Radweg contra Bäume und Biotope
Der geplante Radweg an der Oelser Straße zwischen Langwasser und Moorenbrunn greift massiv in den Reichswald und das landesweit bedeutsame Moorenbrunnfeld ein. Der BUND Naturschutz weist auf attraktive und kostengünstige Alternativen hin.
Pressemitteilung vom 27. Juli 2018
Der BUND Naturschutz sieht sich als wichtigen Anwalt alternativer Verkehrsträger. Gerade das Fahrrad steht bei BN-Aktiven hoch im Kurs. So hofft der Umweltverband auch eine deutliche Erhöhung des marginalen Nürnberger Radwegeetats erreichen zu können.
Die aktuelle Diskussion um den Neubau eines Radwegs an der Oelser Straße zwischen Langwasser und Moorenbrunn sieht der BUND Naturschutz jedoch sehr kritisch. Dabei sind es zwei wesentliche Punkte, die der BN negativ bewertet:
Alte Eichen kommen unter die Räder
Auf der über 1,3 Kilometer langen Strecke zwischen Breslauer Straße und Liegnitzer Straße verläuft der Radweg größtenteils durch den Reichswald. Dieser ist hier eigentlich weit überwiegend als Bannwald und Landschaftsschutzgebiet streng geschützt. Für einen westlich an der Oelser Straße verlaufenden Radweg müsste aber ein Waldstreifen von etlichen Metern geopfert werden. „Das kann einer der großen Bannwaldeingriffe des Stadtgebiets werden. Viele alte Eichen müssten hier für den Radverkehr fallen. Dabei kann jetzt schon kein Bannwald in der Nähe der überlasteten Großstadt ausgeglichen werden“, moniert Oliver Schneider, 2. BN-Vorsitzender und passionierter Radfahrer.
Moorenbrunnfeld: landesweit bedeutsames Biotop
Das östliche Moorenbrunnfeld ist laut Arten- und Biotopschutzprogramm (ABSP) des bayerischen Umweltministeriums eine landesweit bedeutsame Biotopfläche. Es ist einer der größten zusammenhängenden Magerrasen des Stadtgebiets, evtl. sogar der größte (ca. 700.000 Quadratmeter). Viele Tierarten sind gerade auf größere Areale angewiesen. Kleine Magerrasen und Randstreifen sind für sie ungeeignet.
Seit fast zwanzig Jahren setzt sich der BUND Naturschutz für den Erhalt ein. Bei einem Tag der Artenvielfalt hatte der BN im Jahr 2000 776 verschiedene Tier- und Pflanzenarten auf dem gesamten Moorenbrunnfeld nachgewiesen, davon 33 Arten der Roten Liste.
Zur Zeit sind weite Bereiche des Moorenbrunnfeldes als Gewerbefläche (Norden) oder Wohnbaufläche (Süden) verplant. Nur geringe Grünkorridore sollen verbleiben. Ein Radweg würde auf ca. 680 Metern Länge zusätzlich wertvollste Biotopfläche vernichten.
„Für uns ist das Moorenbrunnfeld das ökologische Tafelsilber Nürnbergs. Es muss in dieser Größe erhalten bleiben, um seine Funktion zu erfüllen“, argumentiert Oliver Schneider. „Kein Eingriff kann hier in irgendeiner Form sinnvoll ausgeglichen werden, da es geeignete Flächenressourcen im Stadtgebiet nicht mehr gibt.“
Vorhandene Alternativen optimieren
Gerade auch unter dem Gesichtspunkt des Radverkehrs kann der BUND Naturschutz den Sinn massiven Neubaus nicht erkennen.
An der parallel verlaufenden Gleiwitzer Straße verläuft ein gut ausgebauter Radweg bis nach Moorenbrunn und darüber hinaus über das Airfield nach Feucht. An der Liegnitzer Straße kann man ebenfalls auf einem hervorragenden Radweg Richtung Altenfurt fahren.
Wer will, kann auch auf mehreren attraktiven Wegen diagonal durch den Wald entlang von Langwasser- und Katzenbach fahren. Hier wäre eine Ampel am Übergang zur Gleiwitzer Straße wichtig.
Die vorgeschlagene Route ist Richtung Langwasser eigentlich ein Umweg, da man im großen Bogen über den Anstieg beim Hochbehälter fährt. Richtung Osten ist Altenfurt bereits hervorragend an die Regensburger Straße angebunden, ohne dass man die Anstiege zum Hochbehälter überwinden muss.
Parallel zum Radweg an der Gleiwitzer Straße verläuft über das westliche Moorenbrunnfeld zusätzlich ein bestens intakter Fahrweg, der zum Waldparkplatz an der Einmündung Gutshofstraße führt. „Hier fehlt schlicht eine Ampel an der Liegnitzer Straße, dann würden sicher auch viele Radfahrer diesen schönen Waldweg nutzen, anstatt an der vielbefahrenen Gleiwitzer Straße entlang zu fahren“, legt BN-Geschäftsführer Wolfgang Dötsch dar. „Eine weitere Ampel fehlt an der Einmündung Oelser Straße/Von-Soden-Straße in Altenfurt. So kann man den Radverkehr aus der Siedlung bestens auf das vorhandene Wegesystem leiten, ohne das Moorenbrunnfeld zu tangieren. Außerdem brauchen wir an vielen Stellen eine bessere Beschilderung. Das würde viel bringen und im Vergleich nur Peanuts kosten.“
Der BUND Naturschutz könnte sich sogar vorstellen, den vorhandenen Weg parallel zur Krainer Straße im südlichen Moorenbrunnfeld auszubauen. Voraussetzung wäre allerdings eine Unterschutzstellung des Moorenbrunnfeldes und die Entfernung von alten Schotterpisten, Fundamenten und Bauschutt in der Biotopfläche als Kompensation.
Teuer, naturzerstörend und sinnlos
Für den BUND Naturschutz ist die Bilanz daher ganz klar:
- Die Radwegeplanung entlang der Oelser Straße geht maximal auf Kosten der Natur.
- Dabei bietet sie mit dem Endpunkt am Anstieg Hochbehälter Breslauer Straße (ca. 350 m über NN) keine für Radfahrer besonders attraktive Verbindung
- Auch nur eine geringfügige Behinderung des Autoverkehrs (z.B. über Ampeln, Straßenverschmälerung) soll dagegen ausgeschlossen werden.
- Als komplette Neubaustrecke auf zwei Kilometern allein durch Naturräume stellt sie auch für den Steuerzahler die mit weitem Abstand teuerste Variante dar.
- Die Stadteile und auch der überregionale Radverkehr sind gut über vorhandene Verbindungen an das Stadtzentrum angeschlossen.
- Mit geringen Investitionen (Ampeln, Ausbau vorhandener Wege, Beschilderung) kann das vorhandene Wegesystem weiter optimiert werden.
„Bäume, Biotope und Radverkehr sind die schwächsten Glieder in der Stadtplanung. Wenn wir anfangen, die ökologischen Belange gegeneinander auszuspielen, geht das zu Lasten einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung“, appelliert Oliver Schneider an die Verantwortlichen.