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Die Kleine Pechlibelle ist die Libelle des Jahres 2022

Die Lebensräume der Libellenart werden durch den Klimawandel immer seltener. Auch die verbreiteten naturfernen Flüsse in Bayern sind ein Problem. Pechlibelle wechselt während ihres Lebens mehrfach das Aussehen.  

Pressemitteilung vom 11. Januar 2022

Der Bundesverband des BN (BUND) kürt zusammen mit der Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen (GdO) die Kleine Pechlibelle zur Libelle des Jahres 2022. „Die Kleine Pechlibelle gilt in Bayern nach der Roten Liste als gefährdet. Ihre oft nur pfützenartigen Lebensräume sind selten geworden oder treten nur unregelmäßig auf. Eine tiefgreifende Renaturierung der Fließgewässer und Auen und das Zulassen von Breit- statt Hochwasser würde dieser und ungezählten anderen Arten dauerhaft helfen“, so Wolfgang Dötsch aus der BN-Kreisgruppe Nürnberg.

Rückgang durch Klimawandel

Zur Begründung für die Libelle des Jahres erklären BUND und GdO: „Die Kleine Pechlibelle ist auf sich verändernde Lebensräume angewiesen, wie wir sie in naturnahen Auen vorfinden. Der Klimawandel beschleunigt jedoch die Austrocknung kleinerer Gewässer immer stärker und zerstört so wertvollen Lebensraum. Die Kleine Pechlibelle führt uns diese Krise immer wieder vor Augen.“ Dabei könnten gerade die Flussauen von Pegnitz und Rednitz hier Vorreiterfunktion haben. Wie das mit wenig Aufwand und Pflege geht, zeigt der BUND Naturschutz. Die Kreisgruppe Nürnberg hatte Ende der achtziger Jahre im Pegnitztal etliche Gewässer angelegt. Ein kleiner Tümpel im östlichen Pegnitztal gilt heute laut Stadtbiotopkartierung als das Gewässer mit den meisten seltenen Libellenarten. Es braucht also keine millionenschweren Umbaumaßnahmen, um hervorragenden Artenschutz zu praktizieren.

Wie lebt die Kleine Pechlibelle?

Die Kleine Pechlibelle wechselt während ihres Lebens genau wie ihre Schwesterart, die Große Pechlibelle, mehrfach ihr Aussehen. Vor allem die Weibchen durchlaufen während ihrer Reifung nach dem Schlüpfen deutliche Farbwechsel. Junge Weibchen sind durch eine lebhaft orangefarbene Zeichnung unverkennbar. Dies ist unter anderem wichtig, weil dadurch die Männchen sofort erkennen, mit wem sie sich paaren können. „Libellen als Augentiere haben ein viel differenzierteres Farbensehen als wir Menschen. Sie haben viel mehr Farbrezeptoren und können so Farben, die für uns einheitlich aussehen, noch nuanciert unterscheiden und auf diese Weise auch miteinander kommunizieren“, erklärt Wolfgang Dötsch, Biologe der Kreisgruppe Nürnberg, die Faszination dieser Insekten. 

Libellen schützen und entdecken

Naturnahe Auen sind ein klassischer Lebensraum der Kleinen Pechlibelle. Dort lassen Fließgewässer in Hochwasserzeiten sehr regelmäßig geeignete Lebensräume entstehen. Renaturierungen von größeren Bächen und Flüssen fördern diese Art. Die meist offenen, gut sonnenexponierten Kleingewässer weisen wenig Konkurrenz durch andere Arten auf. So kann die Kleine Pechlibelle neben ihrem einjährigen Entwicklungszyklus unter günstigen Bedingungen auch eine zweite Generation im Jahr hervorbringen. Der Klimawandel führt allerdings häufig dazu, dass kleine Gewässer sehr schnell und sogar zu rasch für Pionierarten wieder austrocknen oder verlanden. Die Förderung nachhaltig-dynamischer Prozesse in der Landschaft ist daher ein wichtiger Schutzansatz für diese Spezialisten. Der BUND Naturschutz hilft Arten wie der Kleinen Pechlibelle mit seinen Projekten für strukturreiche Feuchtbiotope. So kommt die Kleine Pechlibelle auch im BN-Biotop Marienberg vor, das vom Naturschutzverband mit großem Aufwand gestaltet wird. Hier findet auch das jährliche Libellenseminar der Kreisgruppe statt:

Samstag, 23. Juli 2022, 10:00 Uhr bis ca. 13:00 Uhr  
Blaupfeil trifft Mosaikjungfer – heimische Libellen entdecken und bestimmen
Anmeldung erforderlich bei Siegfried Kragl:  
0175/6121410, kragl.s@gmx.de 

Weitere Informationen

Wie der Name „Kleine Pechlibelle“ (Ischnura pumilio) vermuten lässt, gibt es tatsächlich auch noch eine „Große Pechlibelle“ (Ischnura elegans). Dieses Paar von Schwesterarten ist aber nur selten an der Größe auseinanderzuhalten, vielmehr gilt es genau nach den Unterscheidungsmerkmalen zu schauen, um die Arten exakt zu bestimmen. Die Lage einer „blauen Laterne“ (blau gezeichnete Körpersegmente am Ende des Hinterteils der Tiere) hilft hier weiter, man muss allerdings den Unterschied kennen und genau hinsehen. Wie so oft ist also auch bei den Pechlibellen, die so heißen, weil ihr Hinterleib bis auf die vorgenannte blaue Laterne pechschwarz ist, genaue Beobachtung gefragt. Da die Große Pechlibelle unsere häufigste Kleinlibelle ist, können sich wenige Individuen der kleinen Schwesterart mühelos in einem großen Bestand von Ischnura elegans „verstecken“, wenn man nicht aufmerksam ist. Durch die besondere Lebensweise der Kleinen Pechlibelle gibt es immer noch Kenntnisdefizite, die es künftig zu erforschen gilt.