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Misteln – Druidenkraut und Vogelfutter

Die Bäume haben ihr Laub verloren, und in den kahlen Kronen sieht man jetzt grüne, rätselhafte Kugeln: Misteln. In der Weihnachtszeit wurde die immergrüne Pflanze gerne zur Dekoration verwendet, aber auch in der Medizin findet sie erfolgreich Anwendung. Für Vögel ist die Mistel eine wichtige Nahrungsquelle in den Wintermonaten.

Pressemitteilung vom 19. Januar 2021

In der grauen Winterzeit sind die immergrünen Mistelzweige besonders für Dekorationszwecke beliebt. Im Haus aufgehängt sollen sie nach alter Überlieferung vor bösen Geistern und Feuer schützen. Einst galten Misteln als Zeichen der Götter und Symbol von Weisheit und Frieden. Plinius der Ältere beschreibt, dass sie bei den Galliern nur von Druiden mit goldenen Sicheln gesammelt wurden. Heute dürfen Misteln für den Eigengebrauch gepflückt werden. Der BUND Naturschutz weist darauf hin, dass dies nur in kleinen Mengen und außerhalb von Schutz- und Privatflächen auf öffentlich zugänglichen Bereichen gestattet ist. Der Baum darf dabei selbstverständlich nicht beschädigt werden. Wer Misteln verkaufen möchte, benötigt eine Genehmigung.
Neben ihrer kulturellen Bedeutung werden Misteln auch für ihre heilende Wirkung geschätzt und in der Medizin für alternative und ergänzende Therapien eingesetzt. Die Pflanzeninhaltsstoffe, insbesondere das Mistellektin und das Viscotoxin, wirken positiv auf das Immunsys-tem und werden seit einigen Jahren in der Krebstherapie verwendet. 2003 wurde die Mistel deshalb sogar zur Heilpflanze des Jahres gekürt.

Spektakuläre Lebensweise als „grüner Mitesser“

Misteln wachsen mit ihren Wurzeln auf Bäumen und gelten als Halbschmarotzer. Aber: „Ohne Baum kann die Mistel nicht überleben. Aus diesem Grund hat die bis zu 70 Jahre alt werdende Pflanze auch kein Interesse daran, ihre Wirte großflächig zu töten“, erklärt Wolfgang Dötsch vom BUND Naturschutz. Die Mistel bohrt ihre Wurzeln in die Leitungsbahnen der Bäume und entzieht ihnen so Wasser und gelöste Nährsalze. Trotzdem kann die Pflanze selbst Fotosynthese betreiben und somit einen Teil ihrer Nahrung herstellen. Mit zunehmender Größe und Alter entzieht die Mistel ihrer Wirtspflanze immer mehr Nährstoffe, sodass die Astbereiche oberhalb des Mistelbusches nicht mehr ausreichend versorgt werden können und dürr werden.

Ausbreitung durch Vögel

Die sehr klebrigen, weißen Mistelbeeren reifen im Winter und werden nahezu ausschließlich durch Vögel wie zum Beispiel Mistel- und Wacholderdrossel oder durch exotische Wintergäste wie den Seidenschwanz verbreitet. Die Tiere schlucken die Beeren im Ganzen hinunter, dadurch bleibt der Mistelsamen unverletzt und wird im Vogelkot wieder ausgeschieden. Bei manchen Vogelarten, die nur das Fruchtfleisch fressen, bleibt der Samen am Schnabel kleben. Durch Putzversuche gelangt er dann zufällig an die Wirtsbäume und kann dort keimen. Die nährstoffreichen und süßen Beeren sind damit eine höchst attraktive Winternahrung für zahlreiche Vogelarten.

Auffallende Häufung von Misteln an Kiefern

Seit einigen Jahren ist ein vermehrtes Auftreten der wärmeliebenden Misteln an Kiefern und Streuobstbeständen erkennbar, was auf die Klimaerwärmung zurückgeführt wird. Laubholzmisteln sind in Nürnberg aber ausgesprochen selten. Es muss sich hier also niemand Sorgen um die Bäume im Garten machen. Für die Föhren- oder Kiefernmistel (Viscum album ssp austriacum) stellt aber der Nürnberger Reichswald und die umgebenden Wälder eines der Schwerpunktegebiete. Gerade hier konnten sich die Misteln sogar in den letzten Jahrzehnten deutlich ausbreiten. Ob ein Zusammenhang mit dem dramatischen Kiefernsterben besteht, ist aber noch unklar.


Pressemitteilung als PDF zum Download

Misteln – Druidenkraut und Vogelfutter