Ökologie für neuen Stadtteil!
Der BUND Naturschutz Nürnberg (BN) fordert deutlich mehr ökologische Stadtplanung für das Areal an der Brunecker Straße.
Mit ca. 90 Hektar gehört das Areal um die Brunecker Straße zu den größten Neubauflächen im Bundesgebiet. Die Stadt Nürnberg hatte dazu bis Anfang Juli Beteiligungsverfahren für einen Bebauungsplan (Nr. 4600) und die notwendige Änderung des Flächennutzungsplans durchgeführt. Klare Position dazu bezog auch der Nürnberger BUND Naturschutz. Seit über 15 Jahren fordert der Umweltverband ein Recycling der brachliegenden Flächen. „Es ist eine stadtökologische Katastrophe, dass so riesige Areale über einen langen Zeitraum ungenutzt bleiben, während überall landwirtschaftliche Flächen neu versiegelt werden“, argumentiert BN-Vorsitzender Dr. Otto Heimbucher. Der BUND Naturschutz fordert daher eine rasche Realisierung der Planung.
Defizite bei Grün und grüner Energie
Allerdings darf dies aus BN-Sicht nicht auf Kosten der Ökologie gehen. Gerade hier zeigt sich eine moderne und zukunftsfähige Stadtplanung. Leider sind in diesem Bereich die Planungen negativ oder vage. Offen wird z.B. eingestanden, dass der zugesagte Grünflächenanteil von 1/3 im Rahmen der Planung nicht gedeckt werden kann. Zwar sollen Erweiterungen noch geprüft werden, dies ist aber nach Meinung des BN für ein Vorzeigeprojekt eine Bankrotterklärung. „Wer attraktives Wohnen mit viel Grün will, der darf nicht schon frühzeitig einknicken“, mahnt BN-Ortsgruppensprecher Rainer Edelmann. Der Naturschutzverband fordert daher eine strikte Einhaltung des Grünflächenanteils und unverzügliche Umplanung.
Auch Energieeffizienz in der Bebauung scheint in den Planungen bisher keine große Rolle zu spielen. Der BN vermisst klare Aussagen zum Energiesparen, zum Einsatz regenerativer Energien und zu einer flächensparenden, energieeffizienten Bebauung. Besonders hier könnte Nürnberg bisherige Defizite beheben und eine zukunftsweisende Bebauung voranbringen.
Aus für Heidelerche und Flussregenpfeifer?
Vollkommen offen ist auch, was mit den geschützten Biotopen, Tier- und Pflanzenarten im Areal geschehen soll. Im Lauf von Jahrzehnten haben am Rangierbahnhof viele gefährdete Arten Zuflucht gefunden. Heidelerche und Flussregenpfeifer brüten auf ungestörten Sand- und Schotterflächen. Etliche Heuschrecken wie das Weinhähnchen haben hier mit ihr letztes Vorkommen. Der BUND Naturschutz sieht sich hier ebenso als Anwalt der bedrohten Natur wie als Verfechter eines raschen Flächenrecyclings. In diesem Dilemma dürfen keinesfalls Tiere und Pflanzen als die schwächsten Glieder im Planungsprozess unter die Räder kommen.
Wenig aussagekräftig hält der BN dazu die Kartierungen im Jahrhundertsommer 2015. „Wenn kaum etwas blüht, fliegt und kreucht, kann man darauf auch nicht das Naturschutzkonzept eines ganzen Stadtteils aufbauen“, moniert BN-Biologe Wolfgang Dötsch. Dabei zeigt sich der Naturschutzverband durchaus konstruktiv. „Man kann viele Sandflächen, Altbäume und Trockenbiotope in die öffentlichen Grünflächen integrieren und damit gleichzeitig für attraktive Naherholung sorgen. Eintönige Scherrasen und monotone Baumreihen werden dann vermieden.“
So kann man zwar Pflanzen und Insekten im Stadtteil halten, für anspruchsvolle Tiere wie Zauneidechsen und Bodenbrüter müssen aber Ersatzbiotope gestaltet werden. Hier hat die Stadt klar zu zeigen, wie sie sich den enormen Ausgleich vorstellt, bevor die Planungen fortgeführt werden.