der Natur recycelt werden.

Um besonders markante Einzelexemplare zu schützen, sollten sie aus Sicht des Bund Naturschutz von der Stadt als offizielles Naturdenkmal ausgewiesen werden. Dann könnte man evtl. auch spezielle Zuschüsse für die Pflege erhalten.

Da Naturschutz und die Sicherheit am viel genutzten Wanderweg kaum auf einen Nenner zu bringen sind, bringt der Naturschutzverband zudem für die Verlegung des Loeschwegs ein kurzes Stück nach Norden ins Gespräch. Denn der Großteil der Eichen wächst tatsächlich am Südrand parallel zum Weg.

„Die Bewahrung dieses einzigartigen Stücks Nürnberger Naturgeschichte, muss uns den Aufwand wert sein,“ plädiert Oliver Schneider.