BUND Naturschutz begrüßt die Begrünung des Plärrers und fordert mehr Platz für Radverkehr und Zufußgehende
Plärrer sollte künftig zentrales Bindeglied zwischen Stadtteilen und Altstadt sein
Pressemitteilung vom 23. Oktober 2024
Baumpflanzungen als Baustein der Klimawandel-Anpassung
Der BUND Naturschutz begrüßt die geplante Pflanzung von mehr als einhundert Bäumen im Zuge der Neugestaltung des Plärrers. „Auch dass rund 1.000 m2 Fläche entsiegelt werden, ist ein großer Schritt nach vorn. Hier ist ein vorbildliches Handeln im Sinne der nachhaltigen Entwicklung des Nürnberger Stadtzentrums zu erkennen“, lobt BN-Geschäftsführer Wolfgang Dötsch.
„Die vielen Bäume werden nicht nur künftigen Generationen Schatten spenden sowie die Lärm- und Feinstaub-Belastung mindern. Sie werden mit Blick auf die Auswirkungen des Klimawandels auch einen wesentlichen Beitrag dafür leisten, das Kleinklima am Plärrer so zu verbessern, dass die Voraussetzungen für eine Aufenthaltsqualität an diesem zentralen Nürnberger Platz gegeben sind.“
Im Mobilitätsbeschluss festgelegte Standards einhalten
Anfang 2021 wurde im Stadtrat nahezu einstimmig der Mobilitätsbeschluss gefasst. Mit ganz breiter Unterstützung nahezu aller Parteien wurden dabei wegweisende Standards festgelegt, um in Nürnberg nachhaltige Mobilität voranzubringen. Zu nennen sind hier zum Beispiel die Regelbreite von vier Metern für Zweirichtungsradwege, die grundsätzliche Trennung von Gehwegen und Radwegen sowie die sichere und verständliche Gestaltung von Kreuzungen. Speziell der „Altstadtring für Radler“ als „Zielpunkt des Radvorrangrouten- und Radschnellwegenetzes soll bis 2026 weitestgehend“ in diesem Standard „vorrangig realisiert werden“, lautet der Beschluss.
Vorstandsmitglied Bettina Klose fordert: „Diese Standards sollten nun selbstverständlich für eine so wichtige und zentrale Umbau-Maßnahme mit immerhin 77 Millionen Euro Kostenvolumen auch die Basis bilden. Denn im Zuge dieser Maßnahme wird als erster Abschnitt der südwestliche Teil vom „Altstadtring für Radler“ hergestellt. Und auch der neugestaltete Plärrer soll schließlich für mehrere Jahrzehnte den Bürgerinnen und Bürgern und einer positiven Entwicklung der Innenstadt dienen.“
Fußverkehr braucht Sicherheit und Ausruhplätze
Sowohl Radfahrende wie auch der Fußverkehr sind erheblich beeinträchtigt, wenn sie direkt benachbart oder gar gemeinsam spärlich bemessene Wege benutzen müssen. Für beide ist es ein großes Plus an Komfort und Sicherheit, wenn sie getrennte Flächen erhalten, wie es der Mobilitätsbeschluss vorsieht.
„Und um die Innenstadt zu beleben und attraktiver zu machen, sollten die Wege dorthin speziell zu Fuß und mit dem Rad bequemer und einladend werden. Dafür müssen folglich funktional ausreichende, sichere Verkehrsflächen sowie entlang der Wegeachsen Aufenthaltsflächen und Ausruhplätze geschaffen werden“, so Bettina Klose.
„Genau dafür kommt dem Plärrer eine herausragende Rolle zu. Hier könnten sich dann künftig auch Menschen verabreden und komfortabel aufeinander warten, die mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Er könnte bei geeigneter Gestaltung und Einbindung ins Wegenetz zum Bindeglied und „Vorplatz“ zur Altstadt werden.“
BUND Naturschutz empfiehlt Beteiligung
Der nun dem Stadtrat ohne Vorberatung im Stadtplanungsausschuss vorgelegte Plan sieht zwar Lückenschlüsse im Radwegenetz vor, ist aber in Bezug auf Leistungsfähigkeit, Komfort und Sicherheit weit von den Standards des Mobilitätsbeschlusses entfernt. Für zentrale Abschnitte der Radvorrangrouten sind die dargestellten Zweirichtungsradwege deutlich zu schmal, Radien zu eng und fast nirgends an den Ampeln Aufstellbereiche für Radelnde geplant. Wer dort anhalten und warten muss, behindert zwangsläufig andere Verkehrsteilnehmende.
Damit nicht künftig diejenigen mit Radanhänger, Dreirädern oder breiten Lastenrädern auf die Fahrbahn ausweichen müssen und City-Fahrten zum Hindernis-Parcours werden, sollte die Fuß- und Radwegeplanung noch am Mobilitätsbeschluss ausgerichtet werden.
Der BUND Naturschutz schlägt hierfür die Einbeziehung der Bürgerschaft bzw. der Fachverbände vor. Denn Bürgerbeteiligung stärkt eine demokratische Stadtgesellschaft, und in den jeweiligen Verbänden ist neben praktischer Alltagserfahrung auch viel Fachwissen verfügbar, das bei solch einem Großprojekt nicht unbeachtet bleiben solltellte.