Das Knoblauchsland verliert sein Gesicht – schleichender Ausverkauf einer kulturhistorischen Landschaft
Trotz aktuell stagnierender Einwohnerzahlen sollen im Nürnberger Norden durch Bauvorhaben 550.000 Quadratmeter Fläche der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen und Biotope vernichtet werden.
Pressemitteilung vom 12. März 2021
Seit ca. fünf Jahren liegen Planungen vor, die Fläche zwischen der Bamberger Straße/Schleswiger Straße in Schnepfenreuth Südwest (Bebauungsplan 4649) und der Schleswiger Straße/Parlerstraße in Wetzendorf (Bebauungsplan 4641) in ein Wohngebiet umzuwandeln. Geplant sind neben einem elf Hektar umfassenden „Landschaftspark“ größere Wohneinheiten mit bis zu sechs Geschossen für insgesamt mehr als 4.000 Einwohner.
Hohe ökologische Wertigkeit
Das geplante Bebauungsgebiet liegt im südlichen Knoblauchsland und zählt zu einer kulturhistorisch bedeutsamen Landschaft im Ballungsraum Nürnberg-Fürth. Es wird hauptsächlich landwirtschaftlich für den Gemüseanbau genutzt, der das Landschaftsbild prägt. Neben den Anbauflächen gibt es hier elf erfasste Biotope und eine Reihe großer, erhaltenswerter Einzelbäume und Gehölze. Die extrem grundwassernahen und sumpfigen Gebiete sind eigentlich für eine Bebauung ungeeignet. Am Wetzendorfer Landgraben und Seegraben brüten etliche geschützte Vogel- und Fledermausarten. Das Bauplanungsgebiet erfasst auch eines der bayernweit größten Kiebitzvorkommen, einer stark gefährdeten Vogelart in Deutschland, sowie Brutgebiete des Rebhuhns.
Dementsprechend haben die Umweltprüfungen 2018/19 erheblich nachteilige Auswirkungen auf den Wasserhaushalt und die Tier- und Pflanzenwelt ergeben. Das Umsetzen der Planungen führt zum unwiederbringlichen Verlust landwirtschaftlicher Flächen und Biotope, die durch artenschutzrechtliche Maßnahmen nicht kompensiert werden können. Durch die Verknappung der Anbauflächen werden die betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe gezwungen, noch mehr Gemüse unter Glas anzubauen. Dies wird unweigerlich zu einer weiteren Zerstörung des Landschaftsbilds führen.
Der BUND Naturschutz fordert daher, auf die Bebauung dieser ökologisch wertvollen Flächen zu verzichten und stattdessen stillgelegte Industrieareale zu nutzen. Die historisch gewachsene, einzigartige Kulturlandschaft des Knoblauchslands muss für zukünftige Generationen erhalten bleiben. Sie dient dem Boden-, Natur- und Artenschutz und auch der Nahversorgung. In Zeiten des Klimawandels darf es keine weitere Vernichtung von Grünflächen im Stadtgebiet geben!