Pressemitteilung 23/2005
Saurier im Miniaturformat - unsere Eidechsen
Im Frühjahr, etwa Ende März, erwacht die Zauneidechse aus ihrem Winterschlaf. Schon bald beginnen die Kämpfe unter den streitsüchtigen Männchen. Das Weibchen dagegen erwacht später aus seiner Winterstarre. Man findet es erst Mitte April. Die Hochzeit kann beginnen. Aber werden sich die schöne Zauneidechse und ihre Verwandten auch erfolgreich fortpflanzen können? Der Bund Naturschutz weist daraufhin, was Naturfreunde tun können um den Eidechsen durch Bewahrung und Verbesserung ihrer Lebensräume zu helfen.
Vor hundert Millionen Jahren war es in Europa viel wärmer als heute. In dichten Farnwäldern stampften riesige Saurier herum, die größten 20 m lang. Die Überlebenden Verwandten der Saurier oder Großechsen sind zwar erheblich kleiner, aber immer noch ausgesprochen wärmeliebende Tiere. Nur zwei Arten sind bis nach Skandinavien vorgedrungen und auch in unseren Breiten zu finden, die Zaun- und die Waldeidechse.
Die Eidechsen sind Sonnenanbeter
Auf Wiesen und Lesesteinhaufen, an sandigen Bahndämmen, in Weinbergen oder Straßenböschungen sind häufig Zauneidechsen anzutreffen. Meistens gibt es in der Nähe auch eine feuchte Stelle. Bleibt der Lebensraum der Eidechsen ungestört, zeigen die Tiere eine große Standorttreue. In den späten Morgenstunden kriechen sie auf einen Stein oder eine Mauer. Dort tanken sie ausgiebig Sonnenstrahlen. Nur so können die wechselwarmen Echsen ihren Kreislauf ankurbeln. "Richtig durchgewärmt, huschen sie auf der Mauer umher und fangen Fliegen, Heuschrecken und andere Insekten," erklärt Wolfgang Dötsch, (Dipl.-Biol. des Bund Naturschutz) Zwischendurch nimmt die Eidechse immer wieder ein Sonnen-Bad, um ihre Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Erst ab 30 Grad ist das nicht mehr nötig.
Nachwuchs bei den Eidechsen
Im Juni gräbt das Weibchen Höhlen in den feuchten Sand oder krümelige Erde und legt dort etwa zehn weiße, weichschalige Eier ab. Bei Sonnenschein schlüpfen die jungen Eidechsen schon nach zwei Wochen. Anders bei den Waldeidechsen, die bei uns in Wäldern an eher feuchten Stellen leben: bei ihnen bleiben die Eier im Körper des Weibchens und entwickeln sich dort. Die kleinen Waldeidechsen werden in ihren Eihäuten geboren.
Eidechsen in Nürnberg
Dank des warmen Klimas und der trockenen Sandböden sind insbesondere die Zauneidechsen in Nürnberg sehr typisch. Man findet sie vor allem an sonnigen Hängen der großen Flusstäler Pegnitz und Rednitz und auf sandigen Heideflächen im Süden und Osten des Stadtgebiets. Wichtigster Lebensraum ist aber erstaunlicherweise das dichte Netz von Bahnanlagen und Gleisen in der Stadt. Denn die schütter bewachsenen Bahnschotter sind nicht nur hervorragende Biotope für die Tiere, hier können sie sich entlang der Bahndämme ungehindert ausbreiten, ohne von den allgegenwärtigen Autos bedroht zu sein.
„Zauneidechsen profitieren auch stark von der Naturschutzarbeit und kommen daher in unseren Biotopen häufig vor, wie z.B. auf der Sanddüne in Erlenstegen oder auf den Heideflächen am Steinbrüchlein und bei Kornburg,“ weiß Wolfgang Dötsch zu berichten.
Bedrohte Eidechsenbestände durch Lebensraumzerstörung
Der Rückgang unserer heimischen Reptilien ist vor allem auf die Zerstörung ihrer Lebensräume zurückzuführen, so der Bund Naturschutz. Die Waldeidechse leidet besonders unter der Trockenlegung von Feuchtwiesen und Mooren wie am Nürnberger Königshof. Aufforstungen von offenen Flächen und die Bebauung von Brachflächen zerstören häufig die letzten Refugien der Eidechsen. Auch die "Ordnungsliebe" vieler Gartenbesitzer macht die letzten Schlupfwinkel der Eidechsen zunichte.
Naturnahe Gestaltung von Eidechsen-Lebensräumen
"Geeignete Lebensbedingungen findet die Zauneidechse auch in einer künstlich aufgebauten Trockenmauer," erklärt Biologe Wolfgang Dötsch. Die kann man in Feld und Flur an geeigneter Stelle errichten. Es lohnt sich aber auch ein Versuch im eigenen Garten:
Sandige, krümelige Erde dient als Unterlage für die Steinsetzung. Nun werden Natursteine und Platten so aufgeschichtet, dass sich gute Unterschlupfmöglichkeiten bieten. Die Platten werden jeweils etwas zurückgesetzt. Die dadurch entstehenden Terrassen laden die Eidechsen zum Sonnenbad ein. Höher als 40 cm soll die Trockenmauer aus Stabilitätsgründen nicht werden. Zum Abschluss der Mauer schüttet man in dünner Schicht Sand oder Erde, auch einige Zweige, altes Holz und Laub. Wenn die Mauer im richtigen Lebensraum der Eidechsen steht, dann wird mit Sicherheit das Erfolgserlebnis nicht ausbleiben.
Fazit:
Noch können die Eidechsen vor dem Schicksal ihrer Ahnen, dem Aussterben, bewahrt werden. In ihren angestammten Lebensräumen, aber auch in naturnahen Gärten kann man ihnen Schlupfwinkel wie Steinhaufen, Trockenmauern und Baumstubben anbieten. Doch am wichtigsten ist der Erhalt und Schutz der natürlichen Lebensräume der Eidechsen. Diese Trockenstandorte, Hecken und Feuchtgebiete sind auch die Heimat vieler anderer mittlerweile sehr selten gewordenen Tier- und Pflanzenarten.