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Plastikmüll in den Meeren – Auswirkungen und Lösungsansätze

In diesem Online-Vortrag ging es um den immensen Umfang der Einträge von Plastikmüll in die Meere. Auch die Ursachen und möglichen Lösungsansätze für dieses Problem wurden vorgestellt.

10.05.2021

Digitaler Vortrag vom Forum International des BN Nürnberg am 26.04.2021 – Referent: Dr. Bernhard Bauske, Projektkoordinator Meeresmüll beim WWF.

Großer Beliebtheit erfreute sich erneut die digitale Vortragsreihe des Arbeitskreises Forum International. Dieser lud vor kurzem zu einer Interessanten Reise in unsere Weltmeere ein, die nicht nur von Schönheit, sondern mittlerweile auch voll mit unserem Plastik sind. Über diese Problematik informierte Herr Dr. Bernhard Bauske umfassend und präsentierte Lösungsansätze.

Alles Plastik

Der ökologische Wandel bereitet der Ölindustrie sorgen, da die Nachfrage nach dem fossilen Brennstoff aufgrund von neuen Technologien zurückgeht. Da wird ausgerechnet Verpackungskunststoff, dessen Rohstoff Erdöl ist, zum neuen Hoffnungsträger der ganzen Branche, die möglichst viel davon produzieren will. Das Geschäft lohnt sich. Rund 400 Millionen Tonnen Plastik werden jedes Jahr weltweit hergestellt. Plastik ist allgegenwärtig, und wo es nicht eingesammelt wird, landet es in der Natur und konzentriert sich besonders in unseren Weltmeeren.

Besonders in ärmeren Ländern landet aufgrund unterentwickelter Recycling-Infrastruktur der Plastikmüll direkt in der Umwelt, wird ungefiltert verbrannt, wodurch extrem viele Schadstoffe freigesetzt werden, oder sammelt sich auf wilden Deponien, wo Regen und Wind ihn in die Flüsse spült. Große Mülltransporteure sind zum Beispiel Ströme wie der Mekong, der einen großen Teil Südostasiens entwässert und im Süden Vietnams ins Meer mündet.

Tiere leiden

Am Ende landen PET-Flaschen, Lebensmittelverpackungen und Plastiktüten im Ozean. Dort bedroht der Müll viele Meeresbewohner wie Seevögel, Meeressäuger oder Meeresschildkröten. Letztere ernähren sich von Quallen. Immer wieder kommt es zu Verwechslungen mit Plastiktüten. Die Tiere verhungern elend, weil der Magen voll Plastik ist. Auch Fischereinetze sind ein großes Problem: Oft werden sie von Fischkuttern verloren. Illegale Fischer kappen die Netze, bevor die Küstenwache sie dafür belangen kann. Tiere verheddern sich darin und sterben qualvoll im Plastiksumpf. Riesige Konzentrationen von Müll im Ozean wie der „Great Pacific Garbage Patch“ entstehen. Er besteht lediglich aus dem Kunststoff, der an oder nahe der Wasseroberfläche schwimmt, und bildet damit nur die Spitze des Eisbergs.

Mikroplastik

Herr Dr. Bauske erklärte, dass sich ein Großteil des Plastiks auf dem Meeresboden sammelt. Der Kunststoff baut sich hauptsächlich durch Zerreibung ab, bis feines Mikroplastik entsteht. Andere Quellen von Mikroplastik sind der Abrieb von Autoreifen oder das Auswaschen von Textilien. Der Stoff gelangt über unsere Nahrung wieder zu uns und kann in unseren Organen nachgewiesen werden. Einmal produziert, bleibt Kunststoff Jahrhunderte erhalten. Mikroplastik wirkt sich zudem negativ auf das Wachstum und die Fortpflanzungsraten von Mensch und Tier aus. Die im Plastik enthaltenen Weichmacher ähneln körpereigenen Hormonen und sind laut WWF mögliche Ursachen von ADHS, Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen und Krebs.

