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BUND Naturschutz fordert konsequente und zügige Entwicklung zur Schwammstadt

Versiegelungsstopp gegen lebensgefährliche Fluten und keine Baugenehmigungen mehr ohne Umweltprüfung!

Pressemitteilung vom 20. August 2023

Nürnbergs Straßen werden gefährliche Orte

Im Klimawandel ist Nürnberg noch nicht gut auf die immer stärkere sommerliche Überhitzung der Stadt und zunehmende Starkregenereignisse vorbereitet, wie in der vergangenen Woche in weiten Teilen des Stadtgebiets deutlich wurde.

Die Überflutung vieler städtischer Straßen, Unterführungen, in denen das Wasser meterhoch stand, und vollgelaufene Keller führten zu erheblichen Sachschäden und gebietsweisem Ausfall der Strom- und Wärmeversorgung. Solche massiven und großflächigen Überflutungen sind nicht nur für eingeschlossene Autofahrer, sondern auch für Fußgänger und insbesondere Menschen mit Beeinträchtigungen lebensgefährlich. Wer beispielsweise die Bordsteinkante nicht mehr sieht, dort stolpert und unbemerkt ins Wasser fällt, kann leicht das Bewusstsein und sein Leben verlieren.

Stadt muss handeln

Anders als im Ahrtal kamen die Wassermassen nicht aus Gebieten jenseits der Stadtgrenzen. Es handelte sich um lokale Niederschläge, die wegen übermäßiger Versiegelung zum größten Teil ungebremst in die Kanalisation gelangten und diese überlasteten. Dadurch wurden Abläufe und Gullys, die eigentlich der Entwässerung dienen sollen, vielerorts zu sprudelnden Wasserquellen.

Die bisherigen Dimensionen der Kanalisation reichen aufgrund der Veränderungen durch den Klimawandel für die prognostiziert häufiger auftretenden Starkregen nicht mehr aus. Niederschläge aufzufangen, unschädlich abzuleiten und durch Versickerung dem Grundwasser zuzuführen ist dabei eine vordringliche Aufgabe.

Landschaftsarchitektin Bettina Klose erklärt dazu: „Zur Klimawandelanpassung ist eine möglichst flächige Versickerung auch innerhalb der Stadt notwendig. Denn das Wasser wird für Stadtgrün, insbesondere auch für Straßenbäume, und damit für die Kühlung der Stadt zum Wohle ihrer Bevölkerung dringend benötigt. Auch aus diesem Grund hat sich die Stadt Nürnberg den Umbau zur Schwammstadt bereits auf die Fahnen geschrieben.“

Entsiegelungen sowie konsequente Begrünung nötig

„Dies muss nun von allen beteiligten Ämtern gemeinsam konsequent und mit hoher Priorität vorangetrieben und die Pegnitz-Metropole möglichst rasch zu einer Schwammstadt entwickelt werden. Es braucht dazu kontinuierliche Entsiegelungen in den stark versiegelten Stadtteilen zur Entlastung der Kanalisation und für besseres Mikroklima. Regenwasser muss von versiegelten Flächen zu Bäumen und Grünflächen geleitet werden. Ein Versiegelungsmanagement könnte dafür sorgen, dass die versiegelte Fläche in der Stadt nicht weiter zunimmt“, erklärt BN-Vorsitzender Klaus-Peter Murawski. „Außerdem könnte eine Satzung für die Begrünung von Fassaden und Dächern auch bei Bestandsgebäuden sorgen. Denn hierin liegt großes Potenzial zur Regenwasserrückhaltung durch Abflussverzögerung und Verdunstung. Dies würde außerdem der Gesundheit der Stadtbewohner dienen, da sich Quartiere mit viel Grün auf Dächern und an Fassaden weniger stark aufheizen, was Herz und Kreislauf der Menschen entlastet.“

Klimagerechte Entwicklung der Stadt durch Nichtversiegelung

„Statt vorgesehene und dringend benötigte Grünflächen zugunsten stärkerer Bebauung und Versiegelung wie am Kohlenhof zu eliminieren, sollten gerade in den besonders stark versiegelten und dicht bebauten Stadtteilen Freiflächen gesichert sowie überdimensionierte Verkehrsflächen entsiegelt und in Grünflächen umgewandelt werden“, fordert Bettina Klose. „Auch unterirdische Bauwerke sollten minimiert werden, denn jeder Kubikmeter Erdreich weniger bedeutet geringeres Speichervolumen und folglich verminderte Regen-Rückhaltefähigkeit. Das rächt sich durch erhöhten Regenabfluss ins Kanalnetz bei Starkregenereignissen, wodurch sehr schnell die Kapazitätsgrenze erreicht wird. Dies zeigten am Donnerstag die schweren Überflutungen der Steinbühler Bahnunterführung, am Frankenschnellweg sowie in den angrenzenden Stadtteilen, also in direkter Umgebung des Kohlenhofareals. Angesichts der dortigen Planungen weitgehender Versiegelung und ausgedehnter unterirdischer Bauwerke ist das beängstigend.“

BUND Naturschutz fordert FolgenCheck vor Genehmigungen

Murawski: „Der BUND Naturschutz fordert, für alle zur Bebauung vorgesehenen Flächen die Folgen für den Wasserhaushalt und das städtische Klima genau zu ermitteln. Die Ergebnisse müssen in Bebauungspläne oder Einzel-Baugenehmigungen einfließen, um die Stadt und ihre Bewohner bestmöglich vor Schäden zu bewahren. Auch Überschwemmungsbereiche, wie beispielsweise der Wetzendorfer Landgraben, dürfen nicht bebaut werden, um deren Rückhaltevermögen vollständig zu erhalten."