365-€-Ticket so aktuell wie nie!
BUND Naturschutz sieht das städtische 365-€-Ticket als Baustein für umweltfreundliche Mobilität.
Pressemitteilung vom 11. Mai 2022
Die Stadt Nürnberg hat leider das für den 1. Januar 2023 geplante und auch im Mobilitätsbeschluss fest zugesagte 365-€-Ticket Ende März zurückgenommen. Der BUND Naturschutz Nürnberg kritisiert den Beschluss als nicht zeitgemäß und entgegen den Erfordernissen einer zukunftsorientieren Verkehrsplanung.
SUVs sollen zahlen
Der BUND Naturschutz plädiert zur Gegenfinanzierung des 365-€-Tickets dafür, die Subventionierung des Parkens von privat genutzten PKW im öffentlichen Raum zurückzufahren und in diesem Zuge die Festsetzung der Parkgebühren nach dem Tübinger Modell einzuführen. Bei diesem Modell wurden die Parkkosten für das Bewohnerparken vervierfacht, für Halter überschwerer Fahrzeuge (z.B. SUVs) sogar versechsfacht. „Hier hätte Nürnberg als Großstadt mit bundesweit der fünfthöchsten SUV-Zahl erhebliche Einnahmemöglichkeiten Wer sich raumgreifende, klimaschädliche Mobilität leisten kann oder will, darf nicht auch noch von der Allgemeinheit subventionierte Parkplätze in Anspruch nehmen”, argumentiert Martin Wolff, Sprecher des Arbeitskreises Mobilität. „Der Deutsche Städtetag hatte sich Ende April für höhere Gebühren beim Bewohnerparken ausgesprochen. Der Freistaat muss jetzt dringend die neue Rechtslage des Straßenverkehrsgesetzes umsetzen, damit die Stadt Nürnberg höhere Preise beim Bewohnerparken realisieren kann.“
Hohe Subventionen für PKW-Pendeln und Parken
Zudem weist der BUND Naturschutz darauf hin, dass die Stadt Nürnberg für das Pendeln mit PKW und das Parken gewaltige Subventionen aufwendet, die bei der Diskussion um das 365-€-Ticket nicht thematisiert werden. Ein komplettes Straßensystem wird weitgehend auf zwei Stoßzeiten täglich ausgebaut und instandgehalten. Auch ein erheblicher Anteil der kostenlosen Parkplätze im öffentlichen Raum wird von Pendlern genutzt. Diese Summen müssen einem sozialen und ökologischen 365-€-Ticket gegenübergestellt werden. „Dass die Stadt Nürnberg am Ausbau des Frankenschnellwegs für die Pendlerlawinen festhält und damit sogar eine Konkurrenz zum ÖPNV aufbaut, ist nicht nachvollziehbar. Die 660 Millionen Euro wären für eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs besser investiert. Wir können uns das 365-€-Ticket natürlich leisten, wir müssen es nur wollen,“ stellt Wolfgang Dötsch dar.
Sozial und ökologisch
Die Ablehnung des 365-€-Tickets geht nach Ansicht des BUND Naturschutz weit an der sozialen Realität vorbei. Aufgrund von Coronakrise und Krieg steigen die Preise für Energie und viele Produkte dramatisch. Für viele Menschen wird es zunehmend schwierig, mit ihrem Einkommen den Lebensunterhalt zu bestreiten. Das 365-€-Ticket könnte hier als dauerhafte Planungsgröße über viele Jahre Abhilfe schaffen und auch sozial benachteiligten Menschen gute Mobilität bieten.
Ticket als Turbolösung
Den öffentlichen Personennahverkehr über eine Taktverdichtung oder einen Netzausbau attraktiver zu machen, dauert dagegen Jahre. Schließlich müssen erhebliche Zeiten für Planung, Entwurf, Ausschreibung, Fahrpersonal, Vergabe, Bau … einkalkuliert werden. „Ein günstiges Ticket ist eine konkurrenzlos schnelle Lösung, den Nahverkehr attraktiver zu gestalten,“ argumentiert Wolfgang Dötsch vom BUND Naturschutz.