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Pressemitteilung 15/2006

Hornissen – friedliche Untermieter

In diesen Wochen häufen sich besorgte Anfragen wegen Hornissen. Anlass für die Kreisgruppe des Bundes Naturschutz, über diese eindrucksvolle Tierart zu informieren, Vorurteile auszuräumen und zu ihrem Schutz aufzurufen.

Mit drei bis vier Zentimetern Länge ist die Hornisse die größte staatenbildende Wespe Mitteleuropas. Sie ernährt sich von Insekten, darunter Fliegen, Bremsen und auch anderen Wespen, die dem Menschen unangenehm oder lästig sind sowie von Pflanzensäften aus Fallobst und Baumrinden. Ein Hornissenvolk kann pro Tag bis zu einem Pfund Insekten vertilgen. Die wehrhaften Hornissen sind nach Aussage von Dipl.-Biol. Wolfgang Dötsch vom Bund Naturschutz "eine Art Naturpolizei im Ökosystem, die für natürliche Regulationsprozesse bei Insekten eine wichtige Rolle ausübt".

Zudem seien Hornissen rar geworden in unserer intensiv genutzten Landschaft. Rückgangsursachen sind die Umwandlung von Laub- in Nadelwälder, Abholzung alter und hohler Bäume und die Anwendung von Pestiziden, was Lebensräume und Nistplätze zerstöre. Die Hornisse werde in der Roten Liste bedrohter Tiere in Bayern als gefährdet aufgeführt und zähle zu den geschützten Tierarten der Bundesartenschutzverordnung. Daher dürfen Hornissen nicht mutwillig getötet werden und Nester nicht zerstört werden.

Dies zu akzeptieren fällt vielen Mitbürgern nach Erfahrungen des Bundes Naturschutz nicht immer leicht. Zu hartnäckig hielten sich leider Vorurteile und Ängste, meist aufgrund der Größe der Art hervorgerufen. Unbestritten handele es sich bei der Hornisse um ein wehrhaftes Tier, dessen Stich Schmerzen verursacht. Dass aber Menschen oder sogar Pferde durch wenige Hornissenstiche getötet werden können, gehört nach allen wissenschaftlichen Untersuchungen in den Bereich der Sage "Tatsache ist, dass Hornissenstiche nicht gefährlicher sind als Stiche von Honigbienen, Hummeln oder Wespen und dass sich Hornissen wesentlich scheuer und berechenbarer verhalten als z.B. Honigbienen!" bestätigte Wolfgang Dötsch vom Bund Naturschutz.

Zudem haben Hornissen keine ausgeprägte Vorliebe für Süßigkeiten: am Kaffeetisch oder an einer Limonadenflasche trifft man Hornissen nicht an.

Große Gefahr drohe allerdings wie bei Bienen und Wespen bei Stichen im Mund- und Rachenraum - nicht wegen der unmittelbaren Giftwirkung, sondern aufgrund der damit verbundenen Schwellung.

Der Bund Naturschutz gibt daher folgende konkrete Ratschläge:

Nur in einem Bereich von etwa vier Metern um das Nest reagieren Hornissen auf Störungen empfindlich. An diesen imposanten "Hornissenburgen", den bis zu 50 Zentimeter hohen Nestern, darf man nicht am Einflugloch manipulieren, die Waben erschüttern, in das Nest hineinatmen oder die Anflugbahn verstellen. Sehr heftige Bewegungen sind zu vermeiden. Beachtet man diese fünf Störfaktoren und bewegt sich langsam, kann man in Ruhe und ohne Angst den Hornissen bei ihrer interessanten Arbeit zuschauen. Außerhalb des Nestbereichs weichen Hornissen Störungen grundsätzlich durch Flucht aus und sind niemals angriffslustig, da sie ja dort ihr Volk nicht zu verteidigen haben.

Wildes "Umsichschlagen" beim Anblick einer Hornisse sei völlig unbegründet und fehl am Platze.

Verfliegt sich eine Hornisse in der Dämmerung einmal in ein Haus, kann man das Tier durch Ausschalten des Lichtes und weites Öffnen des Fensters leicht zum Wegfliegen bringen.

Da natürliche Nistmöglichkeiten wie Höhlen großer Laubbäume an Waldrändern vielerorts fehlen, weichen Hornissen nach Erfahrungen des Bundes Naturschutz vielfach in den Randbereich von Siedlungen aus, wo sie in ihrer "Wohnungsnot" Dachböden, Scheunen oder auch Vogelnistkästen beziehen. Hornissen sind selbst in der unmittelbaren Nähe von Häusern friedliche Nachbarn und Untermieter. Nur wenn der Bau an einer überhaupt nicht tolerierbaren Stelle befindet, kann eine Umsiedelungsaktion erwogen werden. Dies muss unbedingt Spezialisten überlassen werden. Ratschläge gibt die zuständige Untere Naturschutzbehörde der Stadt Nürnberg. Manch kritisches Hornissenvolk hat so schon in Biotopen des Bund Naturschutz eine neue Heimat gefunden.

Meist wird man auf Hornissen erst im Spätsommer und Herbst überhaupt aufmerksam. Es ist oft besser, einfach bis zum natürlichen Absterben der Hornissen zu warten. Denn schon im Herbst, bis maximal Ende Oktober, stirbt der gesamte Hornissenstaat ab - nur die jungen Königinnen überwintern allein in Verstecken weit vom Nest entfernt.

Für den Bund Naturschutz ist die Hornisse ein "urig-elegantes Insekt" und er hofft, die unbegründeten Ängste allmählich abbauen zu können. "Lassen wir die Hornissen leben und schonen Sie ihre Nester" appelliert  Wolfgang Dötsch (Dipl.-Biol. beim Bund Naturschutz)

Pfiffige Gartenbesitzer nutzen die Hornissen ohnehin schon lange als "natürliche Schädlingsbekämpfer", indem sie den Hornissen in ihren Gärten spezielle Nistkästen anbieten!