Insektenbiotop ohne Blüten
Braucht man Blühflächen, um Insekten zu schützen? Nein, die BN-Ortsgruppe Fischbach zeigt mit ihrer großen Magerwiese, dass Insekten auch ganz andere Ansprüche haben.
Pressemitteilung vom 23. September 2020
Nicht kleckern, sondern klotzen!
Mit etwa 24.000 Quadratmetern ist das BN-Biotop in Fischbach eine der größten Naturschutzflächen des Verbandes. Die Gabriel von Scheurl'sche Familienstiftung hatte dem BUND Naturschutz die Fläche dankenswerterweise 2006 zur Gestaltung überlassen. Eine kleine Obstwiese hat die BN-Ortsgruppe Fischbach auf der Fläche angelegt und eine Hecke gepflanzt, weite Bereiche aber sind nur extensiv genutzt. Am Rande der feuchten Wiese entstand außerdem eine Reihe kleiner Tümpel, die etliche Schulklassen und Firmen ausgehoben haben.
Obwohl die Magerwiese während des Jahres einfach grün oder braun wirkt, ist sie doch ein fantastischer Insektenlebensraum. Seltene Tagfalter und Heuschrecken brauchen gerade solche Biotope. Mit winzigen Blühflächen können sie nichts anfangen und Heuschrecken spielen auch als Bestäuber kaum eine Rolle. BN-Experten konnten hier sogar das Rotbraune Wiesenvögelchen und den Kleinen Würfeldickkopffalter nachweisen. Beide Schmetterlinge stehen auf der Roten Liste – das Rotbraune Wiesenvögelchen gilt in Bayern als „stark gefährdet“.
Oh Schreck, eine Sumpfschrecke!
Um Bürgern die große Bedeutung der Magerwiese nahezubringen, hat die BN-Ortsgruppe von Heinz Huber nun eine kleine Infotafel erstellt, die auf die Naturschätze hinweist. Neben Libellen und Tagfaltern galt den Heuschrecken besonderes Augenmerk. Fischbach ist nämlich das einzige von ca. 20 BN-Biotopen, das noch eine typische Grashüpferfauna von Feuchtwiesen aufweist. Große Goldschrecke und Wiesengrashüpfer gibt es auf über 280.000 Quadratmeter BN-Fläche nur hier.
Überrascht waren die BN-Aktiven beim Aufstellen, als sie zusätzlich noch Sumpfschrecken in der Wiese entdeckten, die bisher wohl übersehen wurden. Diese spezialisierte Heuschreckenart wurde bei den Nürnberger Stadtbiotopkartierungen nur ganz vereinzelt gefunden – im Süden des Stadtgebiets gar nicht. „Hätten wir das gewusst, wäre sie natürlich auf der Schautafel erwähnt worden,“ bedauert BN-Biologe Wolfgang Dötsch.
Insekten brauchen Gras
Doch warum gibt es gerade auf einer recht monotonen Fläche so eine besondere Vielfalt? Dass Grashüpfer einfach ungestörte Wiesen brauchen, ist für viele noch verständlich, doch auch die Raupen zahlreicher Tagfalterarten fressen ausschließlich Gräser. „Damit sind extensiv genutzte Wiesen ein Schlüsselfaktor im Insektenschutz,“ argumentiert der 2. BN-Vorsitzende Oliver Schneider, der selbst beim Tümpelbau mitgewirkt hat. „Der BUND Naturschutz hofft, dass wir mit solchen Großprojekten das Insektensterben in Nürnberg wirksam bremsen können.“
Fotos: W. Dötsch