BUND Naturschutz und OKNB-Tour demonstrieren auf Rädern für lokale Mobilitätswende
Mobilitätswende und klimagerechter Stadt-Umbau gehören zusammen
Pressemitteilung vom 25. August 2023
Verkehrswende-Radtour und BN radeln gemeinsam
Die angestrebte Mobilitätswende ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Daher freut sich der BUND Naturschutz, dass die Verkehrswende-Tour „Ohne Kerosin nach Berlin“ (OKNB) bereits zum dritten Mal in Nürnberg Station macht. OKNB hat „Berlin“ durch „Bayern“ ersetzt und fährt diesmal in Richtung Süden zum Verkehrswende-Camp anlässlich der Internationalen Automobilausstellung IAA in München.
Mit Unterstützung weiterer Gruppen macht der BUND Naturschutz zusammen mit OKNB am Dienstag, den 29.08.2023 bei einer Fahrraddemo darauf aufmerksam, dass die Mobilitätswende in Nürnberg trotz Mobilitätsbeschluss von 2021 nur schleppend vorankommt. Gemeinsam schauen wir, ob von dem beschlussgemäß bis 2026 zu realisierenden Altstadt-Radlring schon irgendwo etwas erkennbar ist.
Die Radl-Demo startet um 16:00 Uhr am Hauptmarkt, führt dann rund um die Altstadt und nach einer Zwischenkundgebung am Hauptbahnhof weiter zum Norisring. Dort werden ab 17:30 Uhr drei Rundengedreht, gesund, fröhlich und klimafreundlich mit den Fahrrädern.
Um 18:00 Uhr findet eine Abschlusskundgebung in der Mitte der Steintribüne statt. Klaus-Peter Murawski, der 1. Vorsitzende des BUND Naturschutz Nürnberg, wird dort zu dem völlig aus der Zeit gefallenen Relikt der Kraftfahrzeugrennen auf dem Norisring, mitten in der Großstadt, Stellung nehmen
Entsiegelung überdimensionierter Straßen nötig
Vielerorts sind breite Straßenräume vollständig versiegelt. Dies ist das Resultat daraus, dass über Jahrzehnte hinweg möglichst noch der letzte Quadratmeter für die zunehmende Anzahl an Kraftfahrzeugen bereitgestellt wurde – und zwar „sauber asphaltiert“.
Je mehr Menschen sich für umweltfreundliche Verkehrsarten entscheiden, desto weniger Straßenraum wird für die Mobilität aller benötigt. Aufgrund des in Nürnberg aktuell zu hohen Anteils von motorisiertem Individualverkehr wird für die zurückzulegenden Wege sowie für das Abstellen der Fahrzeuge übermäßig viel Platz im Straßenraum beansprucht. Infolgedessen bilden sich auf bevorzugten Strecken häufig Staus und sind viele unserer Straßen von parkenden Kfz überbelegt. Ruhender Verkehr von Zweirädern beansprucht hingegen nur sehr kleine Flächen, und Fußverkehr braucht im öffentlichen Raum lediglich kurzzeitig Bänke zum Ausruhen.
Es ist also leicht erkennbar, dass die Mobilitätswende Entsiegelungen ermöglicht – auch dort, wo Bebauung keine größeren neuen Grünflächen mehr ermöglicht. Vor allem die dicht bebauten und stark versiegelten Stadtteile werden daher von den Chancen der Mobilitätswende profitieren, da sich hier ein besseres Mikroklima entwickelt, das über gekühlte und gefilterte Luft wesentlich zum Gesundheitsschutz beiträgt.
Viele Punkte sind Bestandteil der fünfzehn städtischen Maßnahmen-Steckbriefe zur Klimaanpassung aus dem Jahr 2012. Hier wurden vorbildhaft Konzepte aus den Bereichen Stadtentwicklung, Freiraumgestaltung und Gesundheitsvorsorge zusammengestellt. BN-Biologe Wolfgang Dötsch kritisiert: „Während das Handbuch Klimaanpassung zehn Jahre lang in der Schublade verstaubt, werden Baumfällungen sowie klimaschädliche Verkehrsplanungen und Baugebiete vorangetrieben.“
Mobilitätswende und klimagerechte Entwicklung der Stadt
„Vor allem in den besonders stark versiegelten und sommerlich überhitzten Gebieten müssen überdimensionierte Verkehrsflächen entsiegelt und nach Möglichkeit auch bepflanzt werden“, fordert Bettina Klose. „Denn nur beschattete Wege sind umweltfreundlich zu Fuß oder per Rad zu bewältigen, wenn sommerliche Mittagshitze unbeschattete Asphaltflächen unbegehbar macht. Was dem Autofahrer die Klimaanlage, ist für den nichtmotorisierten Verkehr die Baumreihe am Wegesrand.“
BUND Naturschutz fordert Rückbau statt Ausbau
Besonders kritisch sehen die Aktiven auch den weiteren Ausbau des Nürnberger Straßennetzes in Form des kreuzungsfreien Frankenschnellwegs. Die erheblichen Geldmittel fehlen beim klimagerechten Umbau der Verkehrsinfrastruktur. Der BUND Naturschutz schätzt, dass die einst veranschlagten 660 Millionen Euro aufgrund der Kostensteigerung im Baugewerbe schon lange nicht mehr der Realität entsprechen und die Milliardengrenze eine realistischere Dimension ist.
„Für diesen gigantischen Betrag könnten wir erhebliche Teile des Verkehrsnetzes an den Klimawandel anpassen“, fordert BN-Biologe Wolfgang Dötsch. „Dabei ist der Frankenschnellwegsausbau mit seinem Deckel und den Alibibäumen in keiner Form klimarelevant. Es würden ja zahllose, vorhandene Bäume gefällt und die Regenrückhaltefunktion wäre deutlich eingeschränkt. Was passiert dann, wenn die Gewitterzelle über dem Frankenschnellwegstunnel kreist? Der kreuzungsfreie Frankenschnellweg ist eine klimapolitische Fehlentscheidung ersten Ranges und muss gestoppt werden. Ein Rückbau wäre sinnvoller!“