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Sanddünen am Frankenschnellweg und Biotop in Ziegelstein – Raddemo informiert

BUND Naturschutz für sinnvollen Artenschutz und zügige Klimaanpassung

Pressemitteilung vom 6. September 2024

Mit Ausbaubeginn Lebensraum seltener Arten vernichtet 

Bei der vom BUND Naturschutz erstrittenen Umweltverträglichkeitsprüfung zum Frankenschnellweg-Ausbau wurde das Vorkommen extrem seltener und geschützter Insekten festgestellt. So lebten auf der Gleistrasse am ehemaligen Güterbahnhof bisher neben der Blauflügeligen Ödlandschrecke auch die Blauflügelige Sandschrecke und der streng geschützte Nachtkerzenschwärmer. 

Für den „halbseitigen“ Bau der neuen Zubringerstraße am Kohlenhof wurde unnötigerweise der gesamte noch vorhandene Lebensraum dieser kostbaren und vieler weiterer Arten zerstört. Sämtliche Gleise mit Ober- und Unterschichten aus Sand und Schotter einschließlich der vorhandenen Vegetation wurden komplett entfernt. Der Aushub für den Straßenneubau nebst Planum und Tragschichteinbau erfolgte auf der gesamten Länge in voller Straßenbreite – und damit deutlich über den beschlossenen Ausbaubereich hinaus. 

BUND Naturschutz verurteilt unnötige Zerstörung von Biotopen 

Kein Insekt im Larvenstadium hatte da eine Chance zu entkommen. Ein Weiterwandern entlang der Bahntrasse im nächsten Stadium wurde so vereitelt. Beschlossen hatte der Stadtrat allerdings lediglich die Errichtung der Südfahrbahn, nach Beantragung einer vorzeitigen Vollzugsgenehmigung. Dass jedoch ohne eine solche Genehmigung die betroffenen wertvollen Biotope derart rücksichtslos und vollständig vernichtet würden, ahnte sicher keiner der Abstimmenden. 

Der BUND Naturschutz verurteilt dieses Vorgehen aufs Schärfste. Insbesondere wird auch die behauptete, den Auflagen der Planfeststellung widersprechende Verbringung von Individuen an irgendwelche unbekannten Orte kritisiert. Wir fordern Nachvollziehbarkeit bei Schutzmaßnahmen – insbesondere bei streng geschützten Arten.

Warten Insekten auf einen „Ausgleich“ nach zehn bis 15 Jahren?

Naturschutzrechtlich ist ein Ausgleich für diese Biotopvernichtung am Kohlenhof (Beeinträchtigung der Lebensräume von Tierarten mit größeren Arealansprüchen und von seltenen Biotopkomplexen) nötig. Für die genannten, sehr seltenen Arten sind „spezielle artenbezogene Ausgleichsmaßnahmen“ erforderlich. Diese müssen im „unmittelbaren räumlichen und funktionalen Zusammenhang“ mit den Beeinträchtigungen, also in der Nähe des Kohlenhofs, erfolgen. So ist es in der Planfeststellung dargelegt. Wir schauen uns diese Fläche an.

Allein das Verfahren rein rechnerisch ermittelter „Ausgleiche“ ist mehr als fragwürdig. Durch das kritisierte Vorgehen tritt allerdings eine enorme zeitliche Lücke zwischen der Beeinträchtigung (Biotopzerstörung) und dem Ausgleich (Schaffung neuer Habitate) auf. Ob die Sand- und Ödlandschrecken hier mehr als zehn Jahre Wartezeit auf ein neues Zuhause überleben werden, darf bezweifelt werden.

Artenschutz durch Pflege seltener Lebensräume

Der BUND Naturschutz betreibt selbst vielerorts mit Ehrenamtlichen sinnvollen Artenschutz. Nachhaltig ist eine Vernetzung und die Bewahrung und Pflege vorhandener wertvoller Biotope. Die BN-Ortsgruppe Ziegelstein kümmert sich seit langem um solch eine Kostbarkeit. Die Heidefläche auf sandigem Standort wird durch regelmäßige Pflege als Lebensort vieler seltener Pflanzen und Insekten erhalten. 

Darum führt diese Fahrraddemo nach Ziegelstein, wo eine Biologin über die Besonderheit dieser Wiese informiert. Wer auf den Geschmack kommt und selbst beim Artenschutz mit anpacken will, ist zum Sensenmähkurs auf dieser Fläche am darauffolgenden Tag herzlich eingeladen.

Mobilitätswende und Klimaanpassung für Nürnberg anstelle fortgesetzter Stadtzerstörung 

Nicht nur entspricht eine Schnellstraße mitten im Stadtzentrum heute längst nicht mehr dem Willen der Bevölkerungsmehrheit, wie im Frühjahr eine Online-Umfrage der Lokalpresse zeigte. Der Neubau des Frankenschnellwegs zu einer zweigeschossigen Stadtautobahn mitten durch dicht besiedelte Wohngebiete ist längst obsolet. 

Allen Verständigen ist mittlerweile klar, dass Nürnberg sich auf den Klimawandel einstellen muss. Und dass es im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung sehr ratsam für Nürnberg ist, notwendige Anpassungen möglichst rasch durchzuführen. Dafür müssen im Stadtzentrum auch Flächen entsiegelt und begrünt werden. Und dazu gehört auch, den Mobilitätsbeschluss in der von der breiten Mehrheit beschlossenen Weise umzusetzen und eine Mobilitätswende, die allen dienlich ist, voranzubringen.