Pressemitteilung 21/2009
Neue U3 als Schneise der Zerstörung
Bund Naturschutz kritisiert Fällung von über 100 Bäumen für den Neubau der U-Bahnlinie 3 zum Nordwestring: Dauerhafte Entgrünung der Nordstadt - Plädoyer für den Erhalt der Straßenbahn
Auch der Weiterbau der U3 bis zum Nordring scheint sich für die Anwohner der leidgeprüften Nordstadt zu einem dauerhaften Einschnitt zu entwickeln. Wie auch an dem Mitte Juli stattgefundenen Erörterungstermin klar wurde, sind nicht nur die Belastungen durch Lärm und Staub während der Bauzeit immens. Vor allem die Vernichtung wertvollen Grüns wird sich langfristig negativ auf die Wohnqualität der Nordstadt auswirken. 122 Bäume sollen laut Planunterlagen der U-Bahn-Trasse zum Opfer fallen. Dabei befürchten die Naturschützer noch wesentlich größere Schäden. Nach den Erfahrungen der BN-Ortsgruppe „Nord-Ost-Stadt“ werden manchmal auch zur Erhaltung vorgesehene Bäume gefällt. Andere Gehölze werden durch die Baumaßnahmen so stark geschädigt, dass sie frühzeitig absterben.
Umso kritischer sieht der BN die vorgesehenen Ausgleichsmaßnahmen. Dabei wird nicht nur der Ersatz von alten Baumriesen durch junge Bäume bemängelt, die erst in Jahrzehnten eine ähnliche Funktion erfüllen können. Insbesondere der Ausgleich am reich begrünten Silberbuck bei Langwasser ist stadtökologisch widersinnig. So wird die Nordstadt nachhaltig entgrünt, ohne dass Bürger an anderer Stelle der Stadt einen merklichen Zugewinn an Grün haben.
Die Forderungen des Bundes Naturschutz an Politik und Verwaltung sind daher umso klarer:
1. Die Eingriffe in den Gehölzbestand müssen soweit wie möglich reduziert werden.
2. Für die gefällten Altbäume müssen deutlich mehr Jungbäume als Ersatz gepflanzt werden. Etwa 200 neue Bäume können aus Sicht des BN den Eingriff gerade aufwiegen.
3. Alle Ersatzpflanzungen müssen zwingend im Bereich der Nordstadt erfolgen. Hier sind genügend baumfreie Straßenschluchten vorhanden, wie die „Projektgruppe Straßenbäume“ des BN eindeutig dokumentiert hat. Unsinnige Ausgleichsmaßnahmen in optimal durchgrünten Bereichen, wie dem Silberbuck, sind abzulehnen. Ein solcher Ausgleich im Rahmen des so genannten „Ökokontos“ zeigt eindringlich die Absurdität dieses umweltpolitischen Instruments.
4. Die Schutzmaßnahmen für den übrigen Gehölzbestand sind strikt einzuhalten und zu überwachen. Insbesondere die Grundwasserabsenkung ist im Auge zu behalten. Geschädigte Bäume müssen zusätzlich ersetzt werden.
Nürnbergs ÖPNV-Vorteil: Die Straßenbahn
Grundsätzlich stellt der BN den U-Bahnbau in Nürnberg in Frage und plädiert für eine Renaissance der Straßenbahn. Die Vernichtung wichtiger Straßenbahntrassen wie der Linie 9 muss unterbleiben. Gerade im Zeichen der Wirtschaftskrise stellt die Straßenbahn das Verkehrsmittel der Zukunft, da sie in Bau und Betrieb deutlich kostengünstiger ist. Man kann nicht einfach beliebig Straßenbahnlinien einstellen, weil sie eine hypothetische Konkurrenz zur U-Bahn darstellen. Dadurch wird das komplette Straßenbahnnetz in seiner Funktionsfähigkeit geschwächt und im Bestand gefährdet. Nürnberg gewinnt aber gerade durch das oberirdische Straßenbahnnetz und hat damit einen verkehrspolitischen Vorteil zu anderen Großstädten