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„Gießen Sie die grünen Riesen!“

Stadtbäume machen den Klimawandel für uns Menschen erträglicher – doch auch die grünen Riesen leiden unter der anhaltenden Hitze und Trockenheit. Schon jetzt ist klar, einige Bäume werden diesen heißen Sommer nicht überleben. Der BUND Naturschutz setzt auf die Hilfe der Mitbürger, die Stadtbäume vor der Haustür zu gießen und somit ihre Überlebenschancen zu erhöhen.

31.07.2018

„Die anhaltende Hitze mit Temperaturen bis zu 37 Grad macht vielen bayerischen Bürgern sehr zu schaffen, auch nachts kühlen sich die Häuser und Wohnungen nur wenig ab. Wohl dem, der da schattenspendende Bäume um sich hat“, sagt Richard Mergner, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN). „Doch auch die Bäume leiden und lassen in der sengenden Mittagshitze ihre Blätter hängen. Einige werden das wohl nicht überleben“, so Mergner weiter.

Die Stadt ist für Bäume ein Extremstandort. Stadtbäume haben häufig einen sehr eingeschränkten Wurzelraum. In den meisten Fällen ist die Baumscheibe nur wenige Quadratmeter klein, sie wird links durch den Gehweg, rechts durch die Straße und hinten und vorne durch Parkplätze begrenzt und von Randsteinen aus Beton eingefasst. Ver- und Entsorgungsleitungen im Boden unter den Bäumen und hohe Bodenverdichtung verhindern das Vordringen der Baumwurzeln bis zum natürlich gewachsenen Boden und zum Grundwasser. Wenn die Baumscheibe austrocknet, leiden die Bäume sehr, und auch kurzzeitige Starkregenereignisse bringen kaum Erholung. Das meiste Wasser fließt in den Städten über die Kanalisation ab und steht den Bäumen nicht mehr zur Verfügung. Zusätzliche Belastungen für Stadtbäume sind: Abstrahlung von Glasfassaden, aufgeheiztem Beton und Asphalt, Abgase, schlechter Baumschnitt, häufige Verletzungen durch Bauarbeiten und auch der Einsatz von Streusalz macht sich jetzt bei den Bäumen bemerkbar, indem die Blätter vom Rand her vertrocknen. Unter diesen sogenannten Blattrandnekrosen leiden vor allem Ahorn, Linden und Kastanien.

„Mit ein bis zwei großen Gießkannen Wasser am Tag kann man den Bäumen bei dieser Trockenheit schon helfen“, erklärt Christopher Busch, Baumschutzexperte von der Landesfachgeschäftsstelle des BN.

In vielen Städten wie beispielsweise München und Ingolstadt bietet der BN Baumpatenprojekte an. In der Stadt Nürnberg kümmern sich ca. 1.000 Baumpaten um über 1.300 Stadtbäume. Die Baumpflege übernimmt natürlich weiterhin die Stadt. Die Baumpaten pflegen die Grünfläche, in der der Baum steht, und können sich gestalterisch verwirklichen, zum Beispiel mit bunter Staudenbepflanzung, an manchen Baumstandorten findet sich ein Liegestuhl oder ein Vogelhäuschen in den Farben des FCN. Dies wertet die häufig als Restfläche, Hundeklo oder Müllabladeplatz wahrgenommene Baumscheibe auf. Und auch für die Bäume bringt das viele Vorteile: Der Unterwuchs dient als Verdunstungsschutz, durch die Wurzeln der Stauden wird der Boden der Baumscheibe gelockert, zusätzliches Hacken verbessert die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens und natürlich wässern die Paten ihre Bäume an heißen Sommertagen. Die Bäume danken es und kühlen durch Transpiration – also Verdunstung von Wasserdampf über ihre Blätter – die Umgebung ab. Dies macht die Stadtbäume als natürliche Klimaanlagen überlebensnotwendig für die Bevölkerung.

„Die Sommermonate waren in den letzten Jahren gekennzeichnet von immer neuen Hitzerekorden. Studien prognostizierten bis zum Ende des Jahrhunderts eine rapide Zunahme der Hitzetage mit Tagestemperaturen über 30° C und auch die Zahl der Tropennächte, in denen es nicht unter 20° C abkühlt, steigt an, was bei vielen Personen zu einer fehlenden Regeneration in der Nacht führen kann“, mahnt Richard Mergner.

In Städten verschlechtern die hohe Wärmespeicherfähigkeit von Beton und Asphalt und der hohe Versiegelungsgrad die Situation zusätzlich und führt zu einer Stauung der Hitze. So ist es in Städten immer bis zu fünf Grad wärmer als im unbebauten Umland. Grünflächen spielen daher für die Klimatisierung einer Stadt eine sehr wichtige Rolle. Bäume haben den größten Einfluss auf das urbane Mikroklima, sie kühlen durch Verdunstung und verschatten Höfe, Straßen und Plätze. Außerdem sind sie für den Erhalt der Biodiversität von größter Bedeutung. Ein ausgewachsener Laubbaum verdunstet an einem heißen Sommertag bis zu 400 Liter Wasser und kühlt somit seine Umgebung ab. Außerdem sind sie effektive Schattenspender: Mit gerade einmal 15 Metern Kronendurchmesser schafft es ein einziger Laubbaum, eine Fläche von 160 m2 mit seinem Schatten zu kühlen. Vor diesem Hintergrund ist es umso dramatischer, dass in den meisten Städten und Gemeinden Bayerns jedes Jahr eine große Zahl an Bäumen unwiederbringlich abgeholzt wird. Zum Schutz der Bäume haben nur ca. 100 von insgesamt 2.056 Kommunen eine Baumschutzverordnung erlassen.

„Angesichts der positiven Effekte der Bäume auf das Stadtklima, die Luft- und Lebensqualität, Biodiversität und ihrer gesundheitlichen Wirkung haben die Bürger natürlich ein starkes Interesse am Wohlergehen ihrer Stadtbäume“, weiß Busch. „Für Fragen aller Art zu Stadtbäumen und deren Schutz, zu Baumpatenschaften, bei Fragen zur Verkehrssicherheit von Bäumen, bei Nachbarschaftsstreitigkeiten oder wenn eine Fällung ohne Genehmigung vermutet wird stehen wir interessierten Bürgern für ihre Anliegen als Ansprechpartner zur Verfügung.“

Kostenfreie Telefonnummer: 0800/STADTBAUM (0800/78 23 822), Montag bis Donnerstag von 9 Uhr bis 13 Uhr sowie unter der E-Mail-Adresse stadtbaum@bund-naturschutz.de.

Auf der Webseite des BUND Naturschutz (www.bund-naturschutz.de/stadtbaum) gibt es zudem eine FAQ-Sektion, in der man Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen rund um das Thema Stadtbäume erhält.