Wiederverwertung

Wir Deutschen recyceln natürlich unser Plastik via Gelber Tonne, Gelbem Sack oder an Wertstoffhöfen. Doch tatsächlich wird nur ein kleiner Teil davon wiederverwertet. Herr Dr. Bauske machte darauf aufmerksam, dass lediglich 17% des deutschen Plastiks dem Kreislauf wieder zugeführt werden kann. Grund für die niedrige Recyclingrate sind die Kunststoffe selbst. Sie enthalten zwischen 40 und 200 verschiedene Inhaltsstoffe und können demnach nicht identifiziert werden. Verschiedene Farben und Etiketten sowie ungetrennte Mischverpackungen machen den Kunststoff für das Recycling schwer nutzbar. 60% gehen in die thermische Verwertung, wobei Strom oder Fernwärme erzeugt wird. Der Rest wird exportiert, aktuell nach Malaysia, Thailand und Vietnam. Deutschland ist demnach ein Teil des Problems und unser Beitrag ist nicht unerheblich: Laut WWF sind wir Top-Hersteller von Plastik in Europa – welches wiederum auf Platz 2 nach China der größte Plastikproduzent der Welt ist. Außerdem ist Deutschland unter den Top 3 der größten Kunststoff-Exporteure weltweit.

Lösungsansätze

Das Problem löst man am besten da, wo es entsteht. Dies sind einige der Ansätze, die Herr Dr. Bauske bereithielt:

Strengere Richtlinien für die Kunststoffproduktion: Die Produzenten sollten sich deutlicher am Recycling orientieren. Verpackungen müssen einheitlicher werden, die Vielfalt an Stoffen sollte deutlich abnehmen, um Recycling zu vereinfachen. Das Mischverpackungsdesign sollte es dem Verbraucher deutlich einfacher machen, den Müll richtig zu entsorgen.

Recycling muss sich lohnen: Recycling-PET ist momentan teurer als neues. Produzieren und Verbrennen ist die billigste Form der Plastikwirtschaft. Insofern sollte auf neues Plastik eine Mineralölsteuer erhoben werden.

Plastikexporte eindämmen: Es sollte nur noch sortenreiner, granulierter Kunststoff ins Ausland verfrachtet werden, um sicherzustellen, dass es seinen Weg zurück in die Wiederverwertung findet.

Einweg in Mehrweg: Das Pfandsystem könnte deutlich ausgeweitet werden. Was bei Getränkeflaschen funktioniert, wäre in vielen anderen Bereichen wie z.B. Lieferdienste auch möglich. Hotels und Restaurants sollten versuchen, Einwegartikel ganz zu vermeiden.

Recycling ist gut, Vermeidung ist besser: Wenn verpackte Lebensmittel auch preislich unattraktiv werden, bekäme das Geschäftsmodell von Unverpackt-Läden neuen Schwung und würde vielleicht auch für die großen Supermarkt- und Drogerieketten eine Option werden.

Globale Abkommen: Beschlüsse zur Plastikvermeidung sollten erhoben werden. Verpackungsverordnungen wie „Der Grüne Punkt“, bei dem den Herstellern Anreize zur Kunststoffeinsparung geboten werden, sollten international durchgesetzt werden.

Müll einsammeln: Der WWF hat vor der vietnamesischen Insel Phu-Quoc eines von vielen Reinigungsprojekten durchgeführt, welches das dortige Korallenriff von Müll befreite und somit dessen Fortbestand sichert. Solche Projekte sollten weiterverfolgt und finanziert werden.

Fakt ist: Das schon produzierte Plastik werden wir nicht so schnell los. Darum sollten wir uns darauf konzentrieren, dass so wenig wie möglich davon hergestellt wird. Wir haben erst angefangen, zu begreifen, dass unser Planet ein geschlossenes, empfindliches Kreislaufsystem ist. Noch können wir entscheiden, ob wir unseren negativen Einfluss wiedergutmachen wollen.

Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Dr. Bernhard Bauske und dem WWF für einen spannenden, informativen Abend.

Das Team vom Arbeitskreis Forum International des BN Nürnberg
Simon Rederer

Quellenangabe:
WWF Deutschland

Die Präsentation des Vortrags können Sie hier als PDF herunterladen